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LKR Bad Kissingen
Hochwasserschutz: Wie sicher ist man im Landkreis Bad Kissingen vor den Fluten?
Welchen immensen Schaden Wassermassen anrichten können, haben die vergangenen Tage in Teilen Deutschlands gezeigt. Drohen ähnliche Szenarien auch im Landkreis Bad Kissingen? Ein Blick auf den Hochwasserschutz.
Nur noch eine Seenlandschaft war der Bad Kissinger Rosengarten vor dem Regentenbau Anfang Februar dieses Jahres. Foto: Benedikt Borst/Archiv       -  Nur noch eine Seenlandschaft war der Bad Kissinger Rosengarten vor dem Regentenbau Anfang Februar dieses Jahres. Foto: Benedikt Borst/Archiv
| Nur noch eine Seenlandschaft war der Bad Kissinger Rosengarten vor dem Regentenbau Anfang Februar dieses Jahres. Foto: Benedikt Borst/Archiv
Rebecca Vogt
 |  aktualisiert: 17.08.2022 06:15 Uhr

Über 100 Tote, unzählige Vermisste und Menschen, die vor den Trümmern ihrer Existenz stehen: Die Flutkatastrophe im Westen Deutschlands hat den Hochwasserschutz wieder in den Fokus gerückt. Die Redaktion wollte daher wissen: Wie gut ist der Landkreis Bad Kissingen für den Ernstfall gerüstet, wenn die Pegelstände der Gewässer rapide ansteigen oder Starkregen niedergeht?

Uwe Seidl, der stellvertretende Behördenleiter des Wasserwirtschaftsamts Bad Kissingen, weiß, wo die für Hochwasser kritischsten Stellen im Landkreis liegen und wie die Schutzmaßnahmen dort aussehen.

Hochwasserrisiko an der Saale

"Die Saale ist im Landkreis das Hauptgewässer", erklärt Seidl. Der Fluss durchzieht den Landkreis vom Nordosten in Richtung Südwesten. Für die Orte entlang der Saale besteht geografisch bedingt immer auch ein gewisses Hochwasserrisiko , wie Seidl erläutert. Linksseitig sind das Nüdlingen und der Raum um Bad Bocklet, rechtsseitig sind das unter anderem Oberthulba und Burkardroth. "Auch an der Lauer bei Münnerstadt und Poppenlauer gab es in der Vergangenheit immer wieder mal Probleme mit Hochwasser ", berichtet Seidl weiterhin.

Durch Mauern, Deiche oder auch mobile Elemente ist entlang der Saale nach aktuellem Stand laut Seidl nur die Stadt Bad Kissingen ausreichend vor Hochwasser geschützt. Hier hat man die Lehren aus der Vergangenheit gezogen - genauer, aus dem Hochwasser im Jahr 2003. "Das Wasser ging damals bis zum Marktplatz hoch", erinnert sich Seidl.

Gemeinsam entwickelten Stadt und Wasserwirtschaftsamt daraufhin damals ein Konzept und Maßnahmen für den Hochwasserschutz . "Unterhalb und oberhalb von Bad Kissingen besteht entlang der Saale noch Handlungsbedarf."

Starkregen und Sturzfluten

Anders als Hochwasser , das in der Nähe von Gewässern droht, können Überschwemmungen , die aus Starkregen und damit einhergehenden Sturzfluten entstehen, quasi jeden Ort treffen, wie Seidl erklärt. Er verweist auf ein Sonderprogramm, das vom Freistaat Bayern ins Leben gerufen wurde, nachdem es 2016 im niederbayerischen Simbach am Inn zu einer Hochwasserkatastrophe gekommen war. Den Kommunen solle damit ein Konzept zum Risikomanagement für Sturzfluten an die Hand gegeben werden.

Im Landkreis wird aktuell für die Gemeinden Oberthulba, Nüdlingen, Bad Bocklet und Burkardroth an entsprechenden Konzepten gearbeitet, wie Seidl erklärt. "Dabei wird von einem Ingenieurbüro das Gemeindegebiet vermessen und anhand mathematischer Modelle werden dann Gefahrenpotenziale errechnet."

Das jeweilige Konzept diene dann als Basis, um Maßnahmen für die Kommune abzuleiten, mit denen sich die Hochwassergefahr minimieren lässt. "Ich habe den Eindruck, dass das Angebot von den vier Kommunen sehr gut angenommen wird und hier die Notwendigkeit erkannt wurde", berichtet Seidl.

Hochwasserschutz durch Rückhaltebecken

Auch insgesamt tue sich im Landkreis etwas in Sachen Hochwasserschutz . Der stellvertretende Behördenleiter des Wasserwirtschaftsamts berichtet unter anderem auch von einem Projekt in Elfershausen. Nachdem 2016 der Deiselbach den Ort flutete und unter anderem den Spielplatz wegriss, sollen dort nun mehrere Rückhaltebecken entstehen.

Klar wird hierbei aber auch: Hochwasserschutz ist nichts, was sich auf die Schnelle umsetzen lässt. Eineinhalb bis zwei Jahre nehmen alleine die Bestandsaufnahme und das Konzept in Anspruch, wie Seidl berichtet. Danach müsse entschieden werden, was sich umsetzen lässt. Das sei auch immer eine Frage der finanziellen Möglichkeiten in den Kommunen, eine Abwägung von Kosten und Nutzen.

Der Hochwasserschutz rückt vor allem dann in den Fokus, wenn es bereits zu einem Ernstfall gekommen ist, wie Seidl berichtet. "Immer mehr Kommunen beschäftigen sich damit. Das Interesse ist aktuell vor allem bei denen da, die in den letzten Wochen im Landkreis auch selbst von Hochwasser betroffen waren." Während an Gewässern Hochwasserschutz schon immer ein Thema gewesen ist, traten vor allem Sturzflutereignisse erst in den vergangenen Jahren vermehrt auf.

Der Schutz vor Hochwasser und Überflutungen ist dabei immer nur bis zu einem gewissen Grad möglich. Gerechnet wird beim Erstellen von Konzepten und Schutzmaßnahmen mit einem statistischen Wert - dem 100-jährlichen Hochwasserereignis - und einem Klimafaktor von 15 Prozent, wie Seidl erklärt. "Einen 100-prozentigen Schutz gibt es nicht. Wenn zum Beispiel ein 1000-jährliches Ereignis eintritt, kann man das nicht abfangen."

 
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Kommentare
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  • hableser
    Genauso haben auch die Verantwortlichen in den aktuell betroffenen Schadensgebiete vor der Katastrophe argumentiert.
    Liebe Fuchsstädter, habt ihr einmal nachgedacht was am neuen Sportplatz bei Starkregen mit 100-200 l/h zusammenkommt und wohin das fließt?
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