Nicht nur für Schaulustige war an Heiligabend der Spaziergang an den überfluteten Saalewiesen in Bad Kissingen spannend gewesen. Auch die zum Hochwasser-Einsatz eingeteilten Beschäftigten des städtischen Servicebetriebs verfolgten das Geschehen permanent. Schließlich lag der Pegelstand an Heiligabend um 14 Uhr schon bei 3,39 Metern und erreichte um 18 Uhr 3,52 Meter (Meldestufe drei).
Die Hochwasserspitze kam schließlich in der Nacht zum ersten Weihnachtsfeiertag. Um drei Uhr morgens stand der Pegel am Regentenbau auf 3,72 Meter. Seitdem sinkt das Wasser zentimeterweise ab. Die Hochwasserlage hat sich in der Kurstadt am 26. Dezember beruhigt.
Handeln nach dem städtischen Hochwasser-Maßnahmenplan
Der Pegel am Regentenbau zeigte am zweiten Feiertag um 12 Uhr mittags 3,15 Meter an (Meldestufe zwei). Nach Angaben des bayerischen Hochwassernachrichtendienstes geht dieser Pegelwert aktuell stündlich um zwei Zentimeter herunter.
Für etliche Beschäftigte des städtischen Servicebetriebs, die sich wegen des Hochwassers ein paar Tage lang einsatzbereit hielten, stand also doch noch ein entspannter zweiter Weihnachtsfeiertag auf dem Programm.
"Wir haben die Situation schon vom 21. Auf den 22. Dezember im Blick gehabt", sagt Alexander Pusch, der Einsatzleiter Hochwasserschutz der Stadt Bad Kissingen, am Dienstag im Gespräch mit dieser Redaktion. Denn das Wasserwirtschaftsamt hatte schon am Donnerstagabend die Warnung herausgegeben, dass über Weihnachten in Bad Kissingen die Meldestufe drei erreicht werden könnte.
Wie es der städtische Hochwasser-Maßnahmenplan vorsieht, wurden bereits am Freitagvormittag erste Vorkehrungen getroffen, sagt Pusch. So haben die Beschäftigten zum Beispiel an der Lindesmühlpromenade im Bereich der Saale Dammbalken in die Hochwasserschutzwand eingebaut. Zudem wurden in der Balthasar-Neumann-Promenade an der Schutzwand Torstützen angebracht.
Nach Puschs Angaben war man so gut gerüstet gegen ein Ansteigen des Wassers bis zu einer Höhe von 3,80 Metern. Vorsichtshalber seien aber auch noch Betriebsfahrzeuge mit weiteren Dammbalken und Ausrüstung beladen worden, so dass man im Ernstfall gleich hätte losfahren und weiter aufbauen können.
Zweite Warnung des Wasserwirtschaftsamts
Am Freitagnachmittag gab’s laut Pusch eine erneute Vorhersage des Wasserwirtschaftsamts: Vermutlich werde zu Weihnachten ein Wasserstand von 3,50 Metern (Meldestufe drei) erreicht, möglicherweise müsse man sogar die Meldestufe vier ausgeben.
Am Samstagmorgen um sieben Uhr habe er dann seine Mannschaft – neun Personen - zusammengetrommelt, um nachzurüsten, erzählt Pusch. Mit den an diesem Morgen getroffenen Maßnahmen wäre die Stadt gegen Hochwasser bis zur Höhe von 4,20 Metern geschützt gewesen, sagt er.
Ja, spannend sei es zu dieser Zeit schon für alle gewesen. "Es war aber keine dramatische Situation." Zum Glück sei dann doch nicht mehr so viel Wasser aus der Rhön über die Flüsse bis nach Bad Kissingen nachgeflossen, so der Einsatzleiter weiter. Stets im Blick habe man dabei den Sälzer Pegel gehabt.
Dieser wies beispielsweise am Samstag um 17 Uhr schon 4,02 Meter auf, wie der bayerische Hochwassernachrichtendienst auflistete. Für Salz gilt ab vier Metern die Meldestufe zwei. Am Heiligabend um 14 Uhr lag der Pegelstand in Salz dann bei 4,32 Metern.
Hochwasser geht nun stündlich zentimeterweise zurück
Bedenken müsse man zudem, so Alexander Pusch weiter, dass zu den Zuflussmengen aus dem Landkreis Rhön-Grabfeld noch Wasser aus den Bächen und Flüssen im Landkreis Bad Kissingen, wie zum Beispiel der Lauer, dazukommt.
Seit dem ersten Weihnachtsfeiertag verringert sich der Hochwasserstand nun jedoch langsam, aber stetig. Man könne also erst mal durchatmen, wenngleich man die Hochwasserlage freilich weiter im Auge habe, sagt Pusch am Dienstag.
Jedes Hochwasser in der Stadt sei für ihn und seine Kolleginnen und Kollegen in gewissem Sinn auch ein Lehrstück. Denn es werden zum Beispiel jedes mal Fotos davon gemacht, wie weit das Wasser bei einem bestimmten Pegelstand an ein Gebäude heranreicht.
Manöverkritik, um Maßnahmen eventuell anzugleichen
Diese könne man dann beim nächsten Hochwasser-Ereignis auch dazu heranziehen, die aktuelle Situation einzuschätzen, sagt Pusch. Schließlich gebe es nach jedem Hochwasser-Ereignis eine Manöver-Kritik, bei der es auch darum geht, bislang gültige Maßnahmen eventuell an neue Situationen anzugleichen.
Denn ein Hochwasser ist nicht wie das andere, sagt der Einsatzleiter und gibt ein Beispiel: Zieht sich das Wasser nach einer Pegelspitze zurück, ist der Boden tief gesättigt. Kommt es unmittelbar darauf erneut zu Starkregen, steigt das Hochwasser viel schneller an als beim ersten Ereignis.