Michaela Reinhard ist bei der Landtagswahl 2023 im Stimmkreis 603 Direktkandidatin der ÖDP (Ökologisch-Demokratische Partei). Die Vorsitzende des ÖDP-Kreisverbandes Bad Kissingen trat schon 2018 an, erhielt damals 1,0 Prozent der Stimmen im Wahlkreis.
Dass die Erfolgsaussichten mit einer vergleichsweise kleinen Partei nicht sehr groß sind, tut ihrer Motivation keinen Abbruch - insbesondere in Anbetracht des Klimawandels. "Die Politik muss noch viel deutlicher die Weichen stellen, weg von fossilen Energieträgern, hin zur Klimaneutralität. Wenn wir das jetzt nicht machen, gibt es vielleicht nichts mehr zu entscheiden."
Den sogenannten "Klimaklebern" kann Michaela Reinhard wenig abgewinnen
Priorität hat für die 49-Jährige das Erreichen der Klimaziele. "Ich bin, obwohl die Prognosen ja längst da waren, geschockt über die Ereignisse", sagt sie mit Blick auf Dürre oder Starkregen. "Obwohl wir 30 Jahre Zeit gehabt hätten, sind wir in Teilen immer noch wehrlos. Wir müssen viel engagierter rangehen, sonst werden uns die Ereignisse überrollen."
Wichtig sei es dabei, ins Gespräch zu kommen. Weshalb sie den sogenannten "Klimaklebern" - Aktivistinnen und Aktivisten, die sich an Straßen oder Flughäfen festkleben, um für den Klimaschutz zu werben - nichts abgewinnen könne: "Die Motivation ist richtig, aber der Weg für mich der falsche. Ich glaube, so verprellt man viele Leute."
Auf dem Land muss es Alternativen zum Auto geben, fordert die ÖDP-Politikerin
Neben dem Klimaschutz hat Reinhard sich die Stärkung des ländlichen Raums auf die Fahnen geschrieben. Das baue aufeinander auf. "Wir müssen Alternativen für die Autonutzung anbieten und da ist auf dem Land relativ wenig da. Keine Gruppe darf abgehängt sein. Was hilft mir ein 49-Euro-Ticket, wenn kein Bus fährt?"
Es sei wichtig, dass hier nachgebessert werde - auch hinsichtlich der aufgewendeten Mittel. Aus ihrer Sicht gebe es in Bayern ein Ungleichgewicht, was die Finanzierung von Landkreisen und Kommunen angeht. "Es wird sehr viel in München und Umgebung finanziert, dann kommt Nürnberg. Und der Rest teilt sich den Rest", findet sie.
Wenn mehr Mittel für Bereiche wie den ÖPNV-Ausbau verwendet werden sollen, müssen anderswo Abstriche gemacht werden. Möglich sei dies für die ÖDPlerin zum Beispiel bei "unsinnigen Prestigeprojekten, unüberlegten Verkehrsinfrastrukturprojekten oder beim Straßenausbau".
Die ÖDP will weg vom "Wachstumszwang", hin zu einer ökosozialen Marktwirtschaft
Von großer Bedeutung ist für Reinhard und ihre Partei der Weg hin "Gemeinwohl", wie die ÖDP es in ihrem Wahlprogramm für die Landtagswahl beschreibt. Darin heißt es: "Ziel ist, ein gutes Leben für alle zu ermöglichen, weg vom Irrsinn eines Wachstumszwangs, weg von Profitgier, sozialer Ausgrenzung und Umweltzerstörung hin zu einer ökosozialen Marktwirtschaft."
Die Bad Kissingerin definiert das für sich so: "Das zielt auf eine andere Wohlstands- und Lastenverteilung ab. Es ist schwierig, steigende Investitionen auf eine immer kleiner werdende Einkommensgruppe zu verteilen. Deshalb muss man darüber reden, wie das Einkommen verteilt wird."
Logische Konsequenz sei dabei auch, gerade bei höherem Einkommen an der Steuerschraube zu drehen. "Von Investitionen profitieren alle und dann muss auch ein gewisser Rückfluss da sein", so Reinhard. "Wir müssen schauen, dass wir von mehr Gesellschaftsschichten Geld bekommen, um Spielraum für Investitionen zu haben." Dazu sei es besonders auch im ländlichen Raum wichtig, "welche Industrie wir herholen können, die uns hilft, zukunftssicherer zu werden".
Für Reinhard sollte mehr Geld in die Förderung der Schülerinnen und Schüler gesteckt werden
Für die Lehrerin ist die Zukunft ihrer Schülerinnen und Schüler ein wichtiges politisches Thema. Im Programm der ÖDP heißt es, man wolle für jede Klasse eine zweite Lehrkraft stellen. In Bayern herrscht an solchen Fachkräften ein Mangel. Letztlich, so Reinhard, komme es auf die verwendeten Mittel an: "Was ist es der Regierung am Ende wert?", fragt sie. Es sei sehr wünschenswert, dass der Freistaat hier Gelder freimache.
Man müsse dafür sorgen, dass der Lehrberuf attraktiver werde. Derzeit befinde man sich in einem Teufelskreis: "Lehrerinnen und Lehrer müssen immer mehr machen. Wir wollen den Kindern ja gerade auch in schwierigen Situation beistehen, nur geht das zulasten der eigenen Kräfte. Und das verändert dann wieder das Berufsbild." Entsprechend fehle es am Nachwuchs.
Herzenswunsch für Michaela Reinhard ist neben den vielen politischen Themen vor allem eines: Wie sieht es mit dem gesellschaftlichen Zusammenhalt aus? "Die Corona-Pandemie hat viele Menschen gegeneinander aufgebracht. Wollen wir so weitermachen und so leben? Oder doch eine Plattform finden, dass alle gemeinsam an den Zielen arbeiten?", so die Politikerin.