Wohl nur außerhalb Bayerns muss man beiVolker Heißmann dazusagen, dass er das „Mariechen“ von Waltraud und Mariechen ist. In Franken kennt den Blödler aus der Comödie Fürth fast jedes Kind, nicht nur durch seine Stammgastauftritte bei „Fastnacht in Franken“. Und auch in Bad Kissingen stoßen sich nicht mehr so viele gegenseitig den Ellbogen in die Rippen, „da, schau, der Heißmann“, wenn der 53-Jährige im Rosengarten seinen Kaffee trinkt. Denn: Volker Heißmann ist wirklich oft in Bad Kissingen . Woran das liegt, erzählt der Sänger, Entertainer und Komödiant hier.
Herr Heißmann, wenn ich mir so Ihren Facebook-Auftritt ansehe, dann frage ich mich, was ich falsch mache. Ich komme mit 24 Stunden oft nicht aus. Ihre Tage scheinen mehr Stunden zu haben als meine.
Och, des gehd scho.
Sie haben jetzt auch noch Zeit dafür gefunden, Präsident vom Fürther Kleeblatt, von der Spielvereinigung Greuther Fürth zu werden.
Ein schöner Job, den ich da vom Fred Höfler übernommen habe.
Oh, bestimmt. Aber bestimmt nicht immer.
Naja, sportlich stehen wir ja gut da…
…aktuell Platz 10 in der Zweiten Liga….
….ja, und ich freu mich schon aufs erste Derby am 4. Februar 2023 gegen den Club…
…der gerade einen Platz dahinter ist.
Gut so. Noch habe ich noch nicht viele Einsätze als Präsident gehabt, aber die haben sehr viel Spaß gemacht. Ich durfte Mitglieder ehren, die zum Teil seit 75 Jahren dem Kleeblatt die Treue halten – seit 75 Jahren, das muss man sich mal vorstellen.
Das ist wirklich lang. Schon ziemlich lang kann kann ich auf facebook beobachten, dass Sie oft in Bad Kissingen sind. Warum eigentlich?
Als Martin Rassau und ich mit unseren Tourneen angefangen haben, haben wir uns schon sehr auf Bad Kissingen gefreut, weil wir uns ein bisschen ins Mondäne verliebt haben. Allein der Regentenbau! Und dann die Spielbank! Die war für uns junge Burschen, damals so um die 30, schon die große weite Welt. Und damals haben wir den Spielbankdirektor Otmar Lutz kennengelernt. Der hat uns dann sogar einen Roulette-Tisch in die Comödie nach Fürth gefahren, wenn wir eine Ausstattung für eine 20er-Jahre-Revue brauchten.
Wo haben Sie denn damals übernachtet?
Na, im Steigenberger! Das war wie heimkommen. Aber jetzt suchen wir noch eine Heimat in Bad Kissingen , gefunden haben wir noch keine. Ich komme ja auch privat sehr gerne nach Bad Kissingen , denn das Kulturprogramm hier ist wirklich außergewöhnlich. Für mich ist der Rosengarten wie ein Stück Urlaub. Und eigentlich hängt unsere Liebe zu Bad Kissingen mit Martin Rassau zusammen. Martin hat einst die Wirtin vom Lavazza am Marktplatz kennengelernt, die Ines, die jetzt „Mein Kissinger Kaffee“ droben an der Erlöserkirche hat. Und daraus ist eine Freundschaft entstanden, die er sehr gerne pflegt. Der Martin sagt immer, Kissingen sei die einzige Stadt, in der er sich jung fühle, weil der Rest so alt ist.
Nun ja, wenn ich dran erinnern darf: Ihr werdet auch nicht jünger.
Stimmt. Aber jetzt werden wir auch in Bad Kissingen mit dem Publikum älter.
Erst im Juli 2021 war Bad Kissingen wieder eure Kulisse.
Da haben wir die Kaltengrubers für den BR in Bad Kissingen gedreht. Und nächstes Jahr sind wir vom 2. bis 20. August im Luitpoldbad, da führen wir „Im weißen Rössl“ auf.
Das ist zwar schön, aber jetzt auch nicht unbedingt was für die Jungen, oder?
Das möchte ich so gar nicht mal sagen. Gerade spielen wir in der Comödie Fürth…
…ein wundervolles Jugendstil-Gastspieltheater von 1906, bei dem Sie und Martin Rassau zwei von vier Betreibern sind…
…ja, da spielen wir die Lustige Witwe. Und die Menschen, alte und junge, wollen das sehen. Sie kennen die Melodien, auch wenn sie die gute alte Zeit vielleicht nicht selbst miterlebt haben. Und das Weiße Rössl hat bei den Aufführungen in Bad Kissingen ein wirkliches Alleinstellungsmerkmal.
Geht das bei einer über die Jahrzehnte kaum veränderten Operette von 1930?
Ja, und zwar über die Musik. Denn: Wir führen das Stück in der Originalfassung aus den 1930er Jahren auf – und die ist jazzig und voller Swing. Das war in den 30er-Jahren, als sie aufgeführt wurde, ein Riesenspektakel. Und jetzt ist die Fassung wieder aufgetaucht mit Swing und Saxofon.
Und die Musik macht kein geringerer als Thilo Wolf…
Ja! Thilo Wolf mit seiner Big Band holt sich noch 20 Streicher dazu, die dann zusammen den symphonischen Sound erzeugen. Wir produzieren in Fürth und können dann in Bad Kissingen jeden Abend ein fantastisches Orchester hören. Gesungen wird dann aber natürlich live und aus voller Brust!
Thilo Wolf ist ein begnadeter Big Band-Leader, aktuell in Indien auf ausverkaufter Tour. Man darf also sehr gespannt sein, was er aus der leichten Muse macht.
Leichte Muse? Klingt das abfällig?
Nein!
Gut. Denn es war schon immer so, dass Menschen in schlechten Zeiten einfache, gute Unterhaltung haben wollten. In den 20er Jahren waren die Revue-Theater voll, die Leute wollten Ablenkung, keine schlimmen Nachrichten. Heute schimpfen die Staatstheater, weil die Reihen nicht voll werden, aber die Menschen wollen keine blutigen Inszenierungen, nichts Verkopftes, die wollen La Boheme oder Aida, einfach schönes Theater.
Auch Sie als Künstler hatten wegen Corona sehr schlechte Zeiten. Was gibt Ihnen Kraft?
Meine Auftritte. Ich schöpfe Kraft durchs Spielen und durch das, was von den Menschen zurückkommt – wenn die lachen, kommt Energie. Und die gibt mir Kraft.
Sind Sie ein gläubiger Mensch?
Ich bin kein Superchrist, der nach dem Aufstehen in der Bibel liest. Aber ich wurde zu christlichen Werten erzogen. Und ich habe immer wieder Zwiegespräche mit dem Herrn Jesus, gern auch vor Auftritten. Und auf Tourneen gehe ich in Kirchen. Da komme ich dann auch wieder zu mir.
Wie müssen wir uns Weihnachten im Hause Heißmann vorstellen?
Ich feiere immer mit meiner Familie, mit Mama, Schwester und deren Kindern. Am 2. Weihnachtsfeiertag bin ich auf aufgeräumt, denn da hat eine sehr gute Freundin Geburtstag. Das finde ich schön, da weiß ich, was auch mich zukommt und dass ich zu „Kevin allein zuhause“ wieder auf meiner Couch liege. Allein.
Sind Sie auf Tinder?
Nein. Auch nicht auf anderen Bekanntschaftsportalen. Das funktioniert sicherlich, aber für mich ist das nix.
Und dann noch ein Nachtgebet?
Ich habe oft Gedanken, die ich nach oben schicke. Und Dankbarkeit.
Was war das letzte, wofür Sie dankbar waren?
Dass ein Mitglied unseres Ensembles das Krankenhaus wieder verlassen konnte – das macht mich dankbar. Und es macht mich auch dankbar, dass Martin und ich seit so vielen Jahren Erfolg haben. Selbstverständlich ist das nicht.
Martin Rassau spielt ja auch im Weißen Rössl mit.
Er ist der schöne Sigismund und ich der Oberkellner Leopold. Wirklich, es wird eine heitere Sommeroperette – für die man sich schon im Winter zu Weihnachten Karten schenken sollte.
War das jetzt der Werbeblock?
Ja. Vielen Dank (er lacht), dafür bin ich auch dankbar.