Es war zu vorgerückter Stunde, und doch dürften manche der am Montagabend in Mannschaftsstärke angerückten Winzerinnen und Winzer noch ein Gläschen getrunken haben – zur Feier des Tages. Die Weinbergsbewässerung in Iphofen ist beschlossene Sache, und nun steht auch fest, was die Beteiligten die Sache kosten wird. Der Stadtrat hat sich mit breiter Mehrheit dafür ausgesprochen, die offene Summe zwischen Stadt und Winzern zu teilen. Ein guter und fairer Deal, wie nicht nur Andrea Wirsching vom gleichnamigen Weingut findet. Sie ist gelöster Stimmung und lächelt, als sie am Montag um kurz vor 22 Uhr die Sitzung verlässt. „Ich freue mich einfach. Wir haben lange gekämpft“, sagt sie.
Nimmt man die ersten Gespräche über das Projekt als Ausgangspunkt, sind es mittlerweile zwölf Jahre. Stoff für einen epochalen Film mit vielen Volten und Wendungen, und noch einmal gibt es an diesem Abend großes Kino. Der Saal in der Karl-Knauf-Halle ist voll wie nie in den vergangenen anderthalb Jahren seit Ausbruch der Pandemie. „Man hat ja immer bemängelt, dass ein Signal der Winzer fehlt“, wird Stadträtin Peggy Knauer später sagen. Diesmal ist das Signal klar: Um die 30 Winzerinnen und Winzer sitzen hinten in der Halle, während vorne über ihre „Existenz“ verhandelt wird. So sehen das einige. Von der Weinbergsbewässerung wird im Hotspot Unterfranken ihr Wohl oder Wehe abhängen.
Mit Zahlen und Bildern sollen Zweifler überzeugt werden
Obwohl das Projekt längst auf dem Weg ist und der Stadtrat nur die Finanzierung zu klären hat, geht es an diesem Abend noch einmal um Grundsätzliches. Daniel Heßdörfer, Experte der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim, hilft allen Zweiflern auf die Sprünge – mit Zahlen und Bildern. Fotos zeigen, was Hitze und Trockenheit im Weinberg anrichten können. Um das verhindern, brauche es „ressourcenschonende Bewässerung“ auf bis zu 2000 Hektar in Unterfranken. Rund 1,5 Millionen Kubikmeter Mainwasser werden dazu benötigt, sie sollen dem Fluss im Winter entnommen werden. Zweigt man nur zwei Prozent des mittleren Abflusses ab, sei diese Menge in gut fünf Tagen erreicht.
In Iphofen sind es 262 Hektar, die zentral bewässert werden sollen – „nicht für das Wachstum der Triebe“, wie der Experte Heßdörfer betont, „sondern für die Qualität der Traube“. Das Wasser soll über eine sieben Kilometer lange Leitung vom Main in einen Speichersee nach Iphofen gepumpt werden, 195 000 Kubikmeter groß. Ein gigantisches Vorhaben und deshalb von der Stadt allein nicht zu stemmen. Der Freistaat hat sich Iphofen als Pilotprojekt auserkoren und übernimmt die Hälfte der auf 18 Millionen Euro geschätzten Investitionskosten, maximal zehn Millionen Euro. Für Bürgermeister Dieter Lenzer ist es die „Chance, im Wettbewerb um das knappe Gut Wasser einen Schritt voraus zu sein“.
Erneut ist es Stadtrat Otto Kolesch, der Wasser in den Wein kippt und ein Fass aufmacht, das längst geschlossen schien. Noch einmal bemängelt er den aus seiner Sicht zu einseitigen Fokus auf die Bewässerung und das kaum sichtbare Bemühen um Alternativen. Er geißelt Fehler bei der Flurbereinigung – just von jenen Verbandsvertretern, die jetzt nach „zu kurz gesprungenen Bewässerungssystemen“ riefen –, er spricht dem Wein sein „Alleinstellungsmerkmal“ in Iphofen ab („Die Touristen kommen auch wegen der Architektur der Altstadt“). Und er wiederholt den Vorwurf, dass jetzt mit öffentlichen Geldern ein Berufsstand subventioniert werde, während „das Handwerk“ von der Stadt noch nie unterstützt worden sei. Für den Bürgermeister ist das der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.
Lenzer entgegnet, die Stadt habe sich „sehr wohl“ intensiv um Alternativen zum jetzt beschlossenen Bewässerungssystem bemüht. Und was die Sache mit den Subventionen angeht: „Genau wegen unserer Städtebauförderung in Iphofen haben Sie seit Jahren Aufträge.“ Zweiter Bürgermeister Hans Brummer wirft Kolesch eine „Neiddiskussion“ vor und warnt davor, das Projekt zu zerreden. Auch Dritter Bürgermeister Jörg Schanow sagt, er wolle nicht wieder in eine Grundsatzdebatte einsteigen.
Der Vorschlag der Fraktionen löst Beifall aus
Schanow spricht von einem „bedeutsamen Infrastrukturprojekt“, und gerade weil der Kampf ums Wasser härter werde, wie von Kolesch prophezeit, sei nun Eile geboten. „Es wird politischen Rückenwind geben, der in einigen Jahren weg ist.“ Der Vorschlag der CSU, dass Stadt und Winzer bei diesem „wichtigen Zukunftsthema“ (Schanow) die Kosten hälftig teilen sollten, löst im hinteren Teil der Halle Beifall aus. Auch Peggy Knauer von den Freien Wählern spricht mit Blick auf dieses Modell von einer „fairen Sache“.
Was das genau bedeutet, hat der Bürgermeister von der Verwaltung in einer Übersicht darstellen lassen. Bleibt es bei Gesamtkosten von 18 Millionen Euro, werden beide Seiten jeweils etwa fünf Millionen Euro zu schultern haben. Erhöht sich die Summe auf 20 Millionen, sind es fünfeinhalb Millionen Euro für Stadt und Winzer. Diesem Vorschlag stimmen bis auf Otto Kolesch, Ulrich Ruck und Alexander Kreier alle im Stadtrat zu. Auf einem Zettel, den Hansi Ruck, der Vorsitzende des Weinbauereins, kurz vor der Sitzung dem Bürgermeister zugesteckt hat, ist vermerkt, dass sich 19 Winzerbetriebe der Bewässerung anschließen wollen. Sie decken laut Lenzer 78 Prozent der betroffenen Fläche ab. Wie und wann das Projekt umgesetzt wird, ist derzeit noch völlig offen. „Frühestens 2023“, sagt der Bürgermeister.
Im Gegenzug werden Milliarden für die Folgen von Alkoholmissbrauch und Suchtprävention ausgegeben.
Irgendwie schon schizophren
im Winterwasser bis zum Sommer im neuen Speichersee der * Biber heimisch wird ?
Darf man dann noch Wasser entnehmen? Das wilde Tier geniesst ja Artenschutz und
verbraucht auch " sein Wasser.