Das Kurgarten-Café ist seit Jahrzehnten Sorgenkind des Eigentümers Freistaat. Wer es eine Zeitlang pachtete, tat sich langfristig mit dem Betrieb schwer. Seit Anfang 2023 stand das historische Café wieder leer. Ein neuer Pächter, eine neue Pächterin ließ sich nicht finden. Wie man hörte, soll die monatliche Pacht für diese Lokalität samt Nebenkosten im oberen vierstelligen Bereich gelegen haben.
Stadt und Staatsbad Bad Kissingen GmbH stellten vor kurzem neue Pläne vor: Das Kurgarten-Café soll Event-Location werden. Wir wollten wissen, was markante Personen aus Bad Kissingen und solche, die den Welterbe-Charme der Stadt lieben, dazu sagen.
Personalsituation lässt sich nicht so leicht anpassen
Das Kurgarten-Café habe schon vor 20 Jahren "keine wirtschaftliche Zukunft" mehr gehabt, äußert sich zum Beispiel Hans Markwalder, Geschäftsführer des Hotels Sonnenhügel, in einem Facebook-Post. Er beschreibt die Räumlichkeiten dort als "zu groß, zu dunkel". Bei schönem Wetter habe man zu wenig Personal, bei Regen zu viel. So könne man keine kontinuierliche Qualität in Küche und Service gewährleisten. Markwalders Befund: "Betriebswirtschaftlich eine sechsstellige Katastrophe."
Der Hoteldirektor weiß, wovon er spricht, denn auch das Hotel Sonnenhügel hatte das Kurgarten-Café Anfang der 2000er drei Jahre lang betrieben "und ist damit nicht glücklich geworden", weiß Markwalder, der selbst aber erst seit 2010 im Sonnenhügel Geschäftsführer ist.
Doppelt so viele Plätze durch Öffnung des Außenbereichs
Ob sich das Café als Event-Location eignet, bezweifelt er im Gespräch mit dieser Redaktion: "Wer soll das mieten? Wer soll das Catering machen? Das kostet ja alles viel Geld."
Für Ralf Ludewig, den Vorsitzenden von Pro Bad Kissingen, bedeutet die Schließung einen Verlust für die Kurstadt. "Auch wir sind betroffen, denn wir haben dort alle vier Wochen Modenschauen gemacht, die sehr gut besucht waren", sagt der Chef des gleichnamigen Bad Kissinger Modegeschäfts. Schleierhaft ist ihm auch, wo jetzt die ganzen Bustouristen hingehen, die früher zum Kaffeetrinken am Kurgarten-Café abgesetzt wurden.
Als problematisch sieht auch er die sehr große Räumlichkeit an, die im Sommer und Winter unterschiedlich stark frequentiert werde. "Da ist die Planbarkeit nicht gegeben", sagt Ludewig mit Verweis auf die Personalnot in der Gastronomie. Die geplante Event-Location sei immerhin besser als das Café leer stehen zu lassen.
Kann man das Kurgarten-Café als Event-Location nutzen?
"Sehen und gesehen werden", war die Devise im Kurgarten-Café, sagt Volker Heißmann (Fürth), Kabarettist und bekennender Fan der (einst) mondänen Kurstadt Bad Kissingen im Gespräch mit dieser Redaktion. Er sei mit seinem Kabarett-Partner Martin Rassau öfter dort gewesen: "Dort gibt es die Waltrauds und Mariechens noch im Original." Für Menschen seines Genres sei dieses Café sozusagen ein "Studienort".
Ob sich das Café als Event-Location bewähren wird? Heißmann ist sich da nicht sicher, weil man ja wohl gegen 22 Uhr schließen muss. "Auf Dauer ist das nichts für Leute, die feiern wollen." Der beliebte Komödiant hat da eine ganz andere Idee im Kopf: "Man müsste das Café halt anders aufziehen", sagt er und hinterfragt, ob es unbedingt ein Pächter betreiben muss oder ob es nicht auch in Eigenregie von Stadt und Freistaat betrieben werden könnte?
Als Idee für eine moderne Alternative zum historischen Kaffeehaus hat er eine spritzige Idee aus Fürth parat: Dort wurde vor kurzem, zunächst einmal im Monat, der Versuch gestartet, eine "After-Work-Party mit chilliger Musik" für junge und jung geblieben Leute zwischen 35 und 70 Jahren zu veranstalten. Nach Heißmanns Angaben funktioniert das in Fürth bestens. "Das sind immer sehr schöne Abende."
"Ja, das ist ein Verlust für die Stadt", sagt Christian Teichmann (Würzburg), führender Architekt der einstigen Gesamtsanierung der markanten Bad Kissinger Welterbestätten. Dort habe das Kurgarten-Café ganz vorn auf der To-do-Liste gestanden.
Kann der Freistaat das Kurgarten-Café subventionieren?
"Es war eine aufwändige Maßnahme", sagt Teichmann, die noch sein Kollege Florian Leidl maßgeblich mitbestimmte. Ein Kirchenmaler habe die Räume nach alten Littmann-Aquarellen restauriert und es wurden neue Stühle der renommierten Firma Tonnet angeschafft. 1998 wurde es wiedereröffnet. 2007 wurden dann zwei neue Küchen eingebaut.
Überall, wo Museen und Galerien gebaut werden, gebe es heutzutage ein Café. Vielleicht müssen sich Staatsbad und Stadt zusätzlich etwas einfallen lassen, regt Teichmann an. Sie könnten zum Beispiel die Lesesäle, den Weißen Saal und den Rossini-Saal für Ausstellungen nutzen, sagt der Architekt, so dass mehr Leute dorthin kommen, die dann auch nebenan einen Kaffee trinken wollen.
Wenn der Betrieb des Kurgarten-Cafés für einen Pächter nicht mehr zu stemmen ist, müsse der Freistaat mithelfen, sagt Teichmann. Und weiter: Es werde in schlechten Zeiten so vieles vom Staat subventioniert, warum also nicht auch ein gut hergerichtetes Café alten Stils inmitten einer Welterbestadt?
Kurgarten-Café gehört zum Great Spa of Europe dazu
Wenn man keinen Pächter findet, muss man runter mit den Preisen, findet Heinz Stempfle, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands. Seiner Ansicht nach hätte der Freistaat den Betrieb dieses Cafés europaweit ausschreiben sollen. Für Bad Kissingen sei die Schließung des Cafés ein "unendlicher Verlust", denn es handle sich um eine sehr schöne Liegenschaft. "Das Kurgarten-Café gehört zu Bad Kissingen, zum Great Spa of Europe dazu."
Man müsse den Interessenten bei der Pacht entgegenkommen, sagt auch Hilla Schütze, die einst lange Zeit an vorderster Front im Kissinger-Sommer-Büro tätig war. "Aber die Behörden sind starr, verlangen einfach hohe Beträge." Ihrer Ansicht nach hätte man einen Betreiber, eine Betreiberin erst mal ein paar Monate lang zur halben Pacht arbeiten lassen können, damit der oder die erst mal Fuß gefasst hätte.
Schütze glaubt, dass der Freistaat nicht hinter dem Kurgarten-Café steht. Eine Event-Location mitten im Herzen des Welterbes findet sie "grauenvoll". Die Frage ist für sie zudem, wer sich dann bei diesen Events verantwortlich fühlt. "Denn das Kurgarten-Café hat ja einen Wert und muss gepflegt werden."