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Das war das Jahr 2022: 7 Menschen aus den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld und ihre besonderen Geschichten
Auch dieses Jahr gab es in den Landkreisen wieder viele Geschichten zu erzählen: große, kleine und ganz persönliche. Ein Rückblick auf sechs außergewöhnliche.
Ihre Geschichten haben unsere Leserinnen und Leser dieses Jahr bereichert: Nina Folle, Adelheid Back, Nele Gößwein, Sebastian und Matthias Bömmel, Lukas Bieber und Kathrin Hippeli (von links oben nach rechts unten).
Foto: Torsten Leukert, Thomas Obermeier, Isolde Krapf, Johannes Kiefer, Anand Anders, Sonja Demmler | Ihre Geschichten haben unsere Leserinnen und Leser dieses Jahr bereichert: Nina Folle, Adelheid Back, Nele Gößwein, Sebastian und Matthias Bömmel, Lukas Bieber und Kathrin Hippeli (von links oben nach rechts unten).
Simon Snaschel
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:43 Uhr

Jahr für Jahr gibt es in den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld spannende Geschichten zu erleben und zu erzählen. Und dahinter stehen stets ebenso spannende Menschen.

Die Redaktion blickt zurück auf sieben Männer und Frauen, die wir heuer vorgestellt haben. Auf Menschen, die 2022 Außergewöhnliches erlebt und deren Geschichten die Leute in der Region bewegt, begeistert und unterhalten haben.

1. Adelheid Back, die ewige Organistin von Windheim

Adelheid Back ist 97 Jahre alt und spielt inzwischen seit 82 Jahren Orgel in Windheim (Münnerstadt).
Foto: Thomas Obermeier | Adelheid Back ist 97 Jahre alt und spielt inzwischen seit 82 Jahren Orgel in Windheim (Münnerstadt).

Als sie 15 Jahre alt war, spielte Adelheid Back zum ersten Mal die Orgel in ihrer Heimat Windheim bei Münnerstadt. Das war im Jahr 1940. Heute, mit bald 98 Jahren, tut sie das noch immer regelmäßig. In  nahezu jedem Gottesdienst, seit jetzt unfassbaren 82 Jahren. Mehr als 20.000 Messen dürften über die Jahre leicht zusammengekommen sein. "Es macht mir immer noch Freude", sagt sie, "ich spiele immer noch sehr gerne". Auch zu Hause, wo sie jeden Abend in ihrer Küche übt.

Weil Adelheid Back die Stufen zur Empore nicht mehr bewältigen kann, steht ihre Orgel in Windheim seit fünf Jahren im Kirchenschiff. Wenn sie einmal nicht mehr sein wird, geht ihr Instrument ins Nachbardorf Großenbrach, hat Adelheid Back vor langer Zeit schon versprochen: "Die haben da so eine Funzel von Orgel, da habe ich immer gesagt, dass sie meine kriegen, wenn ich mal sterbe. Die warten jetzt schon ein paar schöne Jahre."

2. Nina Folle, die in Kleineibstadt zur Pflegemutter für Schäfchen "Coco" wurde

Lamm Coco hat bei Nina Folle in Kleineibstadt ein neues Heim gefunden.
Foto: Torsten Leukert | Lamm Coco hat bei Nina Folle in Kleineibstadt ein neues Heim gefunden.

Tiere waren schon immer Nina Folles große Leidenschaft. Der Tod ihres "Seelenhundes Duke" habe 2019 den Ausschlag gegeben, ihre Zukunft neu zu denken. Im April 2020 machte sie sich als Tierbestatterin unter dem Namen "Engel auf Reisen" selbstständig. Noch im selben Jahr gründete die 40-Jährige den Verein "Villa Abendsonne", involvierte Bau- und Veterinäramt ins Projekt.

Auf ihrem Hof in Kleineibstadt finden seither alte, kranke oder gehandicapte Tiere, hauptsächlich Hunde, Katzen und Pferde, ein letztes Zuhause. Doch dieses Jahr klingelte das Leben bei ihr durch: Als der Hilferuf, ein Lamm betreffend, per Telefon kam, konnte Folle Hoftür und Herz nicht lange verschlossen halten. Nicht als Verein, sondern als Privatperson nahm sie sich des Lämmchens Coco an und päppelte das kleine Schaf auf.

3. Nele Gößwein, die Lebensretterin aus dem Bad Kissinger Freibad

Nele Gößwein aus Waldfenster war im Juli 2022 an einem heißen Tag im Terrassenschwimmbad in Bad Kissingen und rettete einem etwa vierjährigen Mädchen das Leben.
Foto: Isolde Krapf | Nele Gößwein aus Waldfenster war im Juli 2022 an einem heißen Tag im Terrassenschwimmbad in Bad Kissingen und rettete einem etwa vierjährigen Mädchen das Leben.

Die damals zwölfjährige Nele Gößwein spielte im Juli gerade mit einem Freund im Bad Kissinger Schwimmbad Wasserball. Plötzlich sah sie, dass in der Nähe ein Kind unter Wasser blieb. Das Mädchen reagierte sofort: "Ich hab mich gewundert, dass das kleine Mädchen allein im Becken war", sagte Nele damals. Sie merkte: Da stimmt was nicht - und wurde zur Heldin.

"Ich bin gleich hingeschwommen und runtergetaucht, um sie hochzuholen." Das Mädchen habe erst mal keine Luft gekriegt, erzählt die junge Retterin. "Ich bin dann mit ihr an den Beckenrand geschwommen." Dort kam der Atem bei der Vierjährigen endlich zurück. Bad Kissingens Oberbürgermeister Dirk Vogel lud Nele wenig später ins Rathaus ein: "Sehen ist das eine, machen das andere – ohne deinen Einsatz wäre das Kind gestorben", so Vogel.

4. Lukas Bieber, der Triathlet, der einst 130 Kilo wog

Lukas Bieber aus Unterebersbach beim Training für den Ironman in Hawaii.
Foto: Anand Anders | Lukas Bieber aus Unterebersbach beim Training für den Ironman in Hawaii.

Bis vor wenigen Jahren trieb Lukas Bieber aus Unterebersbach gar keinen Sport. Bis zu 130 Kilogramm brachte der junge Mann auf die Wage. Im Oktober hat er sich einen Lebenstraum erfüllt und am berühmten Ironman-Triathlon auf Hawaii teilgenommen. "Eine so geile Erfahrung", sagte er, nachdem er 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen in einer Gesamtzeit von 10:31:51 Stunden bewältigt hatte.

Dabei waren Laufen, Radfahren und Schwimmen nicht von klein auf sein Metier. In seiner Kindheit und Jugend trieb er keinen Sport, auch später im Musikstudium nicht. Wenig Bewegung und ungesunde Ernährung ließen sein Gewicht ansteigen. Und dann? "Es gab keinen Klickmoment. Ich fühlte mich einfach unwohl und wollte etwas ändern", so Lukas Bieber. Er hofft, dass er durch seine Geschichte motivieren kann. "Ich bin überzeugt, dass jeder es schaffen kann, wenn er will."

5. Kathrin Hippeli, die Rhönerin, deren Zuhause vier Räder hat

Zwei Herdplatten, ein Bett , Waschraum, vier Räder - was braucht es mehr? Kathrin Hippeli hat ihre Wohnung aufgegeben und sich ihren Lebenstraum erfüllt.
Foto: Sonja Demmler | Zwei Herdplatten, ein Bett , Waschraum, vier Räder - was braucht es mehr? Kathrin Hippeli hat ihre Wohnung aufgegeben und sich ihren Lebenstraum erfüllt.

Kathrin Hippeli lebt ihren Traum. Seit über einem Jahr wohnt die Rhönerin in ihrem Camper, ihrem Zuhause auf vier Rädern. "Gerade kann ich mir nichts anderes vorstellen", sagt die 38-Jährige, die als Physiotherapeutin in Bischofsheim arbeitet. Nachdem sie sich immer mehr mit dem Thema Minimalismus beschäftigt hatte, erwarb sie Ostern 2021 ihren Camper, einen Peugeot Boxer.

Ein halbes Jahr später zog sie in ihr Fahrzeug. "Meine Möbel habe ich verschenkt oder aber, wenn es Erbstücke waren, bei meinen Eltern untergestellt", sagt die reiselustige Rhönerin. Ihre Auto hat sie verkauft. "Ich brauche nicht viel", sagt sie. Der wenige Stauraum im Van reicht ihr vollkommen aus. "Und ich genieße das total!" Dennoch kann sie sich vorstellen, irgendwann wieder in einem Haus zu wohnen: "Für mich alleine ist es so völlig okay. Ich brauche nicht mehr. Aber zu zweit wäre es dauerhaft bestimmt zu eng."

6. und 7. Matthias und Sebastian Bömmel, die Faschingsprinzen von Euerdorf

Sebastian (links) und Matthias Bömmel sind die ersten homosexuellen Faschingsprinzen in Euerdorf.
Foto: Johannes Kiefer | Sebastian (links) und Matthias Bömmel sind die ersten homosexuellen Faschingsprinzen in Euerdorf.

Es ist die Geschichte, die im Jahr 2022 eigentlich keine mehr sein sollte. In Euerdorf sind mit Matthias und Sebastian Bömmel zwei Männer die Faschingsprinzen der Karnevalsgesellschaft. Zum ersten Mal für den seit 70 Jahren bestehenden Verein. "Warum denn nicht, wenn sie uns als Prinzenpaar nehmen wollen?", sagt Matthias Bömmel. "Was nützt es, wenn man nicht offen ist? Ich habe auch nie gedacht, dass ich mich in einen Mann verliebe. Habe ich halt."

Er und Ehemann Sebastian wollen wie andere das tun, was ihnen Spaß macht. Und zeigen: Wir sind vollkommen normal. Was halten die beiden davon, dass über ein schwules Faschingsprinzenpaar überhaupt geschrieben wird? Hätten sie selbst als Reporter das getan? "Ja", sagt Matthias Bömmel. "Weil es einfach immer noch außergewöhnlich ist." Die Faschingsprinzen hoffen, "dass es in einigen Jahren dann auch wirklich normal ist". Und die Geschichte dann niemand mehr erzählt.

 
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