
Einmal am berühmten Ironman in Kailua-Kona auf Hawaii teilnehmen, das ist der große Traum vieler Triathleten. Für Lukas Bieber aus Unterebersbach (Lkr. Rhön-Grabfeld) wird er sich am Donnerstag, 6. Oktober, erfüllen. Und das, obwohl er noch vor sieben Jahren nicht mal im Traum daran dachte, 15 Kilometer am Stück zu laufen oder sich auf ein Fahrrad zu setzen – er besaß schlichtweg keines. Schwimmen konnte Lukas Bieber keine 25 Meter, er hatte Übergewicht und war von regelmäßigem Sport so weit entfernt wie seine Rhöner Heimat von Kona auf Hawaii.
Gut sieben Jahre später schwingt sich der inzwischen schlanke, athletische Musiker und Zeitsoldat, der derzeit in Siegburg bei Bonn stationiert ist, auf sein Rennrad, als hätte er nie etwas anderes getan. Joggt den Radweg bei Unterebersbach entlang, als wäre Laufen schon immer seine Leidenschaft. Und erzählt von Luftwiderstand und der Notwendigkeit von "Extensions" an seinem Lenker, als ob er von Kindheit an mit einem Spezialrad unterwegs wäre.
Lukas Bieber aus Unterebersbach trieb in der Kindheit und Jugend gar keinen Sport
Nein, Laufen, Radfahren und Schwimmen sind nicht von klein auf Lukas Biebers Metier. In seiner Kindheit und Jugend treibt er keinen Sport, auch später im Musikstudium nicht. Wenig Bewegung und ungesunde Ernährung lassen sein Gewicht irgendwann auf 120 bis 130 Kilogramm ansteigen. Und dann? "Es gab keinen Klickmoment. Ich fühlte mich einfach unwohl und wollte etwas ändern", erinnert sich der 29-Jährige. "Außerdem hatte ich mein Hobby Musik zum Beruf gemacht, und mir fehlte ein Ausgleich."

Er liest sich Wissen über gesunde Lebensmittel an, stellt seinen Speiseplan um – mehr Proteine, weniger Kohlenhydrate, weniger fettiges Essen. Einen "Cheat-Day", einen Schummel-Tag, erlaubt er sich einmal in der Woche, um den Jojo-Effekt zu vermeiden. Sport treibt er erst mal weiter nicht: "Mit meiner Statur hätte ich wohl keine fünf Kilometer auf dem Rad geschafft, die Enttäuschung wollte ich mir ersparen", sagt Bieber. Aber mit Disziplin und eisernem Willen schafft er es, innerhalb eines Jahres 40 Kilo abzunehmen.
Dann lernt er seine Partnerin kennen, die Marathon läuft und aus einer sportlichen Familie kommt. "Marathon, wer macht denn sowas?", habe er sich erst gefragt, erzählt der 29-Jährige. "Im Studium war ich immer so einer, der sich beschwert hat, wenn wegen eines Stadtmarathons die Straßen gesperrt waren."
Und Triathlon? "Das ist doch das mit dem Schießen und dem Skifahren, oder nicht?", habe er damals gedacht. Doch der Ehrgeiz ist geweckt: Bieber beginnt, öfter mit seiner Partnerin mitzulaufen, auch wenn er anfangs kaum mithalten kann. Und bringt sich mithilfe von Youtube-Videos selbst das Schwimmen bei.
Ohne Triathlon-Erfahrung und richtiges Training zur Challenge nach Roth
Weil seine Freundin vom Hamburg-Marathon träumt, schenkt ihr Lukas Bieber 2018 einen Startplatz zum Geburtstag und meldet sich, etwas blauäugig wie er heute sagt, mit an: "Mit einer Vorbereitung von 150 Laufkilometern im ganzen Leben, also gar nichts." Er schafft den Marathon in einer Zeit von unter vier Stunden. "Obwohl ich Schmerzen am ganzen Körper hatte und nicht mehr laufen konnte, habe ich mich gefühlt wie ein König."
Noch im selben Jahr finisht Bieber zwei weitere Marathons, kauft sich ein Rennrad und meldet sich für die Langdistanz der Challenge in Roth an, ohne vorher jemals einen Triathlon absolviert zu haben. Obwohl das Ganze, wie er sagt, "eigentlich zum Scheitern verurteilt war", kommt er nach zehneinhalb Stunden ins Ziel. "Von dem Moment an war ich süchtig nach dem Sport."

Er trainiert nun regelmäßig und lernt besser schwimmen: "Am Anfang bin ich im Triamare in Bad Neustadt fast untergegangen". Einen Coach oder eine Trainerin hat der Rhöner nicht, auch keinen Verein. "Ich habe mir alles selbst beigebracht und erlesen, schreibe auch meine Trainingspläne selbst."
In Frankfurt löste Lukas Bieber aus Unterebersbach das Ticket für Hawaii
Seinen ungewöhnlichen Weg krönt Bieber im Juni 2022 mit einer Zeit von 9:37:12 Stunden beim Triathlon in Frankfurt - und der Qualifikation für den diesjährigen Ironman auf Hawaii. In Frankfurt lernt er Klaus Arnold aus Stockheim kennen, der sich ebenfalls für den Wettkampf im Oktober qualifiziert hat und der auch nach Hawaii fliegt. Während Lukas Bieber an diesem Donnerstag, 6. Oktober, startet, ist Klaus Arnold am Samstag, 8. Oktober, dran. Seine Freundin wird Lukas Bieber auch begleiten - "ohne sie wäre ich überhaupt nicht so weit gekommen, sie hat mich erst zum Sport gebracht".

Der Start beim Ironman sei für ihn alles andere als selbstverständlich, sagt der Rhöner. "Für viele, die von Kindheit an vom Leistungssport kommen, ist das vielleicht normal. Für mich war der Weg dorthin ein ganz unnormaler." Umso mehr sei es "eine große Ehre, mit den besten Triathleten der Welt antreten zu dürfen". Ironman auf Hawaii - es macht ihn stolz, das sei "der Ritterschlag". Der bedeute für ihn allerdings hohe Kosten, sagt der 29-Jährige. Und er verhehlt nicht, dass er sich über Sponsoren freuen würde. Immerhin repräsentiere er ja seine Heimatregion.

Seinen ersten Triathlon hat der 29-Jährige übrigens in diesem August gerade gewonnen - in Wilhelmshaven beim Navy-Tri-Cup, einer Sonderwertung für Bundeswehrangehörige des "NordseeMan-Triathlons". Und das trotz eines Leistungseinbruchs wegen einer Corona-Infektion vor einigen Wochen.
Was sind die Ziele des Musikers und Sportsoldaten für den Ironman Hawaii?
Hat er sich Ziele für Hawaii gesetzt? "Hawaii ist tückisch, es kann sehr windig sein. Hitze, Luftfeuchtigkeit, Schwimmen ohne Neoprenanzug, das kommt den schwächeren Schwimmern wie mir nicht unbedingt entgegen", sagt Bieber. Er werde nicht um den Weltmeistertitel mitkämpfen, die Platzierung spiele deshalb weniger eine Rolle. "Mein Ziel ist eine Zeit, mit der ich zufrieden bin, ich will Spaß haben. Und es wäre schön, noch vor Sonnenuntergang ins Ziel zu kommen."
Er hofft, dass er andere vermeintlich unsportliche Menschen durch seine Geschichte motivieren kann. "Der Blick auf durchtrainierte Musterathleten nimmt vielleicht manchem den Mut, überhaupt bei Rennen zu starten. Es ist eine Überwindung, aber ich bin überzeugt, dass jeder es schaffen kann, wenn er will."
Auch jemand, der noch vor kurzem dachte, Triathlon ist das mit dem Schießen und dem Skifahren.
Ein Sieg wünsche ich dir auch.
gar nicht möglich 30 Kilo abzunehmen...
Ich bin eigentlich auch zu klein für mein Gewicht
fühle mich aber trotzdem wohl 😊
😉
oder ist es Neid?
Wenn Sie das meinen dann schreiben Sie es eben und nicht so verschrobene Sätze.