Regen, Regen, Regen. Zwar machte das Schmuddelwetter am Mittwochmittag, 3. Januar, kurz Pause und es war sogar ein Anflug von Sonne wahrzunehmen. Doch laut Wetterbericht wird es weiterregnen. In Bad Kissingen stieg das Hochwasser seit Neujahr beständig an.
Am Pegel des Regentenbaus, der maßgeblich für die Wettersituation in der Kurstadt ist, war am Mittwochmorgen um sieben Uhr der Messwert 3,53 Meter abzulesen. Zum Verständnis: Ab 3,50 Metern gilt die Meldestufe drei.
Von Meldestufe eins zu Meldestufe zwei
Nach Angaben des Bayerischen Hochwassernachrichtendienstes war das Hochwasser von Weihnachten seit dem ersten Feiertag zunächst zwar stetig gesunken. Und am 1. Januar hatte der Pegel am Regentenbau um 14 Uhr mit 2,12 Metern dann auch den Tiefststand erreicht.
Aber seit diesem Zeitpunkt geht die Entwicklung wieder stramm nach oben. Am 2. Januar gegen 16 Uhr war mit 2,52 Metern am Regentenbau zunächst die Meldestufe eins erreicht. Am Dienstagabend gegen 23 Uhr wurde mit 3,04 Metern die Meldestufe zwei verzeichnet.
Ab vier Metern beginnt in Bad Kissingen die Meldestufe vier. Die 2006 fertig gestellten Hochwasserschutzwände an der Saale sind auf einen Pegelstand von 4,70 Metern ausgelegt. Bis dahin ist auch diesmal freilich noch Luft nach oben. Bedenken muss man aber, dass das Hochwasser bei dieser zweiten "Welle" nun allgemein schneller steigt als zu Weihnachten, denn die Saaleauen sind von den früheren Niederschlägen tief gesättigt.
Pegelstand stagnierte für ein paar Stunden bei 3,60 Metern
Immerhin wies der Pegel am Regentenbau am Mittwoch von 10 bis 14 Uhr immer denselben Stand von 3,60 Meter auf und der Wasserstand sank in den darauffolgenden Stunden sogar zentimeterweise ab (3,57 Meter um 16 Uhr). Alexander Pusch, Einsatzleiter Hochwasserschutz bei der Stadt Bad Kissingen, konnte sich darüber dennoch nicht freuen.
Denn er hatte bereits um die Mittagszeit zwei neue Botschaften erhalten, die ihm nicht gefielen: Zum einen meldete der Deutsche Wetterdienst, dass es demnächst "nördlich von Bad Kissingen" zu Dauerregen kommen wird. Zum andern ließ der bayerische Hochwassernachrichtendienst verlauten, dass in der Kurstadt in absehbarer Zeit der Pegelstand von vier Metern erreicht werden wird (Meldestufe vier).
"Gerade sind wir dabei, die Hochwasserschutzwand an der Saale voll aufzubauen", sagte Pusch am Nachmittag im Gespräch mit dieser Redaktion. Man wolle auf der sicheren Seite sein. Eigentlich müssten er und seine Mannschaft vom städtischen Servicebetrieb, laut Hochwasserschutz-Maßnahmenplan, erst mal lediglich für einen Pegelstand bis zu 4,20 Meter hochrüsten.
Das Einsatz-Team der Stadt will gerüstet sein
Aber wenn tatsächlich Dauerregen kommt, dann werde es noch etliche Nebenschauplätze geben, die man betreuen muss, sagte Pusch und wies auf die zahlreichen Geröllfänge in Stadt und Stadtteilen hin, die ständig geleert werden müssen. Als weiteres Beispiel nannte er den Ilgenbach, der schon in der zurückliegenden Nacht bei Kleinbrach, am Altenburger Haus, über die Straße hinweggeströmt sei. Alles Ereignisse, die man im Auge behalten müsse.
Dass das Wasser der Saale in der Kurstadt in den zurückliegenden Tagen seit Weihnachten stundenweise teils rasant gestiegen war, hing laut Pusch auch damit zusammen, dass inzwischen die Nebenflüsse wie die Lauer inzwischen ebenfalls übermäßig viel Wasser führen und der Saale so umso mehr Flut mit auf ihren Weg geben. Auch aus der Rhön seien noch große Wassermassen nach Bad Kissingen abgeflossen.
Pusch: Trotz Hochwasserschutzwand stets achtsam sein
Wenn es weiter so regnet, könne man in den bevorstehenden Tagen vielleicht sogar mit einem Hochwasserereignis wie 2011 rechnen, sagte Pusch. Damals sei der Scheitelpunkt erst bei 4,40 Metern erreicht gewesen. Trotz Hochwasserschutzwand müsse man stets "achtsam sein", weiß der Einsatzleiter aus Erfahrung.
Dazu gehört auch, dass man in solch einer Hochwasserphase sogar am Ball bleibt, wenn es dunkel wird. In der Nacht zum Mittwoch beispielsweise waren, laut Pusch, nicht nur die Leute vom Servicebetrieb auf Achse in der Stadt und in den Stadtteilen, sondern auch die Mitglieder der Feuerwehren Bad Kissingen, Hausen und Garitz. "Da kommen schon mal 40 bis 50 Leute zusammen."
"Ja, es geht zur Meldestufe vier hin", bestätigte Birgit Imhof, Leiterin des Bad Kissinger Wasserwirtschaftsamts, am Nachmittag. Die Höhe des Wasserspiegels wird länger anhalten, gibt sie als weitere Prognose aus. Denn auch am Pegel in Salz, an dem man den Zustrom von Wassermengen aus der Rhön, beziehungsweise aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld ablesen kann, habe sich ein "Plateau" gebildet.
"Die höchsten Wasserstände erwarten wir morgen früh", sagt Imhof. Gleichzeitig beruhigt sie: Das aktuelle Hochwasser sei ein zwei- bis fünfjährliches Ereignis - es trete häufiger auf und sei nicht ungewöhnlich. In diesem Zusammenhang erinnert die Behördenleiterin an eine ganz andere Hochwasserlage in Bad Kissingen.
Der 3. Januar ging bereits in die Geschichte des Bad Kissinger Hochwassers ein
"Der 3. Januar ist nämlich ein historisches Datum", sagt sie im Hinblick auf das 100-jährliche Hochwasser im Jahr 2003. Am 3. Januar 2003 war der Scheitel, laut Imhof, nämlich erst bei 4,69 Metern erreicht.
Wie eine Hochwasserlage einzuschätzen ist, lässt sich, nach Imhofs Angaben, auch am "Abfluss" des Saalewassers ablesen. Das ist die Wassermenge, die in einem Kubikmeter Wasser pro Sekunde in der Saale fließt. Während diese Abflussmenge 2003 bei 335 Kubikmeter pro Sekunde lag, nimmt sich der Wert am Mittwochnachmittag mit 88 Kubikmetern pro Sekunde vergleichsweise gering aus.