
"Damit konnte keiner rechnen": Einigermaßen überrascht zeigen sich Politiker immer wieder, wenn das nächste "Jahrhunderthochwasser" Menschen um ihre Existenz bringt. Solche Floskeln müssen wie Hohn in den Ohren Betroffener klingen!
Ist es doch längst wissenschaftlicher Konsens, dass Extremwetter-Ereignisse wie das Hochwasser in Kitzingen im Juni 2024 häufiger und stärker werden. Man halte fest: Mit dem Hochwasser 2002 an der Elbe, Donau und Saale, 2013 in weiten Teilen Deutschlands, 2021 im Ahrtal sowie 2024 in Süddeutschland gab es bereits vier sogenannte Jahrhunderthochwasser seit Beginn dieses Jahrhunderts. Die nächsten 75 Jahre also keines mehr? Ich wage das zu bezweifeln.
Kaum präventiver Klimaschutz und Versicherer, die weniger versichern
Fehlender Klimaschutz wird uns als Gesellschaft noch teuer zu stehen kommen: Jeder Cent, der jetzt nicht in Klimaschutz fließt, muss hinterher laut Klimaschutzorganisation myclimate Deutschland in sechsfacher Menge aufgewendet werden. Die Folgen von Extremwetter-Ereignissen sind teuer. Kommunen wie die Stadt Kitzingen können diese Kosten unmöglich in ihren Haushalt einplanen – weil unvorhersehbar. Versicherer wollen sie nicht mehr versichern – weil zu riskant.
Die größte Belastung trifft am Ende das schwächste Glied der Kette: Häusle-Besitzer und -Besitzerinnen, die wie in Kitzingen den Schlamm aus ihren Kellern schippen dürfen und schlimmstenfalls erneut vor einem Rohbau stehen. Hat man keine Versicherung, dann droht der finanzielle Ruin. Ganz zu schweigen vom seelischen Schmerz und der Angst vor Wiederholung, die Betroffene in Kitzingen mit sich tragen.
Auch das ist Klimaungerechtigkeit: Es darf nicht sein, dass die kleinen Leute den versäumten Klimaschutz ausbaden. Vorsorge ist besser als Nachsorge, Klimaschutz besser als Katastrophenfonds – auch weil das planbar ist. Und vor allen Dingen: günstiger!
Ernst Hart , Großlangheim