Die Kreisstraße bei Köhler ist total überflutet. Sie gleicht einem sich spiegelnden See. Nur Teile von Straßenpfosten deuten auf die nicht mehr erkennbare Fahrbahn hin. Warnschilder sperren den Verkehr und weisen auf die Hochwassergefahr hin. Wenn hier ein Auto hineinfährt, hat es mitsamt seiner Insassen verloren.
In solch einem Fall kann eigentlich nur mehr die Feuerwehr helfen, die diese lebensgefährlichen Situationen schon häufiger hatte. Und trotzdem ist es auch jedes Mal für die Besatzung des Feuerwehrautos eine kritische Situation. Sie müssen sich beeilen, oftmals ist Leben in Gefahr. Dennoch muss die Besatzung auf viele Punkte achten, um nicht selbst ein Notfall zu werden: Treibgut, Eisschollen im Winter, nicht sichtbare Gräben oder Ausfall der Bremsen. "Alles schon mal dagewesen", meint der Volkacher Feuerwehrler und Ausbilder im technischen Bereich, Sebastian Barth. Daher setzte die Wehr in der eher ruhigen Zeit zwischen den Feiertagen ein ganz spezielles Training für Maschinisten an: "Fahren im Hochwasser".
Pressesprecher Moritz Hornung erklärt: "Für uns ist es ganz wichtig, dass wir das außerhalb des Einsatzes in Ruhe üben. Viele von uns kennen zwar die Situation schon, es ist aber jedes mal eine neue Herausforderung, die schweren Einsatzfahrzeuge sicher im Hochwasser zu bewegen." Dazu führte Sebastian Barth zuerst einmal im Unterrichtsraum des Volkacher Feuerwehrhauses eine "Theoretische Stunde" durch.
Die Scheibenwischer laufen im schnellsten Gang
Der Kfz-Meister ist bei der Unterfränkischen Handwerkskammer tätig. Also für dieses Thema geradezu prädestiniert: Wie weit kann ich in tiefes Wasser fahren, ohne einen Motorschaden zu riskieren? Das frühere Maß "bis zur Nabenmitte" ist bei den speziellen Feuerwehrautos nicht mehr gültig. "Da geht mehr", sagt Barth. Markierungen an den Außenseiten geben Hilfestellung. Der Unimog kann sogar bis zu 1,20 Meter waten. Doch auch bei den schweren Lastern gilt: man verliert die Bodenhaftung bei höherer Geschwindigkeit. Der Ausbilder warnt: "Vorsicht auch beim Aussteigen! Fließendes Hochwasser kann einem regelrecht die Füße wegreißen. Immer festhalten. Notfalls sichern!"
Dann ging es mit zwei Großfahrzeugen los. Auf Hochwasser führende Straßen, bei denen die Fahrbahn nicht mehr zu erkennen war. Mit etwa 15 km/h durchpflügen die Rettungsfahrzeuge regelrecht das Wasser. Die Gischt spritzt an die Fenster, teilweise bis ans Dach. Die Scheibenwischer laufen im schnellsten Gang. Die unterschiedlichen Gegebenheiten inner- und außerorts werden einstudiert. Fazit: "Die haben's im Griff", meint Barth anerkennend bei Übungsende.