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Karlstadt
Glasfaserausbau in Karlstadt: Verantwortliche Firmen ringen nach Ärger in Lohr um Vertrauen der Stadt
Im Karlstadter Bauausschuss stellten sich die Unternehmen nun den kritischen Fragen der Verwaltung. Wie sollen Mängel wie in Lohr verhindert werden?
Wie können Mängel beim Glasfaserausbau in Karlstadt verhindert werden? Dieser Frage widmete sich am Dienstag der Bauausschuss.
Foto: Matthias Rietschel, dpa (Symbolfoto) | Wie können Mängel beim Glasfaserausbau in Karlstadt verhindert werden? Dieser Frage widmete sich am Dienstag der Bauausschuss.
Stefanie Koßner
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:34 Uhr

Nach massiver Kritik an der Qualität des Glasfaserausbaus in Lohr mussten sich Vertreter der verantwortlichen Unternehmen Deutsche Telekom und Circet am Dienstag über eine Stunde lang den kritischen und teils verärgerten Fragen der Karlstadter Verwaltung und Bauausschussmitglieder stellen. Denn in der Siedlung sollen jene Firmen bald ebenfalls den Ausbau vornehmen. In der ersten Sitzung nach der Sommerpause ging es deshalb eher am Rande um die konkreten Maßnahmen.

Es sollen in der Karlstadter Altstadt, der Siedlung und in Mühlbach ein Glasfasernetz verlegt und so 3100 Haushalte bis ins Haus mit schnellem Internet versorgt werden. Der Stadt sollen durch den eigenwirtschaftlichen Aufbau dieses sogenannten FTTH-Netzes durch die Telekom keine Kosten entstehen. Der Stadtrat stimmte dem Vorhaben im September 2021 zu. In der jüngsten Bauausschusssitzung ging es jedoch erst einmal um die Karlstadter Siedlung. Hier sollte ursprünglich im September mit den Arbeiten begonnen werden.

Anwohner in Lohr kritisierten untragbare Zustände rund um die Arbeiten

Kompliziert sind dabei bereits die Zuständigkeiten: Um den Ausbau finanziell stemmen zu können, ist zunächst die Glasfaser Plus GmbH federführend verantwortlich, eine Unternehmenskooperation (Joint Venture) zwischen der Deutschen Telekom und einem australischen Investor. In deren Auftrag wiederum kümmert sich die Telekom um die Arbeiten und treibt diese voran. Dafür hat sie die Firma Circet beauftragt. Und diese ist in Lohr negativ aufgefallen.

Glasfaserausbau in Karlstadt: Verantwortliche Firmen ringen nach Ärger in Lohr um Vertrauen der Stadt

Was war passiert? Seit vergangener Woche steht der seit Monaten laufende Glasfaserausbau in Lohr vorerst still. Grund ist die Kritik an der Arbeitsqualität der von der Telekom beauftragten Firma Circet. Für diese waren wiederum verschiedene Bautrupps und Subunternehmer im Einsatz. Derzeit wird durch Kontrollgrabungen die Qualität der Verlegearbeit überprüft. Anwohner hatten Verstöße gegen geltende Baustandards und untragbare Zustände im Umfeld der Baustellen massiv kritisiert

Telekom will Arbeiten in Karlstadt gezielt überwachen

"Auch wir haben die Meldungen in der Presse verfolgt und sorgen uns nach einem Gespräch mit dem Lohrer Bürgermeister", sagte der Karlstadter Bürgermeister Michael Hombach (CSU). An die Firmenvertreter gerichtet fragte er: "Was machen Sie in Karlstadt anders als in Lohr?" Immerhin gebe es im Stadtgebiet Bereiche, die erst kürzlich neu hergestellt worden seien und nun erneut aufgerissen werden sollen. Hier müsste eine nachhaltige Lösung gefunden werden.

"Die Telekom muss jetzt sehen, wie sie das Vertrauen der Stadt und der Bürgerschaft gewinnen kann", sagte Mitarbeiter Tobias Körber. Als erster Schritt stehe er deshalb im Bauausschuss Rede und Antwort. "Wir wollen jetzt erst einmal schauen, was wir der Stadt bieten können." Die Telekom werde den Ausbau mit einem Qualitätssicherungssystem überwachen. Dies soll verhindern, dass es zu einem "zweiten Lohr" komme – eine hundertprozentige Sicherheit könne es jedoch nicht geben.

Der betroffene Bautrupp sei jedoch nicht mehr für Circet tätig. Körber wies in diesem Zusammenhang auf den akuten Fachkräftemangel hin. "Wir haben aus Lohr gelernt, es wäre fatal, wenn wir das nicht berücksichtigen würden." Das Glasfasernetz solle schnell ausgebaut werden, aber zur Zufriedenheit aller, so Körber.

Nach heftiger Kritik an der Bauqualität beim Glasfaserausbau in Lohr gilt derzeit ein von der Baufirma Circet selbstauferlegter Baustopp. In verschiedenen Stadtteilen wie hier in Rodenbach laufen Arbeiten zur Kontrolle der bisherigen Arbeitsqualität und zur Nachbesserung. 
Foto: Johannes Ungemach | Nach heftiger Kritik an der Bauqualität beim Glasfaserausbau in Lohr gilt derzeit ein von der Baufirma Circet selbstauferlegter Baustopp.

Ein externer Bauüberwacher, der mit Telekom und Circet in Kontakt stehe, soll die Baustelle unangekündigt mindestens zweimal pro Woche aufsuchen und etwa prüfen: passen Beschilderung und Baustellenaufbau? Die Überwacher seien Profis, mit denen man seit Jahren zusammenarbeite. "Auch die Telekom wird regelmäßig vor Ort sein und einmal wöchentlich mit allen Beteiligten sprechen." Auffälligkeiten könnten dabei mitgeteilt werden, alles werde protokolliert. "Dieses Vorgehen hat sich bereits in Zellingen und Rimpar bewährt", sagte Körber.

Krajewski: "Wir brauchen Fachkräfte, die wissen, was sie tun"

Hombach wies darauf hin, dass Kommunen laut einer Vereinbarung des Bayerischen Gemeindetags mit der Telekom zudem die Möglichkeit hätten, zusätzlich einen privaten Sachverständigen einzuschalten. Die Kosten trage dann die Telekom. Dies sei in Karlstadt jedoch nicht möglich, so Körber, da die Glasfaser Plus verantwortlich sei und die Telekom nur ausführe. "Sie sagen, eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sei wichtig – warum wird die Bauüberwachung dann nicht mitbezahlt?", monierte Hombach.

Deutliche Worte fand auch Karsten Krajewski, bei der Stadt zuständig für die Tiefbautechnik: "Bedenken waren von Anfang an da." 2008 habe die Stadt erste Erfahrungen mit einem Glasfaserausbau durch die Telekom in Gambach gemacht, "der war sehr sehr holprig". Es habe mehrere Baustopps gegeben. "Der geplante Ausbau hat jetzt eine ganz andere Dimension. Wir brauchen Fachkräfte, die wissen, was sie tun. Bringen Sie eine Firma, bei der wir wissen: die haben es drauf."

Leerrohre der Stadt können für den Glasfaserausbau mitverwendet werden

Bei der Stadt Würzburg habe er um Referenzen für die Firma Circet gebeten. Auch von dort habe es geheißen, dass nicht nach Standard gearbeitet worden sei. Krajewski: "Wir wollen, dass unsere städtische Infrastruktur intakt bleibt und fühlen uns in gewisser Weise nicht ernst genommen." Telekom-Mitarbeiter Tobias Körber versicherte: "Wir müssen nach den Tiefbauarbeiten den Zustand von vorher herstellen." Bereits verlegte Leerrohre der Stadt könnten außerdem zum Großteil mitverwendet werden, etwa in der Bodelschwinghstraße.

Auch Dolf Brancart von der Firma Circet bemühte sich um Schadensbegrenzung: "Sie bekommen eine Fachfirma. Ich bin nach Karlstadt gekommen, um das Projekt zu realisieren." Die Arbeiter würden überwacht, die Stadt bekomme die Unterlagen der ausführenden Firma und gebe ihr Okay – "mehr kann ich nicht tun". Mängel wie in Würzburg und Lohr werde es in Karlstadt nicht geben.

Der genaue Start des Ausbaus steht noch nicht fest

Einen genauen Zeitplan konnte Brancart indes zur Unzufriedenheit des Plenums nicht nennen. "Wir wollen erst einmal in der oberen Siedlung beginnen, um Vertrauen zu schaffen." Zudem werde es jeden Mittwoch von 16 bis 18 Uhr eine Bürgersprechstunde im Baubüro geben. Brancart: "Wir sind da und ansprechbar." Starten könnten die Arbeiten Anfang Oktober. Der Baufortschritt hängt dann laut Körber von der Witterung und der Materialbeschaffung ab.

"Ich sehe, dass darum gekämpft wird, dass hier alles gut abläuft", schloss Hombach. "Wir werden damit starten und das engmaschig begleiten. Wichtig ist eine enge Kommunikation, damit Mängel sofort behoben werden können und das Projekt ein Erfolg wird."

 
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  • waldwichtel
    Es ist äußerst ratsam, einen Sachverständigen hierfür einzustellen, der die Bautätigkeit lückenlos überwacht. Nur so können alle Schäden festgestellt werden bzw. mangelnde Ausführungen tatsächlich erkannt werden. Die Kosten hierfür werden durch vermiedene spätere Reparaturen mehrfach wieder reingeholt.
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  • flyarcus@gmx.de
    ...wer braucht Glasfaser?
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  • famker22501804
    Ich arbeite seit über 30 Jahre bei einem Energieversorger ..auch lange im Kabelgraben.
    Im Nachbarort hat die benannte Firma in Rekordgeschwindigkeit den Ort erschlossen..ich konnte nur Staunen!
    Min 20 Arbeiter waren da immer ...vorne wurde gegraben hinten schon geteert.
    Ich bin mir sicher, dass die Ortsansässige Baufirma in Lohr-Wombach... das vielleicht etwas besser macht.
    Aber für alle unbezahlbar zwinkern und nie in dieser Geschwindigkeit.... !
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  • keiler
    famker22501804, bevor Sie einen solchen Kommentar abgeben sollten Sie überlegen, wer dann die Folgeschäden zu tragen hat. Die super schnell unter unmenschlichen Bedingungen arbeiteten Bautrupps haben gegen jeglichen Sachverstand gewerkelt, das sogar einen Laien staunen lassen hat. Kabel wild verlegt, mit Erdrakete gearbeitet, obwohl Gas- und Stromleitungen in der Straße liegen, mangelnde Verdichtung der Verfüllungen, keine Frostschutzschicht eingebaut, die unweigerlich bei Frösten und anderen Ereignissen wie Starkregen, etc. zu gewaltigen Schäden führen. Es gibt Regeln, die einzuhalten sind. Wer muss sonst die Schäden zahlen? Wir Steuerzahler. Achtung: Wer billig kauft, kauft doppelt.

    Für meinen Hausanschluss kommt die Firma C nicht ins Haus.
    Bin gespannt, wie oft noch aufgegraben werden muss, wenn die Glasfaser eingeschossen werden.
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  • famker22501804
    Nach unmenschlich hat das nicht ausgesehen....neuste Maschinen...alle hatten ihre BSA .
    Ich denke die Bauarbeiter aus wenn sie aus Osteuropa kommen sind froh über diesen Job der sicher ein vielfaches an Lohn bringt wie in ihrer Heimat.
    Ich bleib dabei... Main-Post fragt mal bei der VG Zellingen nach ob die zufrieden sind?
    Alle wollen Glasfaser und das für 9,99€ im Monat...das geht nur so.
    Schnell und günstig hat mit der Qualität der Arbeit nix zu tun..!
    Glaserfaser darf übrigens in einer höhe von 40cm eingebaut werden.
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