Nach einer Stunde war Dieter Lenzer mit dem ersten Block durch. Einen groben Plan von der Zukunft der Kernstadt hatte Iphofens Bürgermeister entworfen, mittel- bis längerfristige Projekte. Vom Umbau des Bahnhofs bis zum Parkraumkonzept, von der Sanierung der St.-Veit-Kirche bis zur Erweiterung des Gewerbegebiets, von der Erschließung neuen Baulands bis zur umstrittenen Weinbergsbewässerung war alles dabei, was die rund 150 Leute der Bürgerversammlung am Dienstagabend mehr oder weniger interessierte. "Gibt es Fragen?"
Da ließ sich Ruth Holfelder von einem der Saaldiener das Mikrofon bringen und sagte: "Ich vermisse in der Präsentation das Hallenbad." Ein halbes Jahrhundert ist der Bau alt, die Technik marode, der Beton porös. Erst neulich musste das Bad wegen eines Lecks im Wasserkreislauf wieder für mehrere Tage schließen. Das alles hatte Holfelder im Blick, als sie namens des Fördervereins Hallenbad warb, am Thema "dranzubleiben". Sie wolle daran erinnern, dass ein neues Schwimmbad "nicht so schnell gebaut" ist.
Das Hallenbad wird die Stadt bis zu zehn Millionen kosten
Noch ist gar nicht klar, ob es überhaupt einen Neubau gibt oder das alte Bad nicht doch generalsaniert wird. So oder so stehen laut Bürgermeister acht bis zehn Millionen Euro im Raum, Geld, das auch eine Stadt wie Iphofen nicht einfach aus dem Ärmel schüttelt. Und ob es den erhofften Zuschuss aus dem Bundesprogramm gibt, ist angesichts der klammen Kassenlage in Berlin mehr als ungewiss. Zweimal sei der Förderantrag der Stadt bereits abgelehnt worden, teilte Lenzer mit. Einen dritten habe man im Herbst 2023 verschickt. Sollte auch dieser Anlauf scheitern, müsse man "andere Wege" gehen.
Was sich hinter dieser Chiffre verbirgt, blieb an diesem Abend offen. Weder konnte der Bürgermeister einen Zeitplan nennen, noch wollte er sich auf ein Finanzierungsmodell festlegen. Aber auch er weiß, dass die Schäden im 1974 eröffneten und 1992 schon einmal generalsanierten Hallenbad immer größer und die Ausfallzeiten im Zweifel länger werden. Ruth Holfelder erinnerte daran, dass es sich beim Schwimmbad um jene Sportstätte handelt, die von jeder Altersgruppe zwischen 0 und 99 Jahren genutzt werde.
Beim Bahnhof, einem ebenfalls über Jahre vernachlässigten Projekt, ist man schon einen Schritt weiter. Dort hat die Bahn im Mai vorigen Jahres den von der Stadt immer wieder angemahnten Ausbau des Haltepunktes angepackt – ein Jahr früher als geplant. Inzwischen ist das Elf-Millionen-Euro-Projekt auf der Zielgeraden. Im zweiten Quartal soll die Baustelle abgeschlossen sein. "Der Zugverkehr", sagte Lenzer, "läuft schon jetzt in beiden Richtungen wieder problemlos." Heiterkeit im Saal. Lenzer korrigierte sich – klar: abgesehen von den Lokführer-Streiks. "Sollte problemlos laufen, wenn die Bahn fährt."
Dass der Haltepunkt von Pendlern und Reisenden weiterhin so verlässlich genutzt wird, hat die Stadt dazu veranlasst, über einen weiteren Ausbau der Parkplätze am Bahnhof nachzudenken. 200 gibt es schon heute, aber an manchen Tagen reichen sie nicht. "Erste Gedankenspiele" für eine Erweiterung gebe es, einen konkreten Zeitplan noch nicht, so Lenzer.
Bei der Weinbergsbewässerung gibt es das lange erwartete Signal
Was die Weinbergsbewässerung angeht, so ist der Bürgermeister froh über ein Zeichen aus Kitzingen. Der dortige Stadtrat hat kürzlich nach langem Hin und Her signalisiert, die benötigte Wasserleitung vom Main über Kitzinger Grund zu tolerieren, eine wesentliche Bedingung für das auf mindestens 20 Millionen Euro geschätzte Projekt. Damit sei ein "erstes Damoklesschwert" gebannt. Noch vor Ostern will die Stadt den Planungsauftrag vergeben. Dann erst werde man "sehen, ob das Ganze finanzierbar ist".
107 Minuten brauchte Lenzer am Dienstag für seinen Marathon durch die Stadtpolitik – ein Rekordwert, der zu einer Stadt passt, die auch in anderer Hinsicht gerne Vorreiter ist. Weit vorne im Saal saß einer, dem Iphofen viel zu verdanken hat und der sich auch mit bald 85 Jahren noch immer sehr interessiert zeigt an den Projekten seiner Heimatstadt. Es war der Unternehmer und Ehrenbürger Baldwin Knauf.