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Fußball
Kommentar: Erster europäischer Fußball-Profi outet sich als schwul. Warum das bald keine Meldung mehr wert sein sollte
Der 17-jährige Engländer Jake Daniels übernimmt in der Vorreiterrolle eine große Verantwortung: Nur wenn die Hemmschwelle sinkt, kann Homosexualität im Männerfußball zur Selbstverständlichkeit werden.
Die Regenbohnenfahne: Das LGBTQ+-Symbol ist immer häufiger in Fußball-Stadien zu sehen. Nun hat sich in England ein erster aktiver europäischer Fußballprofi als schwul geoutet.
Foto: Imago/Ian Stephen | Die Regenbohnenfahne: Das LGBTQ+-Symbol ist immer häufiger in Fußball-Stadien zu sehen. Nun hat sich in England ein erster aktiver europäischer Fußballprofi als schwul geoutet.
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 10.02.2024 04:36 Uhr

Es sind nur sechs Worte. "Ich will einfach nicht mehr lügen." Sechs Worte, die für eine ganz persönliche Entscheidung stehen - die aber etwas Nachhaltiges auslösen können im professionellen europäischen Männerfußball. Jake Daniels hat sich - wie weltweit im Profifußball bis dato nur der Australier Josh Cavallo - als erster in Europa entschlossen zu sagen, was er ist: schwul. Mit 17 Jahren. Am Anfang seiner Karriere. Er könnte für eine neue Generation stehen. Eine Generation Profifußballer, die sich anders definiert.

In jedem Fall erfüllt er jetzt schon eine Vorreiterrolle. Eine Rolle, für die es in diesem, im Gegensatz zur weitgehend toleranten (mittel-)europäischen Gesellschaft, immer noch archaischen Männerbund eine breite Brust und eine stabile Seele braucht. Auch wenn die nächsten Wochen erst zeigen müssen, ob dieser junge Mann Diskriminierungen ausgesetzt sein wird und er - sowie auch sein Verein Blackpool FC - diesen Stand halten kann.

Ein Sympathieträger und Eisbrecher

Sein Vorteil: Er ist jung, er "enttäuscht" keine eingefahrenen Bilder und Erwartungen zum Beispiel von Werbepartnern. Er startet mit offenen Karten in sein Fußballer-Leben. Er kann die Symbolfigur werden für viele homosexuelle Männer, ein Sympathieträger und Eisbrecher. Jetzt müssen "nur" noch Fans, Mannschaften und Vereine sowie Boulevard-Presse und die User sozialer Medien mitspielen.

Daniels trägt eine große Verantwortung. Die hoffentlich mit jedem weiteren Outing kleiner wird. Wenn die Existenz schwuler Fußballer zur Selbstverständlichkeit wird. Wenn nicht jedes Outing mediale Aufmerksamkeit nach sich zieht. Wenn es auch im Profifußball keine Rolle mehr spielt, welche sexuelle Orientierung ein Mensch hat. Wenn ein Outing gar nicht mehr nötig ist. Wenn ein Mann, der gut Fußball spielen kann, bei öffentlichen Auftritten einfach seinen Freund oder Ehemann an seiner Seite zeigen darf, ohne dass er sich erklären muss. Vermutlich ein weiter Weg. Aber ein Schritt ist gemacht.

 
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Kommentare
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  • gowell70@yahoo.de
    Weils wichtig ist!
    Weil's nervt wie Sau, wenn man sich aufgrund seiner sexuellen Identität in der dumpfen Mehrheitsgesellschaft immer noch verstecken muß, um nicht, im schlimmsten Fall, eine aufs Maul zu kriegen, nur weil man nicht so unterwegs ist, wie sich das der "Fan" so vorstellt!
    Deswegen!
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  • ralfestenfeld@aol.com
    Jedenfalls nach wie vor mutig, sich zu outen. Zumal mit 17 Jahren, wo die Umgebung sicherlich noch etwas jugendlich-kritischer steht.
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  • hansjoachim.ott@gmail.com
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  • semistar
    Nicht wenn die Hemmschwelle sinkt sich zu outen kann Homosexualität im Männerfußball "normal" werden, sondern wenn die Zeitungen endlich mal anfangen das als normal anzusehen und nicht jedesmal einen riesen Terz daraus machen und den sich Outenden hypen bis zum geht nicht mehr!
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  • michael.bauer@mainpost.de
    Lieber semistar. Das ist prinzipiell richtig und steht ja auch genauso in meinem Kommentar. Genau diese Normalität "ohne Terz" ist erstrebenswert. Nur geht das in der bornierten Fußballwelt nicht so schnell. Bis der Weg bereitet ist, bedarf es der Sichtbarkeit einer Minderheit. Es muss Beispiele geben, die zeigen: Hey, ich kann als Schwuler Fußball spielen, ohne dass ich diskriminiert werde. Diese Beispiele müssen publik gemacht werden. Bis man merkt: Okay, es nimmt ja gar keiner Notiz mehr davon. Dann haben wir Normalität. Dann gibt es nichts mehr zu berichten zu diesem Thema. Ich darf Ihnen sagen, dass ich selbst einer Minderheit angehören, ich bin transident und behaupte mich im Fußballgeschäft - Normalität verspüre ich längst nicht. Ich muss mich immer aufs Neue erklären für Dinge, die längst normal sein könnten und sollten. Es braucht Kämpfer wie Jake Daniels - und Berichte über Menschen wie ihn. Beste Grüße, Michi Bauer
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  • michael.bauer@mainpost.de
    Man muss die Logik nur verstehen wollen: die Rede ist von der schrittweisen Entwicklung einer Selbstverständlichkeit. Der Aufreger von heute wird die Normalität von morgen. Eigentlich ganz einfach, oder?
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  • michael.bauer@mainpost.de
    Nun, ich möchte es Ihnen so erklären: Statistisch ist jeder 11. Mann homosexuell. Es gibt aktuell im Profi-Männerfußball aber nur weltweit 2 geoutete Schwule. Weil Schwulsein im Männerfußball immer noch geächtet ist, Diskriminierung und verbale wie psychische Gewalt auslöst. Darüber darf, soll, nein, muss (!!!) man sich aufregen. Solange sich Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung selbst verleugnen müssen, um sich und Angehörige vor Anfeindungen zu schützen, solange einige von ihnen in psychische Krankheit bis hin zum Suizid getrieben werden - solange ist ein Outing ein (positiver) Aufreger. Ein emotionaler Moment mit Tragweite für künftige Entwicklungen, hoffentlich hin zu Normalität. Wovor haben heterosexuelle und binär lebende Menschen eigentlich so eine große Angst? Es wird ihnen nichts genommen, nur weil einer Minderheit Selbstverständlichkeit gegeben wird. Jake Daniels wagt einen großen Schritt - und das ist berichtenswert. Noch...
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  • downhiller
    Steht doch schon in der Überschrift
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  • 1958kosb
    Woher wissen Sie das dies der erst europäische schwule Fußballprofi ist?
    Könnte es auch sein das er der erste ist der sich geoutet hat?
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