An der "Schwarzen Pfütze" geht's voran. In der dritten Woche des Abbruchs kann man über die Tage verfolgen, wie ein Drittel des Haupthauses allmählich frei geräumt wird, nachdem Dach und Bodenplatte zu den Geschossen weg sind. Bei den Räumarbeiten wurden auch zwei Kühltruhen herausgeräumt, die an der Vorderfront des Gebäudes zum Abholen bereit stehen.
Auch am Dienstag, 14. November, zieht Baggerfahrer Johannes Vilmar wieder die gewohnten Kreise: Schutt aufladen, zurücksetzen, den Baggerarm schwenken und die Fracht links auf der Halde abladen, damit die Arbeiter zunächst mal sondieren, was an Stoffen dort zum Vorschein kommt.
Das Gebäude ist randvoll mit Schutt
Entweder kommen die Abfälle gleich in Big-Packs oder werden wieder in die Baggerschaufel geschichtet. Dann ein Schwenk des Greifarms um fast 180 Grad zum Container an der Giebelfront des Hauses. Dort werden zum Beispiel die Holzabfälle eingelagert.
"In dem Teil des Hauses ist sehr viel Schutt drin, mehr als man dachte", sagt Roberto Cappelletti, der von der Firma Swoboda (Bad Kissingen) mit der Bauaufsicht beauftragt ist. Das Haus sei, was diesen Abschnitt angeht, "bis obenhin randvoll" gewesen. Cappelletti: "Unfassbar, was da alles drin war."
Weil das Sortieren dieser großen Menge Bauschutt ganz schön aufwendig ist, ist schon an diesem Dienstag klar, dass man mit den bislang prognostizierten drei Wochen, die man für den Abbruch der "Schwarzen Pfütze" angesetzt hatte, wohl nicht hinkommen wird. "Da werden wir noch mal drei Wochen brauchen", schätzt der Mann von der Bauaufsicht.
Bis dato wurden sechs Container mit Abfällen gefüllt: zwei mit Holz, einer mit Bauschutt, einer mit KMF-Materialien (Künstliche Mineralfaser), einer mit Asbest, einer mit Mischmüll (Matrazen, Plastik, Vorhänge). Fast alle Container fassen insgesamt 36 Kubik, sagt Cappelletti.
Der Bagger hat sich inzwischen bis nach hinten, an die Vorderfront der früheren Gastwirtschaft, herangearbeitet. Dort flattern die roséfarbenen Vorhänge an den frei gelegten Fenstern im Wind.
Geht man um das Gebäude der "Schwarzen Pfütze" herum, an die Vorderfront, ergibt sich auch dort ein neuer Blick, denn etliche der historischen Fenstergitter sind inzwischen weg.
An den Containern, die auf dem Parkplatz abgestellt sind, dreht gerade ein Mann seine Kreise und blickt neugierig in die riesigen Bottiche. Man weiß ja nie, was darin alles landet. Ein paar Minuten später geht er zu seinem Auto und fährt davon.
Schutthalde wird größer und kleiner und größer
Am Donnerstag, 16. November, sortieren die Arbeiter weiter fleißig das, was ihnen der Baggerfahrer aus der Schaufel vor die Füße kippt. Der Schuttberg innerhalb des Gebäudetrakts der "Schwarzen Pfütze" , der gerade abgerissen wird, ist zwar kleiner geworden, die Schutthalde vor der Baustelle ist dafür umso größer.
Trägt die Decke zwischen Keller und Erdgeschoss?
Dort wo gerade gebaggert wird, befand sich früher das Kühlhaus. Unter diesem Raum musste dann in den Tagen zuvor noch eine dicke Isolierung entfernt werden, erzählt Cappelletti. Danach habe sich die Frage gestellt, ob unter diesem Teil des Erdgeschosses wohl einer der beiden Kellerräume liegt, wie dick die Decke zum Erdgeschoss gefertigt ist und welches Gewicht sie trägt. Ganz genau wisse das niemand, also müsse man beim Abräumen des Schutts vorsichtig sein, sagt Cappelletti.
An diesem Tag kommt auch Nils Seidl zur Baustelle. Er hat zur "Schwarzen Pfütze" gleich mehrfach Bezug. Denn er sitzt im Oerlenbacher Gemeinderat und entscheidet über das Anwesen mit. Zudem ist er Mitarbeiter einer der am Abriss beteiligten Firmen.
Der Feuerwehrmann erinnert sich an den Brand vor zehn Jahren
Und: Seidl war damals als Feuerwehrmann dabei, als das Gasthaus im Dezember 2013 in Flammen aufging, nachdem, laut Staatsanwaltschaft, dort offenbar eine defekte Heizdecke in Brand geraten war. Damals kam der einstige Betreiber des Gasthofs ums Leben, sein Sohn konnte sich noch retten.
Seidl selbst verbinden keine wesentlichen Erinnerungen mit dem alten Gasthaus. Er weiß nur, dass sich die Älteren aus der Umgebung in der Wirtschaft noch bis kurz vor dem Brand gelegentlich zu langen Kartabenden trafen.
Am Freitag, 19. November, ist es dann soweit: Die Giebelfront des alten Gemäuers aus dem beginnenden 19. Jahrhundert wird morgens ab 9 Uhr eingerissen. Damit verschwindet auch der über die Jahrhunderte lange bewahrte und immer wieder durch einen Anstrich neu hervorgehobene Schriftzug "Schwarze Pfütze", der schon zuletzt nur noch in Ansätzen zu lesen war.