Der am Mittwoch vom Deutschen Wetterdienst angekündigte Dauerregen führte dazu, dass der Pegel am Regentenbau in Bad Kissingen in der Nacht zum Donnerstag, 4. Januar, um rund 40 Zentimeter anstieg. Lag der Messwert am Mittwochabend um 20 Uhr bei 3,54 Metern, stieg er laut bayerischem Hochwassernachrichtendienst bis sieben Uhr am Donnerstagmorgen auf 3,94 Meter an.
Dann gab es bis 12 Uhr mittags keine Veränderung. Um 14 Uhr wurden mit 3,92 Metern am Pegel des Regentenbaus bereits zwei Zentimeter weniger gemessen. Dieser Wert wird auch am Abend um 18 Uhr noch gemessen.
Nichts Außergewöhnliches in der Nacht zum Donnerstag
Dass die Lage am Mittwochabend nicht abzuschätzen war, machte auch ein Facebook-Post der Stadt Bad Kissingen von 17.40 Uhr klar. Es wurde erneut darauf hingewiesen, dass die Parkplätze in der Au längst gesperrt sind – und die Besitzer und Besitzerinnen der immer noch dort abgestellten Fahrzeuge ihre Autos nun dringend entfernen sollten.
"Die Nacht war dann ruhig", sagt Alexander Pusch, Einsatzleiter Hochwasserschutz der Stadt Bad Kissingen, am Donnerstagmittag im Gespräch mit dieser Redaktion. Weil er und seine Mannschaft noch am Mittwochnachmittag die Hochwasserschutzwände "voll hochgerüstet" hatten, habe man der Nacht entspannt entgegengesehen.
Dennoch machte das Einsatz-Team nachts Kontrollgänge, sagt Pusch. Schon allein, weil die Böden durch das Weihnachtshochwasser bereits total gesättigt waren, habe man wegen des angekündigten Dauerregens wachsam bleiben müssen. "Das ist dann sehr unberechenbar."
Um halb zwei Uhr am Donnerstagmorgen kam beispielsweise ein Anruf der Stadtwerke. Man meldete, dass der Pegelstand von 3,80 Metern erreicht ist, erzählt Pusch.
Aus den Hochwassereinsätzen lernen
Wie der Hochwasserstand sich weiter gestaltet, bleibt ungewiss, sagt Pusch am Donnerstag. "Ob es noch weiter steigt, ist schwer zu sagen. Bislang ist alles im kontrollierbaren Bereich."
Aus den Hochwasser-Ereignissen würden er und sein Team stets im Nachhinein lernen, sagt der Einsatzleiter. Meist handle es sich um kleine Details, die aber im Großen und Ganzen wichtig seien. Für "genial" hält er, dass die Feuerwehr die Hochwasserlage mit einer Drohne überfliegt. "Denn dann sehen wir, wo genau die eingestauten Bereiche sind und wo es notfalls kritisch werden könnte."
Nach Puschs Angaben ist zudem ein externer Wachdienst damit beauftragt, nachts hie und da an der Hochwasserschutzwand der Saale vorbeizuschauen und zu prüfen, ob mit den Dammbalken noch alles in Ordnung ist.
Apropos Hochwasserschutzwand: Die Planungen zum Hochwasserschutz in Bad Kissingen reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück, erzählt Birgit Imhof, Leiterin des Bad Kissinger Wasserwirtschaftsamts, im Gespräch mit dieser Redaktion. Bereits im Jahr 1847 hatte es in der Stadt Kissingen erste Pläne zur Verbesserung der Hochwasser-Verhältnisse gegeben.
Die lange Geschichte des Projekts Hochwasserfreilegung
1880 hatte dann ein gewisser Architekt Andrä, seines Zeichens Planer aus Frankfurt, einen Plan zur Hochwasserfreilegung bei der Stadt vorgelegt. Passiert sei dann aber nichts, weiß Imhof aus den Aufzeichnungen zum Hochwasserschutz. Erst im Jahr 1927 stellte das Straßen- und Flussbauamt Schweinfurt Untersuchungen zur Hochwasserfreilegung an. 1953/54 gab es schließlich erste konkrete Planungen des Wasserwirtschaftsamts Schweinfurt. Dann sei wieder Pause gewesen.
1971 wurden schließlich erneut Untersuchungen angestellt und drei Jahre später war sogar schon von einem Raumordnungsverfahren die Rede. Etwas konkreter wurde es dann, nach Imhofs Schilderung, im Jahr 1978, als ein Vorentwurf im Stadtrat besprochen wurde, der eine Kombination von Deichen und Mauern plus einem Rückhaltebecken oberhalb von Bad Kissingen beinhaltete.
Am 26. Juli 1989 gab es einen neuen Stadtratsbeschluss zur Hochwasserfreilegung in der Kurstadt und das Wasserwirtschaftsamt Schweinfurt erstellte in der Folge eine weitere Studie. Erst als das Jahrhundert-Hochwasser im Januar 2003 die Stadt tiefgreifend in Mitleidenschaft zog, habe man erkannt, dass der Hochwasserschutz künftig Priorität haben muss.
Imhof: "Das war die Initialzündung für die modernen Planungen." Inzwischen hatte sich auch die Technik weiterentwickelt und man sah bei dem Mammutprojekt vor, eine Wand mit mobilen Aufsatzelementen zu bestücken, so die Behördenleiterin weiter. Die Bad Kissinger Hochwasserschutzanlagen seien heute sozusagen in die Umgebung integriert. "Das Stadtbild bleibt erhalten." Die hochmodernen Schutzwände tragen ihrer Ansicht nach auch dem Titel "Welterbestadt" Rechnung.