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Mühlbach
Franziskanerinnen aus Indien in Mühlbach: In das Pfarrzentrum zieht wieder klösterliches Leben ein
Aktuell leben im Mühlbacher Pfarrzentrum zwei Schwestern. Die Zahl soll aber auf sechs wachsen. Wie sie sich eingewöhnt haben und wie ihr Alltag aussieht.
Schwester Riya (links) und Schwester Rosmitha gehören dem Orden der Franziskanischen Klarissen an. Seit vergangenem Jahr wohnen sie im Mühlbacher Gemeindezentrum.
Foto: Sigrid Brunner | Schwester Riya (links) und Schwester Rosmitha gehören dem Orden der Franziskanischen Klarissen an. Seit vergangenem Jahr wohnen sie im Mühlbacher Gemeindezentrum.
Sigrid Brunner
 |  aktualisiert: 10.02.2024 02:45 Uhr

Das Pfarrzentrum in Mühlbach blickt auf eine längere Vorgeschichte zurück. Es hat seinen Ursprung in einem Kloster. Von 1925 an lebten hier die Missionare zur Heiligen Familie. Mit dem Weggang von Josef Bartmann verließ 2012 der letzte Pater des Ordens Mühlbach. Seit Sommer 2023 ist in das Gebäude erneut klösterliches Leben eingezogen: in Person zweier Ordensschwestern aus Indien. In Kürze sollen noch zwei weitere Schwestern hinzukommen. Geplant sei die Unterbringung von insgesamt sechs Frauen, führen Dekan Andreas Krefft und Pfarrvikar Johnson Thottathil in einem Gespräch aus. 

Schwester Riya und Schwester Rosmitha sind beide 37 Jahre alt. Wie fast alle Bad Neustädter Neubürger aus Indien – aktuell 240 an der Zahl – stammen auch sie aus der Provinz Kerala, und wie die meisten von ihnen arbeiten auch sie als Krankenschwestern im Rhön-Klinikum, und zwar in der Neurologie. 

Der Orden der Franziskanischen Klarissen wurde 1875 in Indien gegründet

Die beiden Schwestern sind nach dem Abitur im Alter von 17 Jahren dem franziskanischen Orden beigetreten. Offiziell heißt dieser "Franciscan Clarist Congregation" (Franziskanische Klarissen). Die Gemeinschaft wurde 1875 nach der Regel des Heiligen Franziskus in Pala (Indien) gegründet. Sie breitete sich rasch in der Provinz Kerala mit einzelnen unabhängigen Gemeinschaften aus. Darüber informiert das Erzbistum Köln, wo sich Niederlassungen des Ordens befinden, auf seiner Homepage. 1973 erhielt die Ordensgemeinschaft die päpstliche Anerkennung. 

Im Erdgeschoss des Gemeindezentrums wurde eine kleine Kapelle für die Schwestern eingerichtet.
Foto: Sigrid Brunner | Im Erdgeschoss des Gemeindezentrums wurde eine kleine Kapelle für die Schwestern eingerichtet.

Schwester Riya und Schwester Rosmitha absolvierten ihre Ausbildung zur Krankenschwester erst hier in Deutschland. In ihrer Heimat seien sie in die Gemeindearbeit eingebunden gewesen, erzählen sie. Der Orden kümmere sich unter anderem um bedürftige, ältere, obdachlose und kranke Menschen. Darüber hinaus seien die Schwestern auch als Lehrerinnen tätig. 

Ein Loblied auf die Pünktlichkeit und Sauberkeit in Deutschland

Auf die Frage, was in Deutschland anders ist als in Indien, antworten die zwei Frauen spontan und unisono: "Sehr viel." Insbesondere heben sie das hervor, was oft Deutschen nachgesagt wird: Pünktlichkeit und Sauberkeit. "Uns gefällt es hier sehr gut", erklären sie. Immerhin leben sie auch schon seit neun Jahren in Deutschland.

Vor allem gefalle ihnen die Arbeit im Krankenhaus. Der Kontakt mit den Patientinnen und Patienten bereite Freude. Insbesondere, wenn man mitverfolgen könne, wie diese gesundheitliche Fortschritte machen.

Im Bildvordergrund ist die Klosterkirche zu sehen. Dahinter fügt sich das 1989 entstandene Pfarrzentrum an. 
Foto: Sigrid Brunner | Im Bildvordergrund ist die Klosterkirche zu sehen. Dahinter fügt sich das 1989 entstandene Pfarrzentrum an. 

Pfarrvikar Johnson kennt Schwester Riya und Schwester Rosmitha schon länger. Damals waren sie noch im Raum München tätig. Über ihn stellte sich der Kontakt nach Bad Neustadt her. Sie selbst haben sich die Saalestadt vorher angesehen und ihnen habe gefallen, was sie wahrgenommen haben. 

Im Mühlbacher Pfarrzentrum wurde eine kleine Kapelle eingerichtet

Bevor sie nach Bad Neustadt gekommen sind, habe man sicherstellen müssen, schildert Dekan Krefft, dass die Schwestern hier auch ihren Glauben praktizieren und die Ordensregeln weiterführen können. In dem bis dahin weitgehend ungenutzten Pfarrzentrum wurde neben einer Wohnung eine kleine Kapelle im Erdgeschoss eingerichtet.

Dort halten die Schwestern ihr Morgen- und ihr Abendgebet. Jeden Tag findet zudem eine einstündige Messfeier statt, die in der Regel Pfarrvikar Johnson zelebriert. An dieser würden auch stets etliche indische Mitbürger teilnehmen. 

Pfarrvikar Johnson gewährleistet die notwendige religiöse Begleitung. Dekan Krefft bezeichnet diesen als "Brückenbauer zwischen den Einheimischen und den Neubürgern". Die indischen Mitbürger würden sich hier sehr wohlfühlen, sagt der Pfarrvikar dazu. "Sie fühlen sich gut aufgenommen."

Rund 90 Prozent aller Christen in Indien praktizieren auch ihren Glauben

In Indien wird der christliche Glaube intensiver gelebt als in Deutschland. "In Kerala gehen am Sonntag fast alle Katholiken in die Kirche", berichtet Schwester Riya. Im Gegensatz zu Deutschland seien dort die Kirchen regelmäßig voller Menschen. In den Familien seien zudem jeden Tag gemeinsame Abendgebete üblich, fügt Pfarrvikar Johnson an. "Diese dauern eine halbe bis eine Stunde, mit Angelus, Rosenkranz-Gebet und Gebet für die Verstorbenen." Rund 90 Prozent aller Christen in Indien würden ihren Glauben auch praktizieren. 

Der Dekan sieht in den indischen Frauen, Männern und Kindern eine große Bereicherung für die Kirchengemeinde. Sie seien sehr aktiv und würden sich an allen Pfarrfesten beteiligen. "Die Kirche in Bad Neustadt ist bunt", betont er. Die aktiv Glaubenden würden die Kirchengemeinden deutlich stärken. Ebenso die Schwestern. "Der Glaube der Ordensschwestern ist spürbar", erklärt Pfarrer Krefft. "Allein dadurch, dass sie da sind, nehmen sie Einfluss auf das christliche Leben hier."

Vom Kloster zur Pfarrgemeinde Mühlbach

1925 kamen die Missionare zur Heiligen Familie nach Mühlbach. Die Patres bauten in der Weltwirtschaftskrise das Mälzereigebäude in ein Kloster um. Die Mühlbacher konnten in der neuen Klosterkirche den Gottesdienst mitfeiern.
Pater Hock erhielt von der Diözese Würzburg die Aufgabe, eine eigene Kirchengemeinde zu gründen, was 1963 mit der Wahl der ersten Kirchenverwaltung umgesetzt wurde. Ab 1980 leitete Pater Alois Endlein die Pfarrgemeinde.
Bis 1969 diente das Kloster dem Orden als Noviziat, als Haus für junge Ordensleute während der Einführungszeit. Danach war es ein Wohnheim für Schüler. Patres der Heiligen Familie betreuten zu der Zeit die Kirche in Lebenhan, wo sie bis 1978 ein Ordenshaus und eine Schule unterhielten. Deren Schüler wohnten zum Teil in Mühlbach.
1989 wurde unter Pater Josef Bartmann das alte Kloster zum Pfarrzentrum umgebaut und die Kirche erweitert. Im Pfarrzentrum fanden unter anderem die Kurseelsorge, Bücherei, Besprechungsräume und ein Meditationsraum Platz. Auch wurde es von Vereinen oder für Feiern genutzt. 
Quelle:  Pfarreiengemeinschaft Bad Neustadt
 
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