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Zwölf Millionen Euro "ohne Schnickschnack": Iphofen bangt um sein Hallenbad und muss Geldquellen in München anzapfen
Nach 50 Jahren ist das Schwimmbad am Ende, die Stadt wünscht sich einen Neubau. Aber klar ist auch: Sprudeln staatliche Hilfsgelder nicht wie erhofft, droht der Untergang.
Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer kämpft um einen Ersatzneubau für das vor 50 Jahren errichtete städtische Hallenbad.
Foto: Eike Lenz | Iphofens Bürgermeister Dieter Lenzer kämpft um einen Ersatzneubau für das vor 50 Jahren errichtete städtische Hallenbad.
Eike Lenz
 |  aktualisiert: 10.11.2024 02:32 Uhr

Der Beschluss ist wasserdicht, und doch könnte es passieren, dass die Stadt Iphofen mit ihrem Hallenbad am Ende im Regen stehen bleibt. Sosehr sich der Stadtrat am Montagabend noch einmal für einen Ersatz zu dem 50 Jahre alten Bad bekannt hat, so wenig gesichert ist, ob die Potenz der Stadt ausreichen wird, einen Neubau zu stemmen. Wenn die staatlichen Fördergelder nicht im erhofften Umfang fließen, so sagte Otto Kolesch, "müssen wir die Segel streichen." Dann gibt es womöglich bald kein Hallenbad mehr in Iphofen.

Sicher ist: Das 1974 eröffnete Hallenbad hat seinen Lebenszyklus längst erreicht. So hat es ein Experte der Stadt schon vor drei Jahren attestiert. Seither versuchte man mehrfach, in ein Förderprogramm des Bundes zu rutschen – bis heute vergeblich. Die Stadt sandte Hilferufe an die Politik, und tatsächlich gelang es in diesem Sommer, neben der Landrätin auch die Landtagsabgeordneten Barbara Becker (CSU) und Felix von Zobel (Freie Wähler) für das Thema zu erwärmen. Sie haben Iphofen – im Rahmen ihrer Möglichkeiten – Hilfe zugesichert.

Die Stadt spricht sich für einen Neubau des Hallenbads aus

Fürs Erste wollen sich die beiden um einen Termin im bayerischen Finanzministerium bemühen, bei dem die Stadt Gelegenheit bekommen soll, das Projekt vorzustellen. Bürgermeister Dieter Lenzer hat sich dafür vom Stadtrat einstimmig mit dem Mandat ausstatten lassen, in München für einen Neubau des Hallenbads zu werben. Dieser ist nach Berechnungen des beauftragten Planers wirtschaftlicher als eine Sanierung, und doch droht der zuletzt heftig gewordene Kostenstrudel die Stadt in den Abgrund zu reißen.

Zwölf Millionen Euro stehen im Raum, "und das ohne Schnickschnack wie Wellness oder Cafeteria", wie Otto Kolesch im Stadtrat zu bedenken gab. Seine Befürchtung: "Wir werden bei 15 Millionen landen." Damit ihnen das Projekt nicht um die Ohren fliegt, plädiert Kolesch dafür, einen Deckel draufzusetzen. Maximal sechs Millionen Euro solle der Eigenanteil betragen, alles andere übersteige die Leistungsfähigkeit der Stadt. Gelinge dies nicht, müsse man darüber nachdenken, das Hallenbad zur Disposition zu stellen. Volkach bekommt für den 9,5 Millionen Euro teuren Um- und Neubau seines Freibads 4,6 Millionen Euro Zuschuss.

Tausende von Kindern lernten in den vergangenen 50 Jahren im Iphöfer Hallenbad das Schwimmen. Mit diesem Pfund will die Stadt jetzt in München wuchern.
Foto: Adrian Schuppert | Tausende von Kindern lernten in den vergangenen 50 Jahren im Iphöfer Hallenbad das Schwimmen. Mit diesem Pfund will die Stadt jetzt in München wuchern.

Dritter Bürgermeister Jörg Schanow hält nichts von einem solchen Deckel. Erst einmal müsse man sehen, was die Gespräche in München ergeben. Sollte die Stadt den Neubau anpacken, steht für Schanow allerdings fest: "Wir müssen das Hallenbad wirtschaftlicher betreiben, als das momentan der Fall ist." Mit einem "deutlichen Defizit" wie zuletzt werde die Stadt langfristig nicht mehr hinkommen. Kolesch sprach von einem "gesunden Defizit", das man im Fall des Hallenbads vor den Bürgern gut vertreten könne.

Bürgermeister und Stadtrat hoffen, in München mit der Bedeutung des Iphöfer Schwimmbads punkten zu können. "Das betrifft ja nicht nur die Stadt, sondern den ganzen Landkreis", sagte Jürgen Kößler in der Debatte. Lenzer erinnerte daran, dass mehr als ein halbes Dutzend Schulen das Bad nutzten, um Kindern das Schwimmen beizubringen. 

Das neue Hallenbad könnte direkt neben dem alten entstehen

Vor diesem Hintergrund macht für Zweiten Bürgermeister Hans Brummer "nur ein Neubau Sinn". Denn bei einer Sanierung sei das Bad mindestens zwei Jahre nicht nutzbar. Ein Neubau soll auf dem städtischen Grundstück direkt neben dem bestehenden Schwimmbad errichtet werden. Das alte Bad, so der Plan, soll in dieser Zeit weiterbetrieben werden und auch nach der Stilllegung erhalten bleiben.

In dem Gebäude könnten künftig etwa die Räume der Ganztagsbetreuung eingerichtet werden, die ab 2026 von der Stadt stufenweise für alle Grundschulklassen vorzuhalten ist. Brummer wünscht sich deshalb starken Rückenwind für den Bürgermeister in München. "Das muss nicht nur ein laues Lüftchen sein, sondern ein Sturm."

 
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Kommentare
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  • Gerlinde Conrad
    Ich freue mich schon, wenn die Dauerkommentatoren nicht nur Dr. Google sondern auch noch "KI" die künstliche Intelligenz einsetzen, dann brauchen wir nämlich noch einige Windräder mehr, um die wirklich unnötige Energie für diese Kommentare zu erzeugen! K.-H. Conrad
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  • Stefan Krug
    Iphofen, eine der reichsten Gemeinden im Landkreis

    https://www.mainpost.de/regional/kitzingen/arm-und-reich-welche-kommune-im-landkreis-kitzingen-bekommt-die-meisten-steuern-welche-die-wenigsten-art-11355563

    kann sich sein Hallenbad nicht leisten...
    genau mein Humohr...
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  • Friedrich Angene
    @Herr Krug, nich eine der reichsten Gemeinden im Landkreis, sondern die reichste!
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  • Friedrich Angene
    @Herr Koch, die Stadt Iphofen hat niedrige Hebsätze bei der Gewerbesteuer und Grundsteuer aus gutem Grund. Erstens um die Industrie und alle Gewerbtreibenden nicht zu verschrecken und zweitens, um auch die Bevölkerung und die Landwirtschaft vor zu hohen Steeuern und Gebühren zu schützen. Eigentlich könnte die Stadt den Neubau aus den Rücklagen stemmen, aber warum solle sie das tun ohne alles zu unternehmen um Zuschüsse zu bekommen. Diese Vorgehensweise ist nämlich verpflichtend für den Bürgermeister und auch für die Stadträte.
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  • Peter Koch
    Das Gejammer der reichen Stadt Iphofen verschreckt aber die Leute. Und warum sollte ganz Bayern das eigentlich reiche Iphofen subventionieren? Erklären Sie das mal den Bewohnern der abgehängten Randgebiete in den Haßbergen, der Rhön und dem Frankenwald.
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  • Peter Koch
    Iphofen leistet sich auffällig niedrige Hebesätze bei Gewerbesteuer und Grundsteuer. Da ist es kein Wunder, dass kein Geld für das Hallenbad da ist.
    https://www.wuerzburg.ihk.de/fileadmin/user_upload/PDF/Recht_Steuer/Tabellenteil_Hebes%C3%A4tze_2022.pdf
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  • Gerlinde Conrad
    Dieses Hallenbad ist für alle Landkreisbewohner da, welche gerne auch mal etwas wärmeres Wasser wünschen! (Hackschnitzelbeheizt aus eigenem Wald). Auch die Kinder möchten nicht immer ins kalte Wasser geworfen werden bis die Lippen blau sind! Sie sollen mit viel Freude das Schwimmen lernen, denn das ist bitter nötig und in Iphofen sehr gut möglich. Die bay. Regierung tut alles für unsere Kinder, hört man immer wieder und da müssen sich die Abgeordneten halt mal um Fördergelder kümmern! Da reicht es nicht, wenn man sich im Wohnwagen vor den Kitzinger Bahnhof setzt und für Barriere Freiheit demonstriert! K.-H. Conrad
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