Mit dem einstigen Traditionslokal "Schwarze Pfütze" war schon Ende der 1990er Jahre Schluss. Spätere Nutzungen des alten Landgasthofs zahlten sich letztendlich nicht aus. Ab dem Jahr 2010 war das Gasthaus endgültig zu. Nach einem Brand im Jahr 2013, bei dem der frühere Pächter ums Leben kam, dümpelte das historische Gebäude vor sich hin, weil sich die Eigentumsverhältnisse schwierig gestalteten.
Jetzt sind auch die Tage der Gasthaus-Ruine gezählt, denn in der ersten Oktoberhälfte soll das verfallene Haus endlich abgerissen werden. Die Verantwortlichen rechnen mit einer Bauzeit von vier bis fünf Wochen.
Der "Schandfleck" kommt nun bald weg
Das dürfte nicht nur die Einwohnerschaft der Großgemeinde Oerlenbach, sondern auch alle, die öfter an dem brandgeschwärzten Haus vorbeifahren, freuen. Denn viele unter ihnen empfinden das an der heutigen Staatsstraße 2445 stehende Gebäude längst als "Schandfleck".
Am 12. September 2023 fand nun die Baueinweisung statt. Vertreterinnen und Vertreter unter anderem von der Großgemeinde, der Regierung von Unterfranken (Gewerbeaufsicht), vom planenden Architektur- und Ingenieurbüro Perleth (Schweinfurt), von der bauausführenden Firma Bindrum (Hammelburg) sowie der GPG Gesellschaft für Planungs- und Genehmigungsmanagement mbH (Fulda, Bauüberwachung und Entsorgung) kamen vor Ort zusammen.
Man wollte sich am Dienstag ein Bild von der geplanten "Baustelle" machen. Zudem wurde besprochen, wie der Abriss am besten vorgenommen werden könnte. Wichtig war dabei zum Beispiel, in Bezug auf Wasser und Abwasser auf unterirdische Verbindungsleitungen hinzuweisen, sagt Bürgermeister Nico Rogge im Gespräch mit dieser Redaktion. Denn schließlich soll die Versorgung der unmittelbaren Nachbarn nicht beeinträchtigt werden.
Stromversorgung für Mobilfunkmast verlegen
Wichtig sei zudem, dass auf dem Gebäude und Grundstück beim Abriss kein Strom mehr fließt. Das heißt, auch die Firma Vodafone musste eingebunden werden, deren Mobilfunkmast unmittelbar am Gebäude steht und durch einen Stromkasten am Gebäude versorgt wird.
Im Voraus planen muss man zudem, den beim Abriss entstehenden Baustaub durch eine Sprinkleranlage abzufangen, sagt Sebastian Wess, Geschäftsführer von Wende Erdbau (Fulda), einer Firma, die vom Bauunternehmen Bindrum mit ins Boot geholt wurde.
Was dann vom Gebäude abgetragen, beziehungsweise aus dem Gemäuer ausgeräumt wird, müsse zunächst vor dem Anwesen kurzfristig ausgebreitet und sortiert werden, so Wess weiter. Denn schließlich gebe es allerlei Sondermüll, der getrennt entsorgt werden muss.
Was die Vorgehensweise angeht, spricht Wess davon, dass man zunächst an der Vorderfront Öffnungen in die Mauer brechen wird und dann beginnt, im Inneren das auszuräumen, was sich gut wegnehmen lässt. Als praktisch erweist sich in diesem Zusammenhang, dass auf dem Anwesen genug Platz für die Container ist.
Bauschutt ausbreiten und erst mal sortieren
Was man in der Ruine finden wird? Bauunternehmer Patrick Bindrum hat schon die drei größten Fraktionen ausgemacht: "Vor allem Holz, Steine und Asbest." Daneben würden sicher auch schon etliche Pflanzen wachsen, da das Gebäude ja Jahre lang nach oben offen dastand. "Da werden wir sozusagen auch Kraut und Rüben finden", sagt Bindrum.
Der Gewölbekeller des alten Landgasthofs, der früher einmal sehr schön gewesen sein soll, wird nun doch nicht erhalten, sagt Bürgermeister Rogge. "Der Keller wird mit Schotter oder Aushub verfüllt." Das sei im Gemeinderat aus Kostengründen so beschlossen worden.
"Denn wir wollen ja eine Entsiegelung der Fläche und eine anschließende Freiflächengestaltung machen", sagt Rogge. Das sei im Förderbescheid des Amts für Ländliche Entwicklung verankert. Alles andere würde mehr kosten. "Wir sind mit dieser Maßnahme im Bereich der freiwilligen Leistungen der Gemeinde, müssen also die Kosten auf ein niedriges Maß reduzieren."
Teile des Traditionslokals in die neue Freizeitfläche übernehmen
Teile des historischen Gasthofs sollen dennoch in die neue Flächenplanung integriert werden, so Rogge weiter. Gemeint ist zum Beispiel die steinerne Tafel am Eingang zum Gasthaus: Dort wird auf den Nüdlinger Maurermeister Schlereth hingewiesen, der im Jahr 1819 den Rohbau erstellte. Vielleicht werde man zudem Teile des Mauerwerks, zum Beispiel die Ecken des Hauses, erhalten, kann sich Rogge vorstellen.
Übrigens haben sich verschiedene Personen bei der Kommune gemeldet und sich für das ein oder andere Erinnerungsstück des alten Gasthauses vormerken lassen. "Da gibt es zum Beispiel das Interesse, ein Fenstergitter zu bekommen", erzählt der Bürgermeister. Freilich müsse man zunächst schauen, ob diese Gitter sich leicht oder schwer ausbauen lassen, sagt Wende-Geschäftsführer Wess und macht klar, dass man allerdings nicht stundenlang am Herauslösen eines solchen Fenstergitters arbeiten wird.