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Bad Kissingen
Mädchen im Schwimmbad gerettet: Wie die zwölfjährige Nele in Bad Kissingen zur Lebensretterin wurde
Nele spielte gerade mit einem Freund im Schwimmbad Wasserball. Plötzlich sah sie, dass in der Nähe ein Kind unter Wasser blieb. Das Mädchen reagierte sofort.
Nach der Schule und dem Sport ist für Nele Gößwein chillen mit Familienhund Anouk angesagt. 
Foto: Isolde Krapf | Nach der Schule und dem Sport ist für Nele Gößwein chillen mit Familienhund Anouk angesagt. 
Isolde Krapf
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:49 Uhr

Nele Gößwein ist ein aufgewecktes Mädchen. Lebhaft erzählt sie im Elternhaus in Waldfenster (Lkr. Bad Kissingen), was sich an jenem heißen Sommertag im Bad Kissinger Terrassenschwimmbad zugetragen hat, wie sie mit ihren zwölf Jahren zu einer Lebensretterin für ein vierjähriges Mädchen wurde. 

Es war einer dieser heißen Tage im Juli, an dem Nele mit ihrem Papa und ihrer siebenjährigen Schwester Juna von Waldfenster nach Bad Kissingen ins Freibad gefahren war. Irgendwann später spielte sie gerade mit einem Freund im Nichtschwimmerbecken Wasserball.

Schon die ganze Zeit hatte sie dort in der Nähe ein etwa vierjähriges Mädchen im Blick gehabt und registriert, wie die Kleine ins Becken gehüpft war, wie sie herumschwamm und immer wieder Tauchversuche unternahm. "Ich hab mich gewundert, dass das kleine Mädchen allein im Becken war", sagt Nele im Gespräch mit dieser Redaktion.

"Ich hab mich gewundert, dass das kleine Mädchen allein im Becken war."
Nele Gößwein

Warum sie immer wieder zu dem Kind schaute, kann sie heute gar nicht mehr genau sagen. Vielleicht ein Bauchgefühl? Und dann passierte es plötzlich: Während sie noch den Ball von ihrem Kameraden fing, sah sie, dass die Kleine unter der Wasseroberfläche blieb. Sie kam einfach nicht mehr hoch.

Nele merkte: Da stimmt was nicht. "Ich bin gleich hingeschwommen und runtergetaucht, um sie hochzuholen." Das Mädchen habe erst mal keine Luft gekriegt, erzählt die zwölfjährige Retterin. "Ich bin dann mit ihr an den Beckenrand geschwommen."

Dort kam der Atem bei der Vierjährigen endlich zurück. "Und dann hat sie erst mal geweint." Nele brachte die Kleine zu ihrer Mutter, die ihr Kind schon gesucht hatte. "Sie war ganz erschrocken, als sie erfuhr, was passiert war und hat sich natürlich bedankt", sagt Nele. Wie es der Kleinen inzwischen geht, weiß die Zwölfjährige nicht, denn sie hatte nicht nach dem Namen der Familie gefragt.

Einladung und Geschenk vom Oberbürgermeister

Der Vorfall hatte jedoch an jenem Tag Kreise gezogen. So erfuhr auch Bad Kissingens Oberbürgermeister Dirk Vogel davon und lud Nele unlängst ins Rathaus ein, um ihr mit einem Präsent für ihre Zivilcourage zu danken: "Sehen ist das eine, machen das andere – ohne Deinen Einsatz wäre das Kind gestorben", so Vogel. 

Für die Eltern ist die Vermittlung von Werten wichtig

Neles Papa Frank Gößwein ist stolz auf den Einsatz seiner Tochter, "denn ich und meine Frau versuchen ja, den Kindern Werte zu vermitteln. Und das hat uns bestätigt, dass wir als Eltern was richtig gemacht haben".

Nele sei vernünftig und sehr sozial eingestellt, sagt der Papa über seine Tochter. "Sie ist stets offen für Kontakte, bei uns sind immer sehr viele Kinder da", so Frank Gößwein und erklärt, dass dies auch an dem guten Kontakt innerhalb der Dorfgemeinschaft Waldfenster liegt. 

Tierliebe: Wenn Nele zum Füttern kommt, sind ihre Hühner natürlich begeistert. Später möchte die Gymnasiastin vielleicht einmal Tierärztin werden.
Foto: Isolde Krapf | Tierliebe: Wenn Nele zum Füttern kommt, sind ihre Hühner natürlich begeistert. Später möchte die Gymnasiastin vielleicht einmal Tierärztin werden.

Für die Zukunft hat die Gymnasiastin (7. Klasse) schon Pläne: "Ich will mal Medizin studieren und dann vielleicht Tierärztin werden", sagt Nele. "Ja, sie rettet jeden Vogel, der irgendeine Verletzung hat", bestätigt ihr Papa die Tierliebe seiner Tochter. "Ich habe neun Hühner, die ich als Küken aufgepäppelt habe", erzählt Nele. Und natürlich bekommt Hund Anouk, der Rhodesian Ridgeback der Familie, ebenfalls ihre ganz besondere Zuwendung.

Nele lernte mit vier Jahren schwimmen 

Daneben spielt Sport eine Hauptrolle in Neles Leben: Beim Bad Kissinger Alpenverein war sie eine Zeit lang klettern. Später machte sie Leichtathletik zunächst beim TSV Bad Kissingen. "Irgendwann war dort aber wieder Schluss, weil sie niemanden mehr hatten, der die Kinder und Jugendlichen trainierte", sagt Frank Gößwein. Kurzzeitig trainierte Nele auch beim Sportverein in Oberthulba.

Aber das Schwimmen als Hobby ist Nele geblieben. Schon mit vier Jahren machte sie die ersten selbstständigen Schwimmzüge. Seit sie neun Jahre alt ist, nimmt sie am Schwimmunterricht der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Bad Kissingen teil und hat dort schon verschiedene Prüfungen absolviert, derzeit trainiert sie für das Rettungsschwimmabzeichen.

Jugendschwimmabzeichen besitzt sie bereits in Bronze und Gold. Und wo ist das silberne? Nele lacht: "Das habe ich übersprungen, weil meine Gruppenleiterin entschieden hat, dass ich gleich das goldene machen kann."

Badetote in Deutschland

Die Zahl der Badetoten in Deutschland ist in diesem Jahr deutlich gestiegen. Nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) sind bis Ende August 289 Menschen ertrunken – 44 mehr als im vergleichbaren Zeitraum im Jahr 2021. In Bayern sind in diesem Jahr bislang 54 Menschen ertrunken.
Quelle: DLRG
 
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Kommentare
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  • R. B.
    Nele, absolut super reagiert. Allerdings frage ich mich, wie die Mutter ihr Kind alleine lassen konnte. Diese Unachtsamkeit hat dem kleinen Mädchen fast das Leben gekostet.
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  • H. M.
    Sehr gut gemacht Nele!! Überlege doch mal, ob eine Mitgliedschaft in der DLRG oder auch in der Wasserwacht was für Dich wäre. Ausgebildete Rettungsschwimmer/innen werden immer gebraucht. Vielleicht kannst Du Dich später auch zur Rettungstaucherin ausbilden lassen. Dann hast Du eine sehr gute Tauchausbildung und kannst Dir privat auch die Tiere unter Wasser betrachten! Es ist offenbar leider nicht bekannt, ob die Mutter des 4-jährigen Mädchens umgehend mit der Tochter zum Arzt ist. Das wäre dringend erforderlich gewesen! Kinder, denen so etwas passiert, können noch Stunden später Probleme bekommen und im schlimmsten Fall sterben. Auch, wenn es ihnen augenscheinlich nach dem Vorfall gut geht. Ich kann das beurteilen, weil ich selbst fast 25 Jahre Rettungstaucher war.
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