
Es war nur ein dürrer Satz, eine beiläufig gestreute Aussage, mancher mag sie kaum wahrgenommen haben. Bei genauem Hinhören aber entwickelte sie Sprengkraft. Die Bürgerversammlung in der Karl-Knauf-Halle war schon gut eine Stunde alt, als Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer den Satz zur Weinbergsbewässerung fallen ließ, der interpretierbar war nach allen Seiten. "Ob das jemals etwas wird, weiß ich nicht."
Nach all den kernigen Bekenntnissen in der Vergangenheit, nach all dem Kampf um Leitungsrechte, nach all der Bereitschaft, sich in der Sache mit den Nachbargemeinden anzulegen, war das am Mittwochabend eine erstaunlich kraftlose Bemerkung. Lenzer hatte zwar vorausgeschickt, dass seit April 2024 der Planungsauftrag für das Projekt erteilt sei. Derzeit werde die Trasse für die Leitung zum Main konzipiert, über die im besten Fall einmal bis zu 190.000 Kubikmeter Wasser jährlich in einen Speichersee unterhalb der Weinberge gepumpt werden soll. Doch er könne "heute nicht beantworten", ob das Vorhaben am Ende wirklich umgesetzt werde.
Seit 2009 wird an der Sache gearbeitet, im Frühjahr 2021 hat ihr der Freistaat Pilotcharakter verliehen, verbunden mit der Zusage, das Projekt mit maximal zehn Millionen Euro Steuergeld zu fördern. Die Kosten aber könnten letztlich der Knackpunkt sein. Die letzte Schätzung, die schon Jahre zurückliegt, ging von 20 Millionen Euro aus – die Summe dürfte längst überholt sein und weit jenseits dieser Marke liegen.
Aus dem Weingut Wirsching kommt weiterhin Widerspruch
Andrea Wirsching ist die Vorsitzende des Iphöfer Weinbauvereins, ihre Familie betreibt das größte private Weingut in Franken und bewirtschaftet gut 90 Hektar Rebfläche. Gegen viele Widerstände hat sich Wirsching von Anfang an für die Bewässerung eingesetzt. Und so war ihr am Mittwoch – im Gegensatz zu vielen anderen der etwa 250 Menschen im Saal – die Dimension der Aussage voll bewusst. Mit einigem zeitlichen Abstand meldete sie sich in der Versammlung, um die Worte des Bürgermeisters ein Stück weit einzufangen und einzuordnen.

Das Thema Wasser, so ihr Argument, betreffe nicht nur den Weinbau, sondern auch Vereins- und Freizeitaktivitäten in Iphofen. "Wir dürfen das als Zukunftsthema nicht vernachlässigen." Sie weiß, dass viele das Projekt immer noch als privilegiertes Vorhaben für ein paar wenige in der Stadt sehen und warb deshalb um Sachlichkeit: "Nehmt mal den Weinbau als Zielscheibe raus." Sie weiß aber auch, dass es der Weinbau derzeit schwer hat, ja "in der Krise" steckt, wie sie sagte. Und gerade deshalb dürften manche der rund 20 Weingüter in Iphofen sich fragen, ob sich für sie eine Investition von Zehntausenden von Euro oder mehr in die Bewässerung lohnt. Die Winzer selbst, so viel ist klar, müssen sich finanziell an dem Projekt beteiligen.
Beim Hallenbad gibt Lenzer das gewünschte Versprechen
So schwer sich der Bürgermeister mit einem Bekenntnis zur Weinbergsbewässerung tat, so leicht ging ihm das Versprechen zum Hallenbad über die Lippen. Viele hatten sich eine klare Aussage gewünscht, und Lenzer sagte: "Es ist klares Ziel des Stadtrats, einen Neubau zu errichten." Ende März habe er noch einmal einen Termin bei der Regierung von Unterfranken. Aber nach vielen geplatzten Hoffnungen ist Lenzer inzwischen erfahren genug, um zu wissen, dass der Freistaat "bestenfalls zehn Prozent" der auf zwölf Millionen Euro taxierten Kosten übernehmen wird.
Noch immer ist Lenzer das viel zu wenig, andererseits hält der Freistaat der Stadt regelmäßig ihre sprudelnde Finanzkraft vor, die der Bürgermeister kaum leugnen kann. Um das Projekt aus der Sackgasse zu führen, will er dem Stadtrat nach dem Termin bei der Regierung vorschlagen, den "nächsten Schritt zu machen". Das darf man so verstehen, dass die Stadt den Neubau des Bades zum Großteil selbst auf den Weg bringt. Er gehe davon aus, sagte er am Dienstagabend, dass das Projekt von vielen gewollt sei. Beifall im Saal, in dem sich noch eine Woche zuvor beim Faschingsball die jungen Stüchtler ihren eigenen Reim auf die Sache gemacht hatten: "Wunder gibt es immer wieder."
Erhöht die Stadt willkürlich Gebühren und Beiträge?
Auf ein kleines Wunder dürfte auch Ilse Schley gehofft haben, als sie Bürgermeister und Stadtrat vorhielt, willkürlich Gebühren und Beiträge zu erhöhen. Abwasser, Miete für den Holzplatz und zuletzt noch die Fernwärme – alles werde teurer, und das in ohnehin schwierigen Zeiten. "Ich habe das Vertrauen in die Stadt ein bisschen verloren." Lenzer erwiderte höflich, es gebe keinen richtigen Zeitpunkt für Gebührenerhöhungen. Und so wie Schley kämpfe auch die Stadt mit höheren Kosten. Hinzu komme, dass etwa die Abwasserentsorgung von den Kommunen kostendeckend betrieben werden müsse, so schreibe es das Gesetz vor.
Bei der aus Hackschnitzeln erzeugten Fernwärme sei Iphofen immer noch deutlich günstiger als andere Kommunen. Am Ende wurde Lenzer philosophisch: "Wir können nicht die Welt verändern und sagen: Kosten darf es aber nichts."
Warum muss geklärtes Wasser von den Kläranlagen erst zum Main laufen, um es dann wieder zurück auf den Schwanberg zu pumpen?
Warum muss Grauwasser von den vielen Dächern der Wohnhäuser, z. B. von den knaufschen Fabrikhallen, Winzerhallen, Kloster- und Kirchenanlage am Schwanberg, erst zum Main laufen um es dann wieder zurück auf den Schwanberg zu pumpen?
Oder ....
Reben müssen was ganz besonders sein wenn diese nur Mainwasser vertragen!
Aber wie gesagt, ich bin da vermutlich zu naiv dafür!
Ich möchte hier nur nochmal auf den Artikel der Mainpost vom 25.1.25 hinweisen :
Arrogant und bürgerfern": Fernwärme-Kunden in Iphofen wehren sich gegen Preisaufschlag der Stadt von 63 Prozent.
Hier wird die Praxis beschrieben mit der die Stadt Iphofen die Gebührenerhöhungen durchsetzt. Das hat nichts mit Hoffen auf ein Wunder zu tun.
Gruß, Ilse Schley