Nachdem das einsturzgefährdete Dach der "Schwarzen Pfütze" vor längerer Zeit auf Geheiß des Landratsamts abgetragen werden musste, weist jetzt nur noch die untere Gebäudehülle auf die längst vergangenen goldenen Tage des einstigen Landgasthofs hin. Inzwischen ist nicht mal mehr der Schriftzug am Haus zu erkennen.
Der Eingang zu dem früheren Traditionslokal ist jetzt nahezu von Unkraut überwuchert. Auch dort, wo mal das Dach war, steht wildes Grün, weil der Wind etlichen Flugsamen beförderte, aus dem inzwischen Grünzeug in die Höhe schoss. Und wie sieht es im Inneren aus?
Was man an der Rückseite des Gebäudes vorfindet
"Wir trauen uns da nicht rein", sagt Oerlenbachs Bürgermeister Nico Rogge bei der Ortsbesichtigung mit dieser Redaktion. "Wir haben ja eine Fürsorgepflicht für unsere Mitarbeiter, ohne Experten kann man das Gebäude nicht betreten", zerstört er gleich zu Beginn jegliche Hoffnung auf eine Innenansicht.
Immerhin öffnet Rogge den mehr als mannshohen Bauzaun, so dass die Sicht auf das Gebäude frei wird. Wir nähern uns dem Ensemble von hinten, bahnen uns einen Weg durch hüfthohe Gräser. Kommen vorbei an einer halbverfallenen Holzhütte, die umgeworfen da liegt. Das Schild "Spargelhütte" weist darauf hin, dass vor dem Gasthaus einst Spargel verkauft wurde. "Hier ist natürlich auch die Elektrik für den Funkmast nebenan verbaut", sagt Rogge und deutet auf die erste Öffnung des Gebäudes, in der ein großer blauer Sicherungskasten sichtbar wird.
Ein paar Meter weiter gibt eine weitere Öffnung im Gebäude den Blick frei auf eine Eisentür, hinter der die Heizungsanlage des früheren Gasthauses sein soll. Bei einem Abriss muss diese Technik laut Rogge explizit im Leistungsverzeichnis ausgewiesen werden, damit keine Schadstoffe in den Untergrund dringen.
Was Ultra-Szene-Fans so in ihrer Freizeit treiben
Unweit weg, hinter einem Holzgitter, lagert zwischen reichlich wildem Grün,eine Riesenmenge Dämmstoffe – Material, das vermutlich auch aus sehr frühen Tagen des Gasthauses stammt und bei einer anstehenden Entsorgung wohl ebenfalls unter "Schadstoffe" fällt.
Es gibt ein Haupt- und ein Nebengebäude, erklärt der Bürgermeister, während er auf einen Schuttberg hochkraxelt und verschiedene alte Leitungen sowie die herabhängende Dachrinne näher inspiziert.
Dann geht’s durch Unkraut-Dickicht zurück Richtung Eingang. Auf eine Seitenwand des Hauses hat jemand in roter Farbe ganz groß "FCN" gesprüht. Was bedeutet das? Ein Geheimzeichen? Steckt etwas Verwerfliches hinter diesen Lettern?
Rogge kann das sofort entkräften. Fußballfreunde wüssten, dass Ultra-Szene-Fans bestimmter Clubs zu Graffiti neigen, sagt er. In diesem Fall hätten sich offensichtlich Fans des 1. FC Nürnberg an der Wand der Schwarzen Pfütze zu schaffen gemacht. Ob dieses Zeichen schon vor dem Brand des Gasthofs da gewesen ist oder erst später angebracht wurde, weiß der Bürgermeister nicht.
Betreten kann man das Gebäude nicht
Und dann kann man doch einen Blick ins Innere des Gasthofs werfen. Denn neben der Graffiti-Fläche befindet sich eine Tür, die von oben her halb aufgebrochen ist: Da hängen Dach- und Wandbalken, verschiedene Dämmstoffe und gebrochener Wandmörtel kunterbunt gemixt im freien Raum. Fast wirkt es wie eine künstlerische Installation.
Auch der Blick durch ein nebenan liegendes Fenster macht klar, dass im Inneren der "Schwarzen Pfütze" schieres Chaos herrscht. Spätestens jetzt leuchtet ein, warum man dieses Gebäude auf keinen Fall mehr betreten sollte. Die Gefahr eines weiteren Einsturzes ist einfach zu groß.
Wenn es nach Bürgermeister Rogge geht, soll der Abriss der "Schwarzen Pfütze" noch in diesem Jahr erfolgen. Danach ist dort erst mal eine leere Stelle, sagt er. Aber der Wahrnehmung der Bevölkerung, dass das Gebäude gerade ein "Schandfleck" ist, wäre erst mal abgeholfen, glaubt er.
Architekturbüro ist bereits mit den Planungen zum Abriss betraut
Später, vielleicht schon 2024, soll dann dort "etwas Vernünftiges" entstehen. Wann genau das sein wird, hängt laut Rogge vom Umfang der Planungsarbeiten ab, mit denen inzwischen das Architekturbüro Perleth (Schweinfurt) betraut wurde.
Die Architektinnen und Architekten hätten jetzt zwei Aufgaben: zum einen den Abriss zu begleiten, zum andern ein Freiflächen- und Gestaltungskonzept zu erstellen. Für den Abriss müsse ein Leistungsverzeichnis erstellt werden. Rogge: "Dann hoffen wir auf ein gutes Abrissunternehmen." Dieses werde wiederum von einer anderen Firma überwacht.
"Wir wollen sichergehen, dass alles ordentlich abläuft", sagt Rogge und weist darauf hin, dass die Kommune bis zum Schluss für die Entsorgung des Bauschutts verantwortlich ist. Und so viel sei klar: Es gibt auf jeden Fall an der "Schwarzen Pfütze" gefährliche Stoffe zu entsorgen, wie zum Beispiel Asbest im Dach. Auch der Brandschaden hat laut Rogge wohl einiges angerichtet.
Laut Rogge müssen Pflichtaufgaben vor freiwilligen Leistungen stehen
"Wir haben ja das Biotop nebenan", sagt Rogge und deutet auf den im Sommer schilfbewachsenen See gegenüber. Daneben soll nun ein "Aufenthaltsareal für Spaziergänger und Radfahrer" entstehen. Aber auch an die Historie der Schwarzen Pfütze soll erinnert werden. In welcher Form das geschehen wird, sei noch nicht entschieden.
Bei all den Planungen ist für Rogge jedoch klar: Allzu viel Geld wird nicht in diese Maßnahme fließen, denn "in der Gemeinde müssen die Pflichtaufgaben vor den freiwilligen Leistungen stehen". Nach seinen Angaben wird schon allein der Abriss eine untere sechsstellige Summe an Geld verschlingen. Und zunächst stünden erst mal "nur" 16.000 Euro zur Verfügung.
Ein Ausschank ist bislang nicht geplant
Ein "Verweilort", ein "Pausenort" soll das Areal an der einstigen B 19 werden. "Früher verweilten hier die Pferde, heute sollen es die Radfahrer tun", sagt Rogge. Tatsächlich bekamen früher die Pferde hier Wasser und wohl auch etwas zu Fressen. Und was bekommen künftig hier Spaziergänger und Radfahrer?
Rogge drückt sich vorsichtig aus: Geplant sei vonseiten der Großgemeinde keinerlei Ausschank an dieser Stelle. "Aber vielleicht findet sich ja jemand, der hier etwas auf die Beine stellen will."