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BAD KISSINGEN
Er hat Versöhnung vorgelebt
Gute Freunde: Joske Ereli und der frühere Landrat Herbert Neder 2008 beim Fest zum 10. Bestehen der Landkreis-Partnerschaft.
Foto: Isolde Krapf | Gute Freunde: Joske Ereli und der frühere Landrat Herbert Neder 2008 beim Fest zum 10. Bestehen der Landkreis-Partnerschaft.
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 02.05.2022 13:14 Uhr

Joske Ereli ist tot. Der 93-Jährige starb am 4. November im Krankenhaus in Jerusalem. Schon ein paar Jahre lang war er von einer ernsten Krankheit gezeichnet. Dennoch sah er stets heiter nach vorn, versichern Freunde. In Stadt und Landkreis Bad Kissingen gilt der Israeli jüdischer Abstammung, der am 13. September 1921 als Hans Josef Ehrlich in der Kurstadt zur Welt kam, als Initiator einer inzwischen sehr intensiven deutsch-israelischen Partnerschaft. Spricht man mit seinen Kissinger Weggefährten, wird deutlich, was er in all den Jahren dieser Völkerverständigung bewirkt hat.

Bis 1933 war seine Kindheit und Jugend „wunderbar“, wie er die Kissinger Zeit einmal in einem Interview beschrieb. Seine Eltern führten im Modehaus Felix Ehrlich in der Ludwigstraße einen Schnittwarenhandel. Mit 17 Jahren musste Ereli vor den Nazis nach Palästina fliehen. 1959 kam er zum ersten Mal zusammen mit seiner Frau Rachel in seine Geburtsstadt zurück und hatte dabei gemischte Gefühle, wie er im Interview schilderte, denn er wusste nicht, was ihn in seiner Heimatstadt erwartete. Doch dann kamen hier sogar Menschen auf ihn zu, die seine Familie noch gekannt hatten.

Rund 20 Jahre später wurden erste zarte Bande zwischen der Region Tamar und dem Landkreis Bad Kissingen geknüpft. Bei einem Besuch des Kreisjugendrings unter Führung von Günter Bender im Kibbuz Ein Gedi fiel es Joske Ereli zu, die Gäste zu betreuen – ein Erlebnis, das in ihm nachwirkte, wie er später sagte. Zunächst gab es also den Jugendaustausch zwischen Ein Gedi und Bad Kissingen. Im Jahr 1997 initiierte Ereli dann zusammen mit den Landräten Yoav Givati und Herbert Neder die Partnerschaft zwischen der Region Tamar und dem Landkreis Bad Kissingen. Seitdem steht sein Name für das Bemühen um Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen.

Im Jahr 2001 verliehen ihm die Stadt Bad Kissingen die Bürgermedaille und der Landkreis das Silberne Ehrenzeichen. Für Ereli waren das bewegende Momente, wie er einst sagte, denn man zeigte ihm, dass seine Bemühungen der Vermittlung zwischen beiden Nationen respektiert wurden. Im Juli 2009 bekam er schließlich in München das Bundesverdienstkreuz – ein Ereignis, zu dem die Kissinger Freunde eigens mit dem Bus anreisten.

„Er sagte immer, wir müssen schauen, dass die jungen Leute aufeinander zugehen und sich verständigen“, schildert der einstige KJR-Geschäftsführer Edwin Metzler (Ramsthal) Erelis Bemühungen um Freundschaft. Sein Ziel sei stets gewesen, dass beide Nationen in Kontakt treten und Verständnis aufgebaut wird für die Vergangenheit.

„Ohne Joske wären Jugendaustausch und Partnerschaft gar nicht zu Stande gekommen“, sagt Altlandrat Herbert Neder, der seit 2008 auch Ehrenpräsident der Landkreis-Partnerschaft ist. Ereli ist es laut Neder auch zu verdanken, dass Nobelpreisträger Jack Steinberger damals zum ersten Mal nach Bad Kissingen kam. „Ereli hat die Brücke zwischen Tamar und Bad Kissingen geschlagen. Wir haben die Aufgabe, dieses Vermächtnis der Partnerschaft weiterzuführen“, sagt Landrat Thomas Bold

Eine Brücke geschlagen

Auch Altbürgermeister Christian Zoll war Ereli freundschaftlich verbunden. In jüngster Zeit einmal mehr, weil er ein Vorwort für Erelis brandneue Biografie verfasste. Hans-Jürgen Beck hat vor kurzem die Mammut-Aufgabe übernommen, dafür zu sorgen, dass das Buch vom Hebräischen ins Deutsche übersetzt wird. Für Zoll ist es ein schöner Gedanke, dass Ereli die Übersetzung noch las und autorisierte. „Ereli gehört noch zu der Generation, die bei uns damals sehr schlecht behandelt wurde und dennoch den Mut hatte, zurück in die Heimat zu kommen“, sagt Oberbürgermeister Kay Blankenburg anerkennend. „Er hat für uns das Thema Versöhnung greifbar gemacht.“ Vermutlich wird es nun schwieriger, diese Freundschaft aufrecht zu erhalten, aber sie ist inzwischen gut verankert“.

 
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