Der Abriss der "Schwarzen Pfütze" begann am Mittwoch, 25. Oktober. Weil bei den Voruntersuchungen klar geworden war, dass in der Gebäuderuine auch Schadstoffe, wie zum Beispiel Asbest, lagern, gehen die aktuellen Abräumarbeiten eher langsam, dafür aber fachlich routiniert voran.
Denn der Bauschutt muss nach Müllfraktionen sortiert werden, und der mit Schadstoffen belastete Abfall wird in weiße Big-Packs gepackt. Der Abriss soll insgesamt etwa drei Wochen dauern.
Ein Loch in den Anbau brechen
Los ging’s mit der Maßnahme am Anbau des Gasthauses im hinteren Bereich der Liegenschaft. Zwei Tage später, am Freitag, 27. Oktober, war man dabei, das Dach des Anbaus abzutragen und zu entkernen. Die Arbeiter sind in all den Tagen stets in ihren weißen Schutzanzügen und mit Atemschutz zu sehen.
Dass sie bis zur Nasenspitze eingepackt sind, hat seine Vorteile: So bleiben sie am Körper vermutlich einigermaßen trocken, während sie einen nach dem anderen der Big-Packs füllen, denn es regnete in diesen Tagen fast ununterbrochen.
Ist das Dach abgetragen und der Müll in die Container sortiert, soll in der Woche darauf ein Loch in den Anbau gebrochen werden, so dass man sieht, wie es im Inneren aussieht, sagte Roberto Cappelletti (Bauaufsicht Firma Swoboda) am 27. Oktober. Ist das Dach ganz abgeräumt, soll die Bodenplatte zwischen Dach und Geschossen mit einer "Zange" entfernt werden. Cappelletti am vergangenen Freitag: "Bislang läuft alles gut."
Was ihn überraschte, aber auch freute: In den ersten Tagen kamen etliche Rottershäuser zur Baustelle, um die Lage zu peilen. Denn viele ältere unter ihnen verbinden mit dem früheren Traditionslokal offenbar sehr schöne Erinnerungen. Die "Schwarze Pfütze" war ja damals in den 1950er und 1960er Jahren, als das Fernsehen noch in den Kinderschuhen steckte, ein beliebter Treffpunkt für alle.
Ausflugsziel für Wanderfreudige
Hier schaute man nämlich auch gemeinsam Fernsehen, spielte Karten und erzählte sich das Neuste. Der Gasthof war seinerzeit nicht nur für Einheimische, sondern auch für Auswärtige ein Wochenend-Tipp, denn die jungen Leute trafen sich dort zum Schwofen.
Und dann war die "Schwarze Pfütze" freilich auch ein Ausflugsziel für Wanderfreudige. Am Wochenende ließ man sich dort schon mal Plätze reservieren, weil das Traditionslokal lange Zeit eine gute Speiseadresse war.
Cappelletti kam mit dem ein oder anderen länger ins Gespräch, erzählte er. Die Leute hätten ihm Bilder und alte Postkarten gezeigt. Da habe jeder so seine eigenen Erinnerungen an die Gasthaus-Besuche preisgegeben. Und schließlich wurde dabei sogar ein bislang nicht genau bekannter Fakt endlich geklärt.
Wurde das Gasthaus nach dem ersten Besitzer benannt?
Denn die meisten Leute glauben ja, dass das Gasthof wegen des Weihers nebenan den Namen "Schwarze Pfütze" bekam. Realität oder Phantasie? Ein Mann aus Rottershausen wusste das ganz genau, erzählte Cappelletti von einem interessanten Gespräch mit einem Einheimischen.
Den Namen soll das Lokal nämlich gar nicht nach dem dunklen Tümpel nebenan bekommen haben, sondern ganz einfach, weil der allererste Besitzer des Gasthauses Heiner Pfütze hieß. Schon spannend, dass man jetzt beim Abriss des Wirtshauses wohl ein paar historische "Fakten" neu schreiben muss.
Zwei Arbeitstage später, am Dienstag, 31. Oktober, sieht man an dem teilweise abgebrochenen Anbau des Gasthauses "Schwarze Pfütze" schon deutlich den Fortschritt der Abrissarbeiten. An diesem Tag hat’s nun auch endlich mal aufgehört zu regnen. Die weißen "Mondmänner" müssen dennoch auf matschigem Grund arbeiten. Der Bagger hat beim ständigen Ein- und Ausfahren aus dem Hinterhof tiefe Erdspuren hinterlassen.
Sprühkanone verbreitet feinen Nieselregen
An diesem Tag bläst die Sprühkanone wieder beständig feinen Wasserdampf aus, der sich weitflächig wie feiner Nieselregen bemerkbar macht. Denn was im Bauschutt alles an Stoffen drin ist, kann man nur erahnen.
Müll-Fraktionen werden in Containern gelagert
Da ist stets Vorsicht geboten, bestätigt Cappelletti, während gerade Baggerfahrer Johannes Vilmar wieder mal einen großen weißen Sack mit Bauschutt mit der Schaufel packt und dann zu den an der Front der Schwarzen Pfütze stehenden Containern befördert.
Dorthin werden auch alle anderen Müllteile, getrennt nach Fraktionen, gebracht und in den bereitstehenden Behältnissen abgelagert: Kabel, Holz, künstliche Mineralfasern, Eisen, etc. Cappelletti ist zufrieden: Es gehe alles langsam, dafür aber beständig und vorschriftsmäßig seinen Gang. Er hofft, dass am Freitag, 3. November, der hintere Teil des Gebäudes vollends abgetragen sein wird.
Überraschungen gab’s bislang keine, sagt er: Weder seien irgendwelche irdischen Schätze oder historisch wertvollen Funde zu Tage getreten, noch seien unvorhergesehene prekäre Baumaterialien zum Vorschein gekommen, sagt Cappelletti gegen 15.30 Uhr, als er mit seinem Handgerät die Wasser-Kanone über seinem Kopf ausschaltet. Die Männer nebenan arbeiten noch 15 Minuten weiter. Dann ist am Dienstag, 31. Oktober, erst mal Feierabend.
Aufruf: Es gibt bestimmt etliche Personen aus Rottershausen oder Umgebung, die schöne Erinnerungen, Bilder oder Postkarten zur "Schwarzen Pfütze" haben. Die Main-Post-Redaktion freut sich, wenn Sie sich melden unter isolde.krapf@mainpost.de oder Tel. (0971) 7139-32.