Wie Hilla Schütze, die im Auftrag der Stadt das Treffen betreut, mitteilte, werden 48 Mitglieder der jüdischen Familie Ehrlich erwartet. Vom 14. bis 17. September halten sich die Ehrlichs in Bad Kissingen auf. Höhepunkt wird ein Empfang durch Oberbürgermeister Christian Zoll im Rathaus sein sowie ein längerer Stadtrundgang.
Der Weg wird die Familienmitglieder dabei auch in die Ludwigstraße 10 führen. Dieses Haus hatte Joske Erelis Familie 1887 erworben und dort einen Schnittwarenhandel betrieben. Zu diesem Zeitpunkt war die Familie bereits einige Jahrzehnte unternehmerisch in der Kurstadt tätig gewesen.
1935 - "Es kam buchstäblich über Nacht: Plötzlich war ich ein Saujude", hat Joske Ereli seine Erlebnisse in Nazi-Deutschland einmal vor einer Schulklasse geschildert - zog die angesehene Familie zunächst von Bad Kissingen nach Coburg. 1938 folgte die Emigration nach Palästina. Joske Ereli war damals 17.
Es dauerte fast 20 Jahre, bevor er wieder Fuß auf deutschen Boden setzte. Inzwischen hatte Joske Ereli im Kibbuz Ain Gedi am Toten Meer eine neue Heimat gefunden. Zunächst kam er mit der Absicht, für den Tourismus am Toten Meer zu werben, in die Bundesrepublik. Doch schon bald verschrieb sich Ereli der Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen, vor allem zwischen der jungen Generation beider Völker. Seit 1984 kommt er jedes Jahr nach Deutschland und besucht seine Geburtsstadt.
Dass vor drei Jahren eine offizielle Partnerschaft zwischen den Landkreisen Tamar in Israel, in dem Ain Gedi liegt, und Bad Kissingen geschlossen wurde, geht auf seinen Einfluss zurück. Auch den Besuch von Jugendgruppen aus dem Landkreis hat er vermittelt. Da wundert es wenig, dass Joske Ereli vor allem jüngere Mitglieder der Familie Ehrlich von einer Teilnahme an dem Treffen in Bad Kissingen überzeugen konnte.