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BAD KISSINGEN
Schneeschmelze und Regen: Wenn Unterfrankens Flüsse gefährlich werden
Wasserretter warnen vor Risiken bei Hochwasser. Wie schnell es zu einer Notlage kommen kann, zeigt der Unfall eines neunjährigen Kindes in Bad Kissingen.
kg-lbo-hochwasser (7)       -  Im Bad Kissinger Luitpoldpark, im Bereich des Menzelstegs, nicht weit weg vom Saalemäander, ist ein neun Jahre alter Junge am Sonntag in die Hochwasser führende Saale gefallen.
Foto: Benedikt Borst | Im Bad Kissinger Luitpoldpark, im Bereich des Menzelstegs, nicht weit weg vom Saalemäander, ist ein neun Jahre alter Junge am Sonntag in die Hochwasser führende Saale gefallen.
Von Benedikt Borst
 |  aktualisiert: 10.02.2024 21:56 Uhr

Die Schneeschmelze und der Regen der vergangenen Tage haben im Landkreis Bad Kissingen nicht nur vielerorts zu Überschwemmungen geführt, sondern auch die gemächlich fließende Saale in einen Fluss mit reißender Strömung und unsichtbaren Tücken verwandelt. Wie gefährlich das Hochwasser sein kann, zeigte der Vorfall am Sonntagmittag, als ein neun Jahre alter Junge in den Fluss fiel.

Am Sonntag nutzten viele Menschen das schöne Wetter für einen Spaziergang entlang der überfluteten Saale. So auch der Junge mit seinen Eltern. Die Familie war etwa im Bereich des Menzelsteges unterwegs, als das Kind plötzlich von den Fluten verschluckt wurde. „Es muss ein Abflussschacht oder ein Zufluss oder etwas ähnliches gewesen sein. Da ist der Junge reingezogen worden“, rekonstruiert Andreas Bröll, stellvertretender technischer Leiter der Wasserwacht Bad Kissingen, den Hergang. Das Kind sei untergetaucht und in die Saale gespült worden. Als die Eltern ihr Kind im Fluss wiederauftauchen sahen, sprangen sie sofort in das wenige Grad kalte Wasser hinterher.

Die Familie ist geschockt, aber wohlauf

Der Vater schaffte es zwar, den Sohn zu erreichen, es gelang ihm jedoch nicht, mit dem Kind ans Ufer zurückzuschwimmen. Während die Mutter sich ohne Hilfe zurück retten konnte, wurden Vater und Sohn von der Strömung erfasst. Kurz hinter dem Menzelsteg zweigt ein Nebenarm von der Saale ab. In diesen Nebenarm wurden die beiden hineingezogen. Dort war die Strömung nicht mehr ganz so stark. Mit Glück erreichten sie die Insel, die zwischen dem Haupt- und dem Nebenarm liegt. Dort kamen sie an Land. Ein Schlauchboot der zwischenzeitlich alarmierten Wasserrettung brachte die beiden schließlich wieder ans sichere Ufer zurück. „Die Familie war geschockt und unterkühlt, aber körperlich geht es ihnen wieder gut“, berichtet Bröll.

Den Einsatzkräften – egal ob von Wasserwacht, DLRG, Polizei oder Feuerwehr – ist die Erleichterung anzumerken, dass der Vorfall glimpflich ausgegangen ist. „Wir wurden alarmiert mit drei Personen im Wasser, darunter ein Kind. Da ist man schon sehr nervös“, sagt Bröll. Das Gewässer habe eine enorme Fließgeschwindigkeit, der Wasserretter schätzt sie auf etwa fünf Meter pro Sekunde. „Wenn sie es nicht auf die Insel geschafft hätten, hätten wir ganz schnell einen Suchbereich bis Euerdorf gehabt“, erklärt er. Deshalb alarmierte die Leitstelle zu dem Einsatz nicht nur die Kissinger Wasserwacht und DLRG, sondern auch Wasserrettungsgruppen aus Hammelburg, Schweinfurt und Sennfeld. „Ein Hochwasser kann sehr viele Gefahren bergen. Und bei den Fließgeschwindigkeiten können wir keine Taucher einsetzen. Da war insgesamt eine gehörige Portion Glück dabei“, sagt Bröll.

Sicherheitsabstände sollen eingehalten werden

Markus Brandl, Vorsitzender der Kissinger DLRG, sieht das ähnlich. Spaziergänger sollten einen Sicherheitsabstand zum Wasser einhalten. Der Uferbereich ist aufgeweicht und rutschig, der Boden kann unterspült sein und einbrechen beziehungsweise ist in dem schlammigen Wasser nicht zu sehen, wie der Untergrund unter den Füßen beschaffen ist und ob plötzliche eine tiefe Stelle kommt. „Es kann auch unter der Wasseroberfläche im Flachen starke Strömungen geben, die einem die Beine wegziehen“, sagt er. Die Strömung im Flussbett wird dann sogar für geübte Schwimmer zur Gefahr. Dazu die Kälte und die Kleidung, die sich mit Wasser vollsaugt. „Gegen die Strömung anzuschwimmen ist eigentlich unmöglich“, weiß der Wasserretter. Wer dennoch einmal in so eine Lage geraten sollte, der sollte die Ruhe bewahren, sich auf dem Rücken mit den Beinen voraus treiben lassen und versuchen, sich irgendwo festzuhalten, um sich ans Ufer zu ziehen, rät Brandl. Wer vom Ufer aus eine Person in Not beobachtet, der sollte zuerst die Rettungskräfte alarmieren und dann versuchen vom Ufer aus zu helfen, etwa indem er dem Betroffenen etwas zuwirft, an dem er sich festhalten kann. „Der letzte Weg ist, selbst reinzuspringen. Das sollte man aber nur tun, wenn man nicht allein ist“, sagt der Mann vom DLRG. Der Landkreis ist in Sachen Wasserrettung gut aufgestellt, und die Einsatzkräfte waren aufgrund der Hochwasserlage ohnehin in Alarmbereitschaft, so dass sie schnell eingreifen konnten.

Am Montag hatte sich die Hochwasserlage im Landkreis wieder beruhigt, berichtet Leonhard Rosentritt, Leiter des Wasserwirtschaftsamtes Bad Kissingen. So sank an der Messstelle am Golfplatz der Saalepegel am Montagmittag wieder unter die Marke von 3,40 Metern (Meldestufe zwei). „Die Gewässer sind natürlich noch voll. Je nachdem wie viel es in den nächsten Tagen regnet und wie viel es in der Rhön taut, kann auch wieder eine höhere Meldestufe erreicht werden“, erklärt er. Für diesen Dienstag ist eher noch mit einer Entspannung zu rechnen, am Mittwoch könnte sich das je nach Witterung und Temperatur jedoch wieder ändern. Der Behördenchef appelliert an die Spaziergänger, vorsichtig zu sein. „Hochwasser ist gerade bei schönem Wetter imposant anzuschauen, aber es ist extrem gefährlich, wenn man zu nah herankommt“, warnt er. Die Familie habe großes Glück gehabt.

Passanten missachten Sperrungen

„Wir hoffen, dass die Lage jetzt ruhig bleibt und dass die Leute vernünftig sind“, sagt auch Andreas Bröll von der Wasserwacht. Am Sonntag haben die Rettungskräfte viele Passanten bemerkt, die Sperrungen ignoriert, sich nah am Wasser aufgehalten und teilweise sogar die Einsatzkräfte behindert haben.

Derweil erreichte der Main am Montagvormittag die Meldestufe 2, so Jörg Schackel vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Schweinfurt. Der höchste schiffbare Wasserstand sei damit sowohl an den Pegeln in Trunstadt im Landkreis Bamberg als auch in Schweinfurt und Würzburg überschritten. Die Folge: „Im kompletten Streckenabschnitt von Bamberg bis Lohr im Landkreis Main-Spessart ist die Schifffahrt verboten.“

 
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Kommentare
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  • sebastian.lutz@gmail.com
    Ich bin mal gespannt ob es nicht nur negative Folgen durch den vielen Regen gibt wie z.B. das Hochwasser. Interessant wäre es, wie sich dies auf den Grundwasserspiegel auswirkt, der hat ja in den letzten Jahren sehr gelitten. Vielleicht gibt es auch hier zumindest positive Effekte.

    Vielleich kann die MP-Redaktion hier mal recherchieren.
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