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Würzburg
Antwort auf Samstagsbrief: "Lösungsvorschläge gegen den Lehrermangel haben wir en masse"
Weil Personal fehlt, sollten mehr Lehrer Vollzeit arbeiten, schrieb unser Autor an Simone Fleischmann. Jetzt hat die BLLV-Präsidentin geantwortet.
BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann fordert: 'Für die Attraktivität des Lehrerberufes muss der Dienstherr, also der Freistaat Bayern, sorgen.'
Foto: Fabian Gebert | BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann fordert: "Für die Attraktivität des Lehrerberufes muss der Dienstherr, also der Freistaat Bayern, sorgen."
Susanne Schmitt
 |  aktualisiert: 08.02.2024 17:31 Uhr

"Müssen in Zeiten des Lehrermangels wirklich so viele Lehrkräfte in Teilzeit arbeiten?", fragte unser Autor Henry Stern in seinem Samstagsbrief an Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV).

Sicher sei die Belastung für Lehrkräfte gerade in den Corona-Jahren hoch gewesen, sicher stünden Schulen weiter vor großen Herausforderungen. Gerade beim Thema Lehrermangel fehlten jedoch konkrete Lösungsvorschläge des Verbandes, kritisierte Stern. Statt Bayern stetig als "Bildungshölle" darzustellen, solle der BLLV öfter darüber reden, "was für ein toller Job der Lehrerberuf ist – auch in Vollzeit". Nun hat Fleischmann auf den Brief geantwortet:

"Sehr geehrter Herr Stern,

ein offener und kritischer Diskurs über die Situation des bayerischen Bildungssystems ist wichtig. Wer sich also ernsthaft Gedanken macht, beispielsweise über den Lehrermangel, sollte die Attraktivität dieses Berufes immer im Blick haben. Die mediale Berichterstattung über den Lehrerberuf ist dabei entscheidend.

Glauben sie mir, sehr geehrter Herr Stern, wir Lehrerinnen und Lehrer wissen selbst am allerbesten, wie schön unser Beruf ist. Und genau weil wir dies wissen, werde ich als Präsidentin eines Lehrerverbands immer alle Stolpersteine offen benennen!

Lehrerinnen arbeiten ähnlich in Teilzeit wie Frauen in anderen Branchen

Die Kolleginnen und Kollegen leiden immens unter den aktuellen Problemen in der Bildungspolitik, insbesondere aufgrund der großen Auswirkungen für die Schülerinnen und Schüler! Wenn Sie also kritisieren, dass wir Stolpersteine ansprechen, antworte ich Ihnen: Für die Attraktivität des Lehrerberufes muss der Dienstherr, also der Freistaat Bayern, sorgen.

Oder sehen Sie dies auch noch als unsere Aufgabe? Sollen Arbeitnehmer in der freien Wirtschaft selbst die Unternehmen attraktiv gestalten oder vielleicht doch der Arbeitgeber?

Mehrere Hundert Lehrerinnen und Lehrer nahmen an Christi Himmelfahrt an einer Kundgebung des BLLV unter dem Motto „Bildung kann’s“ auf dem Unteren Markt in Würzburg teil.
Foto: Patty Varasano | Mehrere Hundert Lehrerinnen und Lehrer nahmen an Christi Himmelfahrt an einer Kundgebung des BLLV unter dem Motto „Bildung kann’s“ auf dem Unteren Markt in Würzburg teil.

Aus meiner Sicht völlig kontraproduktiv sind mediale Berichterstattungen in Richtung 'man könnte ja wohl mal mehr arbeiten' oder 'man wird doch wohl diesen Beruf im Kern auch Vollzeit ausüben können'.

Sie wissen sicherlich, dass Sie mit Ihrer wohlfeilen Kritik alle Frauen dieser Gesellschaft ansprechen: Vielleicht schauen Sie sich mal die Teilzeit-Quoten aller weiblichen, abhängig Beschäftigten in der deutschen Wirtschaft an. Dann werden Sie sehen, dass die Quoten ähnlich gelagert sind wie im Lehrerberuf.

Wenn Familie und Beruf also ohne Teilzeit nicht mehr vereinbar sind – insbesondere dann nicht, wenn der Beruf immer herausfordernder wird und wenn die Krippen- und Kitaplätze bei Weitem nicht ausreichen und wenn Frauen den Mammut-Anteil von Care-Arbeit leisten – sind dann aus Ihrer Sicht die Frauen in Teilzeit schuld?

Sie werden sicherlich zustimmen, sehr geehrter Herr Stern, dass die politisch Verantwortlichen und die Bayerische Staatsregierung dann in der Pflicht stehen!

"In Finnland gelten Lehrerinnen und Lehrer als die Kerzen der Gesellschaft."
Simone Fleischmann, BLLV-Präsidentin

Es ist wunderbar, wenn Sie uns Lehrerinnen und Lehrern sagen, wie wichtig und schön unser Beruf doch sei – vielen Dank, das wissen wir selbst sehr genau. Ach übrigens, sehr geehrter Herr Stern, Lösungsvorschläge gegen den Lehrermangel haben wir en masse. Wir haben bereits seit Jahrzehnten unzählige Forderungen an die Politik gerichtet, weil wir wussten, was passieren wird.

Ein Grund mehr, nicht leiser zu werden, sondern weiterhin für unsere 67.000 Mitglieder mit noch stärkerer Stimme zu sprechen. Denn Sie, sehr geehrter Herr Stern, tun unseren Kolleginnen und Kollegen mit solchen Artikeln keinen Gefallen.

In Finnland gelten Lehrerinnen und Lehrer als die Kerzen der Gesellschaft. Es wäre schön, wenn wichtige gesellschaftliche Personen wie Sie, sehr geehrter Herr Stern, dies ebenso sehen würden.

Vielen Dank und beste Grüße

Simone Fleischmann, BLLV-Präsidentin"

 
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Kommentare
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  • gitte50
    Lehrermangel?.....dies hat das Landratsamt MSP verneint, als mein Bekannter, der schon jahrelang professionell und mit viel Freude Mathematik Nachhilfe gibt, sich angeboten hat an einer Schule zu engagieren. Hat MSP wirklich kein Lehrermangel? Oder sind es bestimmte Fächer, in denen Lehrermangel herrscht, vielleicht sollte das besser definiert werden.
    Eine junge Referendarin, die ab September eingesetzt werden soll, hat angebeoten, nach den Osterferien sich als Springer schon zu Verfügung zu stellen, dies wurde ebenfalls vom Landratsamt MSP abgelehnt, anscheinend ist die Schmerzgrenze noch nicht erreicht.
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  • frankfindeiss@yahoo.de
    Stimme Wiggins voll bei. Bitte, Mainpost: ein bißchen differenzieren & Hintergrund einholen, bevor man dem allgemeinen Lehrer*innen-Bashing beispringt. Die Kritik an Lehrer*innen, sich den Erfordernissen der Bildungslandschaft und dem Arbeitsmarkt mehr anzupassen, sollte in Richtung KuMi gehen, das den Schuss noch immer nicht gehört hat.
    Bildung ist wichtig, und alle, die sich hier KONSTRUKTIV einbringen, verdient Respekt und Unterstützung.
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  • alhambra
    Es arbeiten aber nicht nur Frauen in Teilzeit, die kleine Kinder zu versorgen haben, sondern auch noch, wenn „die Kinder“ inzwischen 20 Jahre alt sind. Sie bleiben in Teilzeit, weil es bei dem hohen Gehalt finanziell möglich ist. Und abgesehen davon, sind es nicht nur Frauen. Da wäre mal eine Statistik interessant, wieviele Lehrkräfte seit wievielen Jahren in Teilzeit arbeiten. Und wieviele sich ein „Sabbatjahr“ leisten können, das es auch woanders nicht gibt etc. Da könnte man durchaus tausende von Unterrichtsstunden gewinnen, ohne neue Lehrkräfte einstellen zu müssen. Aber das wird ja garnicht gewünscht!
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  • l.saubert@web.de
    Es gibt schon lange keine Sabbatjahre mehr.
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  • schwabayer
    Lange? Unsere Bekannte aus Augsburg, Grundschullehrerin, war vor zwei Jahren noch im Sabbatjahr. Schon damals gab es bekanntlich Lehrkräftemangel.
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  • KDN
    Wieder jemand ohne die Fähigkeit hinter dir Kulissen zu blicken - eine Meinung hat man trotzdem, wenn auch nur oberflächlich...
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  • Lebenhan1965
    @ alhambra

    In unserer Gesellschaft wird die meiste unbezahlte Arbeit von Frauen erbracht, damit auch von ausgebildeten Lehrerinnen.

    Kaum ein Mann kümmert sich um pflegebedürftige Eltern oder Schwiegereltern, die noch zu Hause bleiben wollen.

    Meist, wenn die Kinder aus dem Haus sind, fängt für Frauen eben diese Sorgearbeit an.
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  • alfred-breunig@gmx.de
    Fünf Mal "Sehr geehrter Herr Stern" im Text. Respekt!!!
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  • ulrich71
    Was soll Frau Fleischmann denn sonst schreiben? Cicero nennt in einer seiner Reden sein Gegenüber seitenweise nur "dieser Typ da". Besser?
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  • alfred-breunig@gmx.de
    Nein, aber in dieser Häufigkeit empfinde ich es als aufgesetzt und übertrieben.
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  • manfred-englert@hotmail.de
    Ich sehe diese Häfigkeit eher als provozierend.gemeint
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  • waldemarthurn@freenet.de
    Wenn die Kinder nur das Lernen was Sie im Leben brauchen gibt es genug Lehrer.Ich habe alles im Leben erreicht da ich nur gelernt habe was im Leben sinnvoll ist.
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  • 1958kosb
    Und das wussten Sie schon in der ersten Klasse? RESPEKT.
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  • chjoachim@web.de
    Auf eigenen Wunsch hin entfernt.
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  • daniel.englbauer@churchsol.de
    Gut gebrüllt, Löwin!
    Der Ärger über den besagten Samstagsbrief spricht aus jeder Zeile. Trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen - ist die Replik erheblich gehaltvoller als der Ausgangsartikel.
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