Vor 25 Jahren wurde die Partnerschaft zwischen den Landkreisen Tamar (Israel) und Bad Kissingen begründet. Eine Delegation des Kreistags war jetzt in Israel, um dieses Jubiläum zu begehen. Aber auch in Bad Kissingen will man die freundschaftlichen Bande noch würdigen, wenn im Oktober 2022 der Gegenbesuch aus Tamar erfolgt.
Der frühere Landrat Herbert Neder hatte Anfang der 1990er Jahre die Idee zu dieser Partnerschaft und sowohl sein israelischer Freund Joske Ereli als auch Tamars Landrat Yoav Givati zogen mit. Ereli hatte ja auch einen ganz besonderen Bezug zur Kurstadt, denn hier wurde er 1921 geboren. Seine Eltern führten im renommierten Modehaus Felix Ehrlich in der Ludwigstraße einen Schnittwarenhandel.
Wie Ereli später zu erzählen pflegte, war seine Kindheit in Bad Kissingen bis 1933 "wunderbar". Doch dann wurde alles anders für die jüdische Familie. Ereli und seine Familie mussten 1938 vor den Nazis fliehen. Er selbst kam mit 17 Jahren nach Palästina.
Der Zufall spielte Schicksal
Dass der Kontakt zwischen dem Landkreis Bad Kissingen und dem Kibbuz Ein Gedi in Tamar 1980 überhaupt zu Stande kam, ist eher dem Zufall zu verdanken – und an sich eine sehr berührende Geschichte. Damals hatte nämlich eine Gruppe von Jugendlichen des Bad Kissinger Kreisjugendrings (KJR) im Rahmen eines Jugendaustauschs ein Bleibe in der Region Tamar gesucht.
Als der Brief des früheren Bad Kissinger Jugendpflegers Günter Bender seinerzeit im Kibbuz ein Gedi ankam, war Joske Ereli, der Leiter des dortigen Tourismusbüros, völlig überrascht. In ihm mischten sich die unterschiedlichsten Empfindungen, wie er später im Interview mit dieser Redaktion sagte. Denn er war zuvor erst zweimal wieder in seine Geburtsstadt zurückgekehrt, im Jahr 1959 und später 1972, als er die Olympischen Spiele in München besucht hatte.
Seine Empfindungen seien bei diesen Besuchen "zwiespältig" und "noch sehr schmerzlich" gewesen, erzählte er. Als die Jugendlichen aus Bad Kissingen 1980 in den Kibbuz kamen, sei er deshalb so aufgeregt gewesen, dass er die Reisegruppe nicht selbst vom Flughafen abholen konnte, schilderte er später seine Empfindungen.
Jugend legte Grundstein für die Partnerschaft
Doch Bender und Ereli freundeten sich an und legten den Grundstein für den regelmäßigen Jugendaustausch zwischen den Regionen Tamar und Bad Kissingen. Auch Ereli kam immer wieder nach Bad Kissingen und knüpfte hier Freundschaften. Zudem gab es etliche Besuche von offizieller Seite aus. Im Februar 1997 schließlich unterschrieben im Landratsamt die beiden Landräte die Urkunde, die die deutsch-israelische Partnerschaft besiegelte. Seitdem werden die freundschaftlichen Bande rege gepflegt.
Die Landkreise Tamar und Bad Kissingen sind eigentlich sehr unterschiedlich: Tamar zählt etwa 1400 Einwohner, die sich auf einer Fläche von 1650 Quadratkilometern verteilen. Im Landkreis Bad Kissingen leben über 103.100 Menschen auf etwa 1150 Quadratkilometern.
Und dennoch haben die beiden Regionen auch Gemeinsamkeiten: Sie bemühen sich um Kurgäste und Urlauberinnen und Urlauber. Dazu gehört, dass man potenziellen Besucherinnen und Besuchern die eigenen Attraktionen schmackhaft macht. Was die Region Tamar alles zu bieten hat, davon konnten sich die Gäste aus Deutschland auf ihrer jüngsten Reise überzeugen.
Das Naturreservat Ein Gedi zum Beispiel beherbergt für Reisende große Schätze, heißt es in der Pressemitteilung des Landkreises. Nicht nur der David-Wasserfall, sondern auch die Weltkulturerbestätte Masada zogen die deutschen Gäste in den Bann. Am Toten Meer sahen alle dann das, was seit Jahren in den Medien berichtet wird, mit eigenen Augen: Dass der Wasserspiegel aktuell um etwa 1,2 Meter pro Jahr sinkt und der See sich langsam zurückzieht.
Heilende Mineralien des Meeres
Grund dafür ist, dass aus dem einzigen Zufluss, dem Jordan, immer mehr Wasser entnommen wird. Das Absinken des Meeresspiegels hat dramatische Auswirkungen auf die Umwelt und den Tourismus und ist obendrein auch gefährlich. Denn es entstehen sogenannte "Sink Holes" - Löcher, die bis zu 25 Meter tief und 50 Meter breit sein können. Diese Einsturztrichter können Infrastruktur zerstören, wie Tamars Landrat Nir Wangar den deutschen Freunden erläuterte.
Gleichzeitig lockt das Tote Meer zahlreiche Menschen an, die etwas für ihre Gesundheit tun wollen. Menschen mit rheumatischen Beschwerden und Hautkrankheiten versprechen sich hier Linderung wegen der heilenden Wirkung der im Meer vorkommenden Mineralien.
Wie diese Mineralien die Haut regenerieren können, erforscht man am Dead Sea and Arava Science Center in Masada. "Gerade in diesen Bereichen - also Haut und Gesundheit - kann ich mir eine Zusammenarbeit zwischen Bad Brückenau, Bad Bocklet und Bad Kissingen sowie dem Science Center sehr gut vorstellen", wird Landrat Bold im Pressebericht zitiert. Auch die Kreistagsmitglieder waren der Ansicht: Wenn im Oktober eine Delegation aus Tamar nach Bad Kissingen kommt, will man Näheres besprechen.
In Israel dabei waren Landrat Thomas Bold (CSU) und seine Stellvertreter Brigitte Meyerdierks (CSU) und Gotthard Schlereth (Freie Wähler). Aber auch die Fraktionssprecher Wolfgang Dünisch (Freie Wähler), Siegfried Erhard (CSU), Roland Limpert (PWG) und Volker Partsch (Die Grünen) hatten es sich nicht nehmen lassen, bei der Feier des Jubiläums dabei zu sein. Fehlen durfte zudem Edwin Metzler nicht, der seit Jahrzehnten die Teilnahme von Gruppen aus dem Landkreis Bad Kissingen am Friedenslauf am Toten Meer organisiert.