
Das Hochwasser im Juni 2024 ließ Kitzingen mit Ungläubigkeit über das Ausmaß des Unwetters und einem Schock zurück – obwohl die Hochwassergefahr lange bekannt war. Insgesamt 100 Häuser in Kitzingen waren nach dem Hochwasser Anfang Juni 2024 betroffen. Die Kommune will handeln, Prozesse laufen aber schleppend. Gleichzeitig wurden Versicherungen bei Kitzinger Betroffenen gekündigt und Hausbesitzerinnen und -besitzer nahe der Bäche fühlen sich im Stich gelassen. Wie geht's weiter?
Was wurde seit dem Unwetter von Seiten der Stadt unternommen?
Direkt nach dem Unwetter mussten in einer Sofortmaßnahme Schlamm und Totholz raus aus den Bächen. Im Oktober sei dann die Stadtverwaltung mit einem Unternehmen für Starkregen-Risikomanagement im Gespräch gewesen, Anfang des Jahres 2025 mit dem Wasserwirtschaftsamt. Alle Bächer und Gewässer sind unter die Lupe genommen worden, teilt der Pressesprecher der Stadt Kitzingen, Ralf Dieter, mit. "Eine umfangreiche Bestandsanalyse und Risikobeurteilung koste allerdings Zeit", heißt es. Erst dann geht es an die Planung von Maßnahmen.

Welche Lehren wurden aus dem Hochwasser gezogen?
Klar sei laut Dieter, dass Kitzingen besser auf ein solches Starkregenereignis vorbereitet sein müsse. "Wir würden gerne Vorkehrungen getroffen haben, um das Wasser möglichst lange außerhalb des Stadtgrabens zu halten", so das oberste erklärte Ziel der Stadt Kitzingen. Der Bau von Schutzdämmen sei angedacht und der Prozess des Sturzflut-Risikomanagements soll beschleunigt werden.
Was lief schon gut beim Hochwasser im Juni 2024?
"Die Koordination und Arbeit der Einsatzkräfte lief hervorragend. Die Alarmierung lief gut. Die Hilfsbereitschaft innerhalb der Bevölkerung war überwältigend – in den Stunden und Tagen danach, aber auch später", meint Dieter. Über die "Stiftung Unser Kitzingen" seien 34.000 Euro für die Flutopfer gesammelt worden.

Hat die Feuerwehr genügend Ausstattung?
Die Bestückung mit Sandsäcken ist aus Sicht der Stadt sehr gut: Es gebe vier Gitterboxen voll mit Sandsäcken, große Mengen Sand, die beim Bauhof gelagert sind, und eine Füllmaschine, die Säcke im Akkord mit Sand befüllt. "Bei einem Ereignis wie Anfang Juni", warnt Dieter, "helfen Sandsäcke aber nur in begrenztem Ausmaß."
Wie wahrscheinlich ist solch ein Ereignis in der Zukunft?
"Anfang Juni hat uns schmerzlich vor Augen geführt, dass Kitzingen von Starkregenereignissen nicht verschont bleibt", sagt Dieter. Solche werden in Zukunft eher häufiger vorkommen – so die Aussage aller Experten, die die Stadt Kitzingen befragt hat.
Wie steht es um den Kindergarten in der Alemannenstraße?
Die Arbeiten sind im vollen Gange. "Läuft alles nach Plan, sind die Arbeiten Anfang April abgeschlossen", so der Pressesprecher der Stadt Kitzingen. Sollte die anschließende Prüfung der Fachaufsicht inklusive Erteilung der Betriebserlaubnis reibungslos erfolgen, dann können ab Mai oder Juni wieder alle Gruppen des Kindergartens einziehen, sagt Dieter.
Was können Anwohnerinnen und Anwohner selbst tun?
Den Garten so gestalten, dass das Wasser vom Haus weg fließt, anstatt darauf zu, rät die Stadt. Generell sollte ein Auge darauf geworfen werden, wo Regenwasser sich seinen Weg bahnt und Ableitungen geplant werden.

Weitere Tipps: Lichtschächte ummauern, Rückstauklappen verbauen, Schotten vorbereiten, Kellerfenster schließen und deren Dichtungen kontrollieren. Und auf keinen Fall in den Keller gehen, sollte dieser überflutet sein.
Versicherung weg: Darf das passieren?
Das ist dem Esbach-Hof in Kitzingen so passiert. Laut Sascha Staub von der Verbraucherzentrale Bayern erhöhten viele Versicherer die Prämien nach einem Schaden anstatt zu kündigen. Jedoch ist "eine Kündigung durch den Versicherer auch ohne vorherigen Schadensfall möglich", sagt Staub. Es bestehe kein Rechtsanspruch auf Versicherungsschutz.
Konkrete Zahlen, wie oft so etwas passiert, liegen Staub nicht vor. Beides passiere aber inzwischen vermehrt. Die Verbraucherzentrale blickt auf diese Praxis kritisch. Julia Alice Böhne vom Bund der Versicherten weiß außerdem, dass es "sehr schwierig bis unmöglich sein kann, nach einer Kündigung und einem Vorschaden einen neuen Vertrag bei einem anderen Versicherer zu erhalten".
Sowohl die Verbraucherzentrale als auch der Bund der Versicherten fordern deshalb eine verpflichtende Elementarschadenversicherung für Wohngebäude.
2025: Was kommt auf Versicherte zu?
Die Verbraucherzentrale blickt besorgt auf das Jahr 2025, teilt Staub mit: Erhebliche Beitragssteigerungen in der Wohngebäudeversicherung seien angekündigt. Das könne sich nicht jeder leisten. Außerdem stellten einige Versicherer bereits das Geschäft mit Wohngebäuden ein: nicht mehr wirtschaftlich. Der Grund: "Klimawandel und sehr teure Extremwetterereignisse", sagt Staub. Im Zweifel rät er dazu, alles "zu dokumentieren, um im Schadensfall die Chance auf staatliche Soforthilfe zu bekommen".