Die Landtags-Grünen in Bayern präsentierten im vergangenen Frühjahr, also abseits von jeglichem Wahlkampfgetöse, eine Zahl, die aufhorchen ließ und die Staatsregierung ins Schwimmen brachte: Mehr als jedes zweite öffentliche Bad im Freistaat muss demnach saniert werden. Auch das Iphöfer Hallenbad gehörte damals zu den 452 Bädern, die unter Sanierungsstau leiden. Um ihn aufzulösen – auch dazu gab es Berechnungen –, wären für ganz Bayern rund 1,8 Milliarden Euro nötig. Das bayerische Bauministerium sprach zwar nur von 1,2 Milliarden Euro. Aber viele Kommunen haben das Geld definitiv nicht. Deshalb unterstützen Freistaat und Bund sie bei den anstehenden Sanierungen.
Wie desolat die Lage in Iphofen ist, bekam der Stadtrat bei einer Tour durch die Unterwelt im Winter 2019 zu spüren. Der Blick ins "Herz des Schwimmbads" offenbarte, dass man es hier mit einem Patienten zu tun hat, der längst am Tropf hängt. Von "Betonkrebs" war die Rede, der sich durch die Substanz fresse. Das chlorhaltige Wasser wirkte wie ein Katalysator. Es ist im Lauf der Jahre durch die massive Konstruktion gesickert, hat alle Ritzen durchdrungen und die Stahlträger freigelegt, die nun auf breiter Front korrodiert sind. Hilfsstützen mussten eingezogen werden, sie sicherten der Stadt ein bisschen Zeit.
Mehr als vier Jahre ist der Ortstermin im Untergrund nun her. Im Rathaus hat man seither viel Papier gewälzt und mithilfe von Experten Optionen ausgelotet. Auch der Stadtrat ringt um eine Lösung, die in der nicht ganz unwesentlichen Frage gipfelt: Neubau oder Sanierung? Bürgermeister Dieter Lenzer hat sich dazu erst neulich, auf der Jahresversammlung des Fördervereins Hallenbads, geäußert: "Ein Neubau des Hallenbads wäre wohl wirtschaftlicher als eine Generalsanierung." Auf sieben bis neun Millionen Euro werde sich die Stadt einstellen müssen. Das Dilemma: Bei einer Sanierung würde der Staat zwei Millionen Euro zuschießen, bei einem Neubau nur die Hälfte.
Die Stadt drängt erneut in ein Förderprogramm des Bundes
Zum zweiten Mal versucht die Stadt jetzt, eine Geldquelle des Bundes anzuzapfen. Mitte Juni hat Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) den Startschuss für die Förderrunde 2023 des Bundesprogramms "Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur" gegeben. Bis zu 45 Prozent Zuschuss werden in Aussicht gestellt, hauptsächlich für Projekte von besonderer gesellschaftlicher Bedeutung, die sich noch dazu der energetischen Sanierung widmen. Bundesweit stehen allerdings nur 400 Millionen Euro zur Verfügung. "Das Programm", sagt Bürgermeister Lenzer, "ist heillos überzeichnet."
Hinzu kommt, dass Iphofen mit seiner hohen Finanzkraft hat eher geringe Chancen hat, die Finger an den Fördertopf zu bekommen. Ein erster Anlauf ist bereits gescheitert. Im Stadtrat hat Andreas Müller jetzt dazu aufgerufen, keine weitere Zeit zu verlieren und sich auf eine "interne Marschrichtung" zu verständigen. "Jeder, der sich mit der Situation auskennt, weiß, in welchem maroden Zustand unser Hallenbad ist. Wir sollten jetzt mal einen Schlussstrich ziehen. Es wird nicht besser, wenn wir wieder ein halbes Jahr warten." Müller will erreichen, dass sich der Stadtrat zu einem Neubau bekennt, weil bei der Sanierung eines so "hochtechnischen Gebäudes" wie des Hallenbads die Gefahr groß sei, dass teure Überraschungen lauern.
Lenzer vermied am Montagabend im Stadtrat eine klare Festlegung und sprach von einer "Sackgasse", in der die Stadt gerade stecke. Er will die Gunst des aufziehenden Landtagswahlkampfs in Bayern nutzen und sich in dem Sinne "bemerkbar machen, dass wir mehr Unterstützung brauchen". Ein Hilferuf also an alle Kandidatinnen und Kandidaten, die sich im Landkreis um ein Mandat bemühen, der Stadt zur Seite zu springen. Der Vorschlag des Zweiten Bürgermeisters Hans Brummer: "Wir laden alle Bewerber zum Badetag ein."