Weltweit greift die Deutsche Presseagentur (dpa) auf 300 Agenturen zurück, sogar auf russische. Der scheidende dpa-Aufsichtsratsvorsitzende David Brandstätter hat diese Notwendigkeit in einem Interview erklärt. Er sprach darin vom "Sauerstoff für die Demokratie", der den der dpa angebotenen Journalismus für Medien und deren Publikum unverzichtbar macht. Doch ausgerechnet engagierte Journalisten haben mich danach mit Kritik überrascht.
Vorwürfe auf der Internet-Plattform Facebook
Im Interview mit Brandstätter sehe ich einen Beitrag zur Nachrichtenkompetenz. Dafür habe ich es auch auf der Internet-Plattform Facebook gelobt. Dort erreichten mich aber auch die Vorwürfe kritischer Journalisten. Grund für mich als Leseranwalt, ein in dieser Redaktion bestehendes Spannungsfeld transparent zu machen.
Die Vorwürfe zielen, wohl trotz und wegen seiner erbaulichen Worte für Journalismus und Demokratie, auf den langjährigen, jetzt ausgeschiedenen Aufsichtsratsvorsitzenden der dpa. David Brandstätter war eben in seiner Verantwortung als Geschäftsführer dieses Medienhauses öffentlich und für Journalistenverbände noch präsenter.
Eine Abkehr vom Flächentarifvertrag
So fragt ein Kritiker: "Hat nicht Brandstätter durch Tarifflucht und Honorardumping dazu beigetragen, dass Journalismus als Beruf weniger attraktiv geworden ist?" Ohne die Wortwahl zu teilen, kann ich der Transparenz halber bestätigen: Für Journalistinnen und Journalisten dieser Redaktion wurde, wirtschaftlich begründet, schon 2010 mit dem Journalistenverband als Tarifpartner ein Haustarif ausgehandelt und unterschrieben.
Das bedeutet bis heute für Neueinstellungen die Abkehr vom besser dotierten Flächentarif. Letzterer besitzt seit einigen Jahren wieder ebenfalls wieder Gültigkeit, aber nur für die Redakteure und Redakteurinnen, die schon vor dem Abschluss des Haustarifs eingestellt worden waren. Aktuell bedeutet das: Für das gleiche Berufsbild wird in einer Redaktion ungleich bezahlt.
Gelder für den Journalismus wurden überall gekürzt
Auf Facebook kommunizieren Nutzer auch über diese Redaktion, ebenso wie diese selbst. Dort trifft nun, ob des Interviews zur dpa, auch noch einiges von dem gesammelten Umut gegen die ganze Branche ein. Denn nicht nur in diesem Haus, sondern überall sind Gelder für Journalismus gekürzt worden. Das war selten zu seinem besten. Kritik ist also verständlich, aber kaum im vorliegenden Zusammenhang mit der Deutschen Presseagentur.
In der Sache liegen Tarife und Honorare auch in Händen der Tarifpartner, dem Deutschen Journalistenverband und der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union in Verdi.
Inhalt des Gesprächs nicht aufgenommen - Thema verfehlt
Am Inhalt des Gesprächs über die dpa zielen die Vorwürfe vorbei. Thema verfehlt. Die Internet-Verbreitung bedroht gemeinsame Interessen für die Pressefreiheit, die im Interview und in dessen Titel zum Ausdruck kommen. Das kann denen zur Freude gereichen, die nicht dafür stehen. Journalisten sollten den oft beklagten Schwächen von Auseinandersetzungen auf Social-Media-Plattformen nicht anheimfallen. Aber ebenso müssen Verantwortliche in Medienhäusern mit ihren Taten zu ihren hehren Worten stehen.
Die Atemluft nicht untereinander verschlechtern
Im berechtigten Einsatz für bessere Tarife und Honorare und für höhere Attraktivität des Berufs wäre es besser gewesen, gerade die im Interview hervorgehobenen Werte des Journalismus nicht hinter einer Kritik verblassen zu lassen. Ja, für angemessene Honorierung von Journalismus, gleichsam dessen Sauerstoff, muss weiter gestritten werden. Jedoch nicht in Räumen, in denen man sich die Atemluft noch untereinander verschlechtert.
Anton Sahlender, Leseranwalt
Siehe auch Vereinigung der Medien-Ombudsleute e.V.
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