Viele Karlstadter, die sich zum Jahresende 2022 schon auf schnelles Internet gefreut haben, dürften enttäuscht gewesen sein. Wie die Telekom ihren Kundinnen und Kunden in einer E-Mail im Dezember mitteilte, benötige der Glasfaserausbau durch den Kooperationspartner Glasfaserplus GmbH leider mehr Zeit als geplant. Ursprünglich sei vorgesehen gewesen, die Anschlüsse bis Ende 2022 zu bauen. In der Altstadt, der Siedlung und in Mühlbach sollen 3100 Haushalte eine bessere Netzanbindung erhalten. Zuletzt hieß es, die Arbeiten könnten Anfang Oktober 2022 starten.
Der Stadt fehlen noch Unterlagen
In dem Schreiben der Telekom, das der Redaktion vorliegt, heißt es auch, der Glasfaserausbau in Karlstadt gehe stetig voran. Wie allerdings die städtische Pressestelle auf Nachfrage mitteilt, habe der geplante Ausbau noch gar nicht begonnen. Der Stadtverwaltung und den örtlichen Versorgungsträgern fehlen noch geforderte Unterlagen. Diese hätten die Telekom und die Glasfaserplus GmbH noch nicht vorgelegt.
Wie Pressesprecher Uli Heck mitteilt, befürworte die Stadt den Eigenausbau der Telekom und sei bereit, eine "schnelle Umsetzung zu unterstützen". Dabei dürfe die städtische Infrastruktur aber nicht beschädigt und die Bevölkerung nicht durch die Bauausführung gefährdet werden.
Verantwortlich für das Ausbauprojekt ist die Glasfaserplus GmbH, eine gemeinsame Firma der Telekom und des australischen Unternehmens IFM Investors. "Tatsächlich ist aktuell nach außen hin noch nichts sichtbar", sagt Pressesprecherin Anke Piontek gegenüber dieser Redaktion zum aktuellen Stand des Projekts. "Im Hintergrund laufen die Vorbereitungen für den Glasfaserausbau aber bereits mit Hochdruck", betont sie. Dazu würden Genehmigungsverfahren und Vor-Ort-Begehungen gehören. Der Beginn des Tiefbaus sei für Februar 2023 anvisiert. Zu den Gründen für die Verzögerung schweigt die Pressesprecherin.
Der Ausbau steht unter kritischer Beobachtung
Das Projekt in Karlstadt steht ohnehin unter kritischer Beobachtung der Verwaltung und des Stadtrats. Denn nachdem massive Qualitätsmängel beim Glasfaserausbau in Lohr an die Öffentlichkeit gelangten, weckte das die Befürchtung, dass es in Karlstadt zu vergleichbaren Problemen kommen könnte.
Immerhin soll wieder die Firma Circet mit den Arbeiten beauftragt werden – also das gleiche Unternehmen, das in Lohr für negative Schlagzeilen sorgte. In einer Bauausschusssitzung im September wollte Bürgermeister Michael Hombach deshalb auch wissen, was die Unternehmen in Karlstadt anders machen würden.
Ein Vertreter der Telekom, Tobias Körber, hatte in der Sitzung für Vertrauen geworben. Unter anderem kündigte er an, den Ausbau von einer externen Firma überwachen zu lassen. Das soll verhindern, dass es zu "einem zweiten Lohr" komme. Es hieß zudem, dass der betroffene Bautrupp nicht mehr für Circet tätig sei. "Wir haben aus Lohr gelernt, es wäre fatal, wenn wir das nicht berücksichtigen würden", sagte der Telekom-Mitarbeiter.