Es sind nur sechs Worte. "Ich will einfach nicht mehr lügen." Sechs Worte, die für eine ganz persönliche Entscheidung stehen - die aber etwas Nachhaltiges auslösen können im professionellen europäischen Männerfußball. Jake Daniels hat sich - wie weltweit im Profifußball bis dato nur der Australier Josh Cavallo - als erster in Europa entschlossen zu sagen, was er ist: schwul. Mit 17 Jahren. Am Anfang seiner Karriere. Er könnte für eine neue Generation stehen. Eine Generation Profifußballer, die sich anders definiert.
In jedem Fall erfüllt er jetzt schon eine Vorreiterrolle. Eine Rolle, für die es in diesem, im Gegensatz zur weitgehend toleranten (mittel-)europäischen Gesellschaft, immer noch archaischen Männerbund eine breite Brust und eine stabile Seele braucht. Auch wenn die nächsten Wochen erst zeigen müssen, ob dieser junge Mann Diskriminierungen ausgesetzt sein wird und er - sowie auch sein Verein Blackpool FC - diesen Stand halten kann.
Ein Sympathieträger und Eisbrecher
Sein Vorteil: Er ist jung, er "enttäuscht" keine eingefahrenen Bilder und Erwartungen zum Beispiel von Werbepartnern. Er startet mit offenen Karten in sein Fußballer-Leben. Er kann die Symbolfigur werden für viele homosexuelle Männer, ein Sympathieträger und Eisbrecher. Jetzt müssen "nur" noch Fans, Mannschaften und Vereine sowie Boulevard-Presse und die User sozialer Medien mitspielen.
Daniels trägt eine große Verantwortung. Die hoffentlich mit jedem weiteren Outing kleiner wird. Wenn die Existenz schwuler Fußballer zur Selbstverständlichkeit wird. Wenn nicht jedes Outing mediale Aufmerksamkeit nach sich zieht. Wenn es auch im Profifußball keine Rolle mehr spielt, welche sexuelle Orientierung ein Mensch hat. Wenn ein Outing gar nicht mehr nötig ist. Wenn ein Mann, der gut Fußball spielen kann, bei öffentlichen Auftritten einfach seinen Freund oder Ehemann an seiner Seite zeigen darf, ohne dass er sich erklären muss. Vermutlich ein weiter Weg. Aber ein Schritt ist gemacht.
Weil's nervt wie Sau, wenn man sich aufgrund seiner sexuellen Identität in der dumpfen Mehrheitsgesellschaft immer noch verstecken muß, um nicht, im schlimmsten Fall, eine aufs Maul zu kriegen, nur weil man nicht so unterwegs ist, wie sich das der "Fan" so vorstellt!
Deswegen!
Könnte es auch sein das er der erste ist der sich geoutet hat?