
Im Februar haben Bewohnerinnen und Bewohner der Karlstadter Altstadt eine Nachricht der Telekom erhalten. Bereits geschlossene Verträge wurden storniert und können ab März neu gebucht werden. Hintergrund: Statt des Tochterunternehmens Glasfaser Plus baut die Telekom hier selbst das Glasfasernetz aus. Das hatte das Unternehmen 2023 angekündigt. So wird verhindert, dass die Altstadt großflächig aufgegraben wird. Dafür hatte sich die Stadt eingesetzt. Jetzt soll nur punktuell gegraben werden.
Unterdessen informiert jetzt auch die 1&1 AG, dass sie für 1000 Haushalte in Karlstadt seit dem 21. Februar als Anbieter zur Auswahl steht. "Die Bürgerinnen und Bürger können sich frei für einen der verfügbaren Anbieter, wie 1&1, entscheiden und sind bei der Tarifwahl nicht abhängig vom vor Ort ausbauenden Unternehmen", schreibt das Unternehmen in einer Pressemitteilung.
Wie weit ist der Ausbau in Karlstadt und den Stadtteilen gediehen und wo wird als nächstes ausgebaut? Uli Heck, Pressesprecher der Stadt Karlstadt, gibt Antworten auf diese und weitere Fragen zum Glasfaserausbau:
Was ist die Basis für den aktuellen Breitbandausbau in Karlstadt?
Die Bayerische Gigabitrichtlinie, die 2020 gestartet ist und in diesem Jahr ausläuft. Denn vor allem im ländlichen Raum ist der Aufbau einer flächendeckenden Glasfaser-Infrastruktur für Unternehmen oft nicht profitabel genug. Kommunen könnten ihn sich ohne Zuschuss kaum leisten. Das Förderprogramm unterstützt Gemeinden dort, wo kein eigenwirtschaftlicher Ausbau stattfindet, heißt es vom Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung.
Das sind etwa Adressen, deren Internet-Geschwindigkeit unter 30 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) beträgt. Oder private Anschlüsse, die noch nicht mit mindestens 100 Mbit/s im Download versorgt sind. Anschlüsse, die bereits über mehr als 500 Mbit/s im Download verfügen, sind nicht förderfähig. Ziel der Förderung ist eine Geschwindigkeit von mindestens einem Gigabit pro Sekunde (Gbit/s) für gewerbliche Anschlüsse und mindestens 200 Mbit/s für private Anschlüsse.
Bereits vor Start dieses Förderprogramms wurde in Karlstadt und den Stadtteilen Glasfaserkabel verlegt. In die einzelnen Haushalte erfolgte die Übertragung jedoch oft noch über Kupferleitungen. Jetzt werden alte Kupferleitungen durch Glasfaserkabel getauscht und so die Internetverbindung beschleunigt und stabilisiert.
Wo wurde in Karlstadt in jüngster Zeit Glasfaser verlegt?
Bis Sommer 2022 haben die Stadtwerke Hammelburg den Stadtteil Heßlar mit schnellem Internet versorgt. Zudem hat die Glasfaser Plus GmbH den eigenverantwortlichen Breitbandausbau, ohne finanzielle Beteiligung der Stadt, in Mühlbach abgeschlossen. In der Kernstadt sollen die Arbeiten bis Ende März fertiggestellt sein. Die an die Telekom übergebene Erschließung der Altstadt soll voraussichtlich noch in diesem Jahr erfolgen. Über 3100 Haushalte verfügen hier dann über schnelles Internet.
Ursprünglich sollten diese Glasfaser-Anschlüsse bis Ende 2022 gebaut werden. Doch der Stadtverwaltung und den örtlichen Versorgungsträgern fehlten lange noch geforderte Unterlagen. Zudem war das ausführende Bauunternehmen wegen mangelnder Bauqualität in Lohr in die Kritik geraten und in Karlstadt genau überwacht worden.
Wo finden aktuell Arbeiten statt?
Die Deutsche Telekom ist für den Internet-Ausbau in Karlstadt und Eußenheim zuständig. Seit Mitte 2024 verlegt das Unternehmen in den beiden Kommunen über 360 Kilometer Glasfaser direkt bis in die Häuser, auch bezeichnet als FTTH (Fiber to the Home), und stellt 45 Verteiler auf.

In Karlstadt profitieren davon Teilbereiche von Karlburg, Rettersbach, Erlenbach, Rohrbach, Stadelhofen, Wiesenfeld sowie weitere Außenbereiche (siehe Grafik). Insgesamt werden 608 Anschlüsse bis voraussichtlich Ende 2025 einen kostenfreien Glasfaseranschluss erhalten. Gestartet sind die Bauarbeiten im Juli 2024 im Stadtteil Wiesenfeld, in den nächsten Wochen wird es im Stadtteil Rohrbach weitergehen, informiert Heck.
Wo ist der Breitbandausbau in Karlstadt geplant, aber noch nicht umgesetzt worden?
Die Glasfaser Plus GmbH ist für den Internet-Ausbau im Süd-Osten zuständig. Über 120 Haushalte am Wurzgrund, Kalvarienberg und Am Steinlein sollen einen kostenfreien Glasfaseranschluss erhalten. "Aktuell befindet sich die Maßnahme noch in der Planungsphase, der Ausbaubeginn wird daher nicht mehr in diesem Jahr erwartet", so Heck. Nach Start können die Arbeiten bis zu 48 Monate dauern.
Insgesamt hatte die Stadt für 1098 Adressen eine Bundesförderung beantragt, der Topf war jedoch leer. Für einen Großteil von Stetten soll in der nächsten Förderungsrunde ein Antrag gestellt werden.
Wie hoch sind die Kosten für die Stadt Karlstadt?
Durch das bayerische Förderprogramm werden 90 Prozent der Kosten bezuschusst. Die Arbeiten der Telekom in Karlstadt und Eußenheim sind mit über 5,3 Millionen Euro veranschlagt – 3,4 Millionen Euro davon fallen in Karlstadt an. Vom Freistatt erhält Karlstadt knapp über drei Millionen Euro, Eußenheim rund 1,75 Millionen Euro. Die Eigenmittel der Stadt belaufen sich damit noch auf 337.000 Euro, für Eußenheim auf 195.000 Euro.
Für die Arbeiten der Glasfaser Plus am Wurzgrund, Am Steinlein und Kalvarienberg fallen noch einmal 723.000 Euro an. Auch hier fördert der Freistaat Bayern 90 Prozent der Kosten, genauer 651.000 Euro. Die Stadt muss 72.333 Euro zahlen.