
Am Freitag, 3. November, ist der Anbau hinter dem einstigen Landgasthaus schon weg, als die Arbeiter am Nachmittag an der Baustelle ihre Schutzanzüge zusammenknüllen und Johannes Vilmar seinen Bagger ordentlich fürs Wochenende rangiert. Der feine Bauschutt vor dem Gebäude wurde weitgehend eingetütet und abtransportiert. Weiter hinten türmen sich Steinquader, die offenbar aus den Wänden des Gebäudes am Stück herausgebrochen werden konnten.
Daneben Holzabfälle, weiter hinten ein Block mit senkrecht zusammengebundenen Polsterungen. Die Außenwand weist jetzt dort, wo einst drei Türen waren, große schwarze Löcher auf. Bei näherem Hinsehen kann man das Chaos im Inneren der "Schwarzen Pfütze" erkennen. Doch jetzt ist erst mal Wochenende.
Zwei Arbeitstage später (7. November) sieht’s hinter dem Gasthaus dann erneut wie auf einem Schlachtfeld aus. Kein Wunder, denn inzwischen wurde ein kleinerer Teil des Haupthauses von oben nach unten eingerissen. Der Schutt ist am Nachmittag schon weitgehend herausgeräumt. Die Entsorgung der Materialien dauert aber seine Zeit, wie man sieht, denn vieles davon muss wieder in Big-Packs verstaut und vom Bagger Stück für Stück in den Containern um die Ecke abgelagert werden.
"Es geht immer von oben nach unten", sagt Roberto Cappelletti, der die Bauaufsicht führt. Das heißt, beim Abreißen eines Hauses werde stets zuerst ein Teil des Dachs freigeräumt, dann die Bodenplatte zum Geschoss eingebrochen, bevor man an all die Stein-Trümmer und Holzbalken, die im Inneren des Hauses aufeinander stürzten und sich kreuz und quer verkeilten, herankommt, beschreibt er das Prozedere.

Am Donnerstag, 9. November, ist das Loch im Haupthaus der "Schwarzen Pfütze" schon größer. Es wird weiter geräumt, an Materialien gezerrt, gebaggert, sortiert. "Ich glaube, dort, wo wir jetzt arbeiten, waren Küche und Kühlhaus", sagt Cappelletti, was die beige verkachelten Wände untermauern, die da drüben in den Himmel ragen.
Das antike Landgasthaus war eigentlich viel kleiner
Nach Cappellettis Eindruck wurde der Teil des Gebäudes, an dem gerade gebaggert und gebuddelt wird, später erst angebaut. Man könne es auch an den Querbalken und Baumaterialien erkennen, dass die "Schwarze Pfütze", so wie sie der Nüdlinger Maurermeister Johann Schlereth 1819 schuf, ursprünglich viel kleiner war, meint er.

Womit man früher gebaut hat? "Mit Backsteinen, mit Natursteinen, mit Bimssteinen, da wurde alle Mögliche verbaut", sagt der große Mann in weißer Schutzkleidung und weist darauf hin, dass beim Abriss natürlich auch viel Fachwerk zum Vorschein kommt. Seiner Ansicht nach war das alte Gasthaus "Schwarze Pfütze" einst als Fachwerkhaus errichtet worden und später habe man an mehreren Ecken angebaut. Am Abbruchmaterial von Küche und Kühlraum könne man erkennen, dass die Bestandteile zeitgeschichtlich viel "jünger" sind.
Gelegentlich kämen Leute aus Rottershausen vorbei, um sich zu informieren, wie der Abriss vor sich geht. "Einer ist sogar jeden Tag da und schaut, was wir treiben", lacht Cappelletti. Von den Besuchern habe er gehört, dass es unten im Gewölbekeller des einstigen Traditionslokals ein riesiges Fass geben soll, in dem man sich gesellig am Tisch zusammensetzen konnte – wie das auch heute noch in alten Weinkellern zu finden ist. "Da bin ich mal gespannt, wie das aussieht."
Die Sprühkanone hinter der "Schwarzen Pfütze" ist am Donnerstag nicht in Betrieb. Denn schließlich ist durch den Dauerregen dieser Tage alles auf der Baustelle gut durchfeuchtet, mit Staub ist kaum zu rechnen. "Der Regen ist für diese Arbeiten gut", sagt Cappelletti. Im Sommer wäre das etwas ganz Anderes.

Geklärt hat sich übrigens inzwischen die Sache mit dem ersten Besitzer, der angeblich "Heiner Pfütze" hieß. Cappelletti hatte das vergangene Woche von einem Rottershäuser so aufgenommen. Jetzt lacht er, als er hört, dass es sich lediglich um einen Dorfnamen handelte, den ihm jener Rottershäuser jüngst genannt hatte. Denn der "Pfütsche-Heiner" hieß eigentlich Heiner Wissel und betrieb das Gasthaus in der 1960er und 1970er Jahren.
Die älteren Rottershäuser trauern um ihren einstigen Treffpunkt
Dann steigt an diesem trüben Donnerstag Bürgermeister Nico Rogge aus seinem Wagen. "Na, es geht ja voran", sagt er beim Näherkommen mit Blick zur Bauruine. Er habe die Arbeiten stets im Blick, wenn er von seinem Wohnort Rottershausen zur Arbeit ins Rathaus nach Oerlenbach fährt, sagt er. "Schön sieht es nicht aus, aber man kann sich ja auf das freuen, was hier entstehen soll", sagt er mit Bezug auf das geplante Naherholungsgelände.

Von einer alten Postkarte her, die man ihm zeigte, wisse er, wie die "Schwarze Pfütze" in früheren Jahren mal aussah. "Das Gebäude jetzt so zu sehen, ist für die älteren Rottershäuser sicher traurig", vermutet er. Denn für etliche unter ihnen habe sich damals in der Jugend sehr viel im und am Gasthaus "Schwarze Pfütze" abgespielt. - Der Abriss des Gasthauses soll drei bis vier Wochen dauern.
Aufruf: Wer unter den älteren Rottershäusern weiß nette Begebenheiten oder lustige Anekdoten von den Veranstaltungen in der "Schwarzen Pfütze" zu berichten? Vielleicht haben sich heutige Paare sogar früher dort kennen- und lieben gelernt? Die Main-Post-Redaktion freut sich auch über Bilder und Postkarten. Melden Sie sich gerne unter isolde.krapf@mainpost.de oder Tel. (0151) 20975619.