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Großbardorf
Eine Tierbestatterin sorgt für die "Engel auf Reisen"
Nina Folle will mit ihrem Service in Großbardorf den Besitzern verstorbener Tiere den Abschied erleichtern. Nur kleine Tiere dürfen im Garten beerdigt werden. 
"Engel auf Reisen" hat Nina Folle ihre Tierbestattung genannt, sie möchte, dass Tiere und ihre Besitzer das letzte Stück des gemeinsamen Weges in Liebe und Würde gehen.
Foto: Regina Vossenkaul | "Engel auf Reisen" hat Nina Folle ihre Tierbestattung genannt, sie möchte, dass Tiere und ihre Besitzer das letzte Stück des gemeinsamen Weges in Liebe und Würde gehen.
Regina Vossenkaul
Regina Vossenkaul
 |  aktualisiert: 20.05.2020 02:10 Uhr

Der Abschied von einem lieb gewordenen Haustier fällt schwer, das weiß jeder, der das schon mal erlebt hat. Ob Hund, Katze, Vogel, Meerschweinchen oder Pferd – irgendwann ist die Lebenszeit zu Ende. Für viele Besitzer ist das Tier wie ein Familienmitglied und die Vorstellung, dass es nach dem Tod in die Tierkörperverwertung wandert, ist erschreckend. Hier kommt Nina Folle ins Spiel, die Anfang April ihr Geschäft "Engel auf Reisen" in Großbardorf gegründet hat und sich um Tierbestattungen kümmert.

Ende des Jahres will sie nach Kleineibstadt umziehen 

Eine Beerdigung in Liebe, mit Würde und Respekt bietet Nina Folle an und ist damit die einzige Dienstleisterin dieser Art in den Landkreisen Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen. Sie wohnt derzeit noch in Großwenkheim, zieht aber im Dezember nach Kleineibstadt auf einen dort erworbenen Hof um und hat im März ihr Geschäft auch dorthin verlegt. Auf die Übergangslösung in Großbardorf machte sie ein Freund aufmerksam, der wusste, dass dort die ehemalige Bäckerei in der Raiffeisenstraße leer steht und die Gemeinde das Gebäude für kurze Zeit vermieten würde. Ein Gespräch mit Bürgermeister Josef Demar bestätigte das und so wagte Folle den Schritt in die Selbständigkeit.

Die gelernte Krankenschwester war auch schon als Trauer-und Sterbebegleiterin tätig 

Die 37-Jährige ist gelernte Krankenschwester und war in der Zeit, in der sie diesen Beruf ausübte, auch Trauer- und Sterbebegleiterin. In ihrer Familie gibt es einen Bestatter, das Thema ist ihr also nicht fremd. Umgesattelt hat Folle vor einigen Jahren und studierte Lehramt in Baden-Württemberg, wo sie auch einige Zeit in diesem Beruf arbeitete. 2016 zog es sie zurück in die Heimat, auch dort war sie kurz als Lehrerin tätig, sollte dann aber als Beamtin nach München versetzt werden. In die Stadt wollte sie als Pferde- und Hundebesitzerin auf keinen Fall. So entstand der Plan, als Tierbestatterin eine selbständige Tätigkeit auszuüben. Die dafür notwendigen Lizenzen erwarb sie und erste Kundschaft hat sich auch schon eingestellt. Eine Kühlmöglichkeit und ein Transportwagen gehören zur Ausstattung, die Anlaufstelle in Großbardorf wurde renoviert.

Es ist klar, dass kleine Haustiere besonders auf dem Land oft im eigenen Garten vergraben werden, wenn sie verstorben sind. Bei größeren Tieren muss man sich bei der Gemeindeverwaltung erkundigen, was gestattet ist. Wer seinen Weggefährten sehr geliebt hat, sei oft froh, wenn sich jemand um die Formalitäten kümmert und ihn vom Tierarzt oder von zu Hause abholt, berichtet Folle. Die Überführung in das Kleintierkrematorium Schwäbisch Hall gehört zum Service, ebenso das Abholen der Asche, wenn eine Einzelverbrennung vereinbart war.

Vom Tierkrematorium kann die Asche mitgenommen werden 

Werden mehrere Tiere gemeinsam verbrannt, kann eine gemeinsame Bestattung der Asche am Tierkrematorium erfolgen. Die Sterbe- und Trauerbegleitung übernimmt Folle auf Wunsch, dabei hat sie schon erfahren, wie gut es den Besitzern tut, über ihren "Tierengel" mit jemandem zu reden, der die Trauer versteht. "Dafür bin ich Tag und Nacht telefonisch erreichbar", berichtet sie.          

Ist ein Pferd verstorben, muss es mit einem Spezialtransporter abgeholt werden, dafür sorgt das Tierkrematorium. Auch hier kann die Asche mitgenommen und in einer Urne bestattet werden. Im Gegensatz zu menschlichen Überresten ist es erlaubt, ein entsprechendes Gefäß in der Wohnung oder im Garten aufzustellen oder zu vergraben, es gibt auch Bio-Urnen, die sich nach einiger Zeit im Boden auflösen. Wer sich besonders gern an seinen Liebling erinnert, kann sich Asche in eine Skulptur, einen Anhänger, ein Armband oder einen Ring einfüllen lassen.

Manche wünschen sich auch eine Feier mit Blumen 

Eine Feier mit Blumen und Musik kann auf Wunsch am Krematorium oder an einem anderen Ort organisiert werden, das erleichtere den Abschied, berichtet Folle. Sehr emotional sei es, wenn Kinder mit einem Haustier gemeinsam aufgewachsen sind und dann plötzlich zum ersten Mal mit dem Tod in Berührung kommen. In solchen Fällen helfen auch Geschichten und Bücher, die Folle ebenfalls bereithält. Sie hat eine Website eingerichtet (www.engel-auf-reisen.com) und hofft, dass sich ihr Angebot herumspricht.

 
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