Kein Wunder, dass niemand mehr das Kurgartencafé pachten wollte. So jedenfalls nicht, wenn man monatlich erst mal etliche Tausend Euro mitbringen muss, um dort überhaupt existieren zu dürfen. Besser wäre es gewesen, denen, die sich für den Betrieb dort interessieren, finanziell entgegenzukommen.
Denn die Zeiten haben sich auch in der Gastronomie geändert: Das Fachpersonal fehlt zunehmend. Alles wird teurer, nicht nur für den Gastronom, die Gastronomin in der Vorratshaltung, sondern auch für die Gäste, die sich das Essengehen ja noch leisten können müssen.
Klar ist aber auch, dass die Zeiten vorbei sind, wo sich ältere Herrschaften im Kurgarten-Café zum Tanzen trafen oder nachmittags stundenlang bei Kaffee und Kuchen plauschten. Dieser Nimbus aus längst vergangenen Zeiten hat ausgedient. Man muss Neues wagen, das sich mit der historischen Note des Kurgarten-Cafés verträgt.
Die glanzvollen Weltbad-Zeiten sind passé
Die Event-Location ist ein erster Ansatz, den Schritt in die Moderne zu wagen. Aber ob das trägt? Finden dort jetzt hochpreisige Firmenfeiern statt? Ist es denn für junge Leute hip, im Kurgarten-Café zu heiraten? Sollen die Älteren dort ihre Jubelgeburtstage feiern? Oder wird es jetzt immer wieder bunt schillernde Disko-Nächte in diesen altehrwürdigen Hallen geben, wie das an diesem Wochenende anlässlich des Rosenballs der Fall war? Die neue Destination für diese geschichtsträchtigen Räume ist schwammig - und gewöhnungsbedürftig.
Vielleicht muss man sich auch vonseiten der Staatsbad Bad Kissingen GmbH, beziehungsweise des Freistaats, noch etwas mehr bewegen und sich davon verabschieden, dass das Kurgartencafé als Gastro-Betrieb unbedingt ein Ort für gehobenes Klientel bleiben muss. Denn woher soll dieses kommen? Die reichen Kurgäste der glanzvollen Weltbad-Zeiten gibt‘s schon lange nicht mehr.
Das Kurgartencafé sollte als gastronomischer Betrieb auf jeden Fall wieder öffnen. Aufblühen würde es vermutlich, wenn dort die gutbürgerliche oder internationale Küche die gehobene Gastronomie abgelöst hat und wenn sich dort nicht nur vornehm gekleidete Gäste gelegentlich zum teuren Speisen treffen, sondern eher die Einheimischen das Lokal stürmen. Wenn also Lieschen Müller aus Bad Kissingen dort auf ihre Nachbarn träfe und sich mit ihrem wenig mondänen Gehalt auch ein Essen leisten könnte, weil es dort einfach gute Gerichte zu annehmbaren Preisen gibt.
Drei neue Lokale gingen gerade in der Kurstadt mit Mitteln aus dem bayerischen Sonderfonds "Innenstädte beleben" erfolgreich an den Start. Da fragt man sich, warum der Freistaat nicht in der Lage ist, in Krisenzeiten sein eigenes gastronomisches Kleinod in Bad Kissingen finanziell zu stützen - vor allem weil es ja Teil des unbedingt zu erhaltenden Welterbes ist.