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LESERANWALT
Ein Buch mit sieben Siegeln aufgeblättert: Die dpa
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Anton Sahlender
Anton Sahlender
 |  aktualisiert: 27.04.2023 01:10 Uhr
Die Deutsche Presseagentur (kurz dpa), die wird für Leser öfter mal zu einem Buch mit sieben Siegeln. Manche Zeitgenossen begründen über die Agentur ihr Misstrauen gegenüber Medien. Man weiß nicht so richtig, was eigentlich alles hinter diesem „dpa“ steckt. Ist das etwa ein Selbstbedienungsladen für Zeitungen, die dort einfach nur abholen, was so viel heißt wie abschreiben? Da scheint sich ein weites Feld für Journalismus-Kritik zu eröffnen. Der Schein trügt. Ich versuche, das Buch mit den sieben Siegeln etwas aufzublättern.


Dieser Tage hieß es in einer kritischen Zuschrift:

„Wer schreibt da, ja wer schreibt da eigentlich? Da ist es doch schon mal grundsätzlich äußerst praktisch wenn man sich dahinter verstecken kann dass 'die Meldung' einfach, weil das ja so das übliche Geschäft ist, von dpa übernommen wurde.  Es steht aber nun mal trotzdem in der 'Main-Post', und es ist schlicht und einfach FALSCH.“


Die Verbreiterhaftung

Das ist ein Missverständnis, das gelegentlich auftritt. Es gibt kein Verstecken. Das nimmt eine kritische Leserschaft nicht hin. Denn wenn tatsächlich etwas falsch ist, dann kann die Redaktion der Main-Post nicht einfach auf die dpa verweisen. Gegenüber ihren Lesern und Nutzern steht die Main-Post in der Verbreiterhaftung  und muss deshalb berichtigen. Das gilt zuvor gleichermaßen für die Agentur, die in Beiträgen für ihre Kunden Fehler korrigieren muss, wenn sie die versendet hat. Und mittlerweile gibt es eine ständige aktuelle Kommunikation zwischen der Redaktion der dpa und den Redaktionen der Kunden. So können Unstimmigkeiten schnell bereinigt und spezielle journalistische Wünsche vielleicht noch aktuell erfüllt werden. 
 

Journalistischer Kooperationspartner

dpa angebote       -  Aus der Angebotspalette der Deutschen Presseagentur. Übernommen aus dpa-Homepage
| Aus der Angebotspalette der Deutschen Presseagentur. Übernommen aus dpa-Homepage
Hinter der größten deutschen Agentur will und kann sich also keine Redaktion verstecken. Man darf in ihr fast ein Mitglied der eigenen Redaktion sehen oder mindestens einen journalistischen Kooperationspartner. Auf die dpa oder andere Agenturen kann kaum verzichten, wer seine Leserschaft und seine Nutzer über das Lokale hinaus aktuell mit bundes- und weltweiten Nachrichten versorgen will. Für eine Regionalzeitung wäre es wirtschaftlich nicht darstellbar, dieses überregionale Angebot alleine mit eigenen Korrespondenten aufrecht zu erhalten. Sie würde für ihre Leserschaft und ihre Nutzer kaum noch bezahlbar. Journalismus ist eben nicht für umsonst zu haben, somit auch die Nutzung der dpa und anderer Agenturen nicht. Berechnet werden die Kosten für Agentur-Kunden meist nach Auflage und Verbreitung der jeweiligen Kunden-Medien.
 

Die Gesellschafter

Wohl die meisten deutschen Zeitungshäuser sind Kunden und Gesellschafter der dpa. Auch die Main-Post. Die dpa ist eine GmbH mit 185 Gesellschaftern (Zeitungs- und Zeitschriftenverlage, Verleger, Rundfunkanstalten und -gesellschaften). Gesellschafter können dabei nur bis zu 1,5% des Stammkapitals erwerben, die Rundfunkgesellschaften insgesamt bis zu 25%. Damit soll eine Majorisierung ausgeschlossen werden. Die Deutsche Presseagentur hat nach eigenen Angaben weltweit 1200 Mitarbeiter und Büros in mehr als 100 Ländern. Vorsitzender des Aufsichtsrats der dpa ist derzeit der Geschäftsführer der Mediengruppe Main-Post, David Brandstätter.
 

Unparteiisch und unabhängig

Die Deutsche Presseagentur sieht sich als unabhängiger Dienstleister für die Sammlung, Bearbeitung, Bereitstellung, Verbreitung und Verwertung von multimedialen Inhalten rund um die Uhr. Und die die müssen, so hält es das dpa-Statut fest, unparteiisch und unabhängig sein, und zwar von Weltanschauungsfragen, Wirtschafts- und Finanzgruppen oder Regierungen.
Die dpa arbeitet, unterstützt von ihren Kunden, an ihrer Zukunftsfähigkeit. Das heißt, dass sie bemüht ist, allen Bedürfnissen des fortschreitenden Medienwandels gerecht zu werden. Sie liefert als längst mehr als nur Texte und Bilder. Sie bedient mittlerweile sämtliche journalistischen Präsentationsformen, die digitale Kanäle möglich machen.  
 

Privilegierte Quelle

Auf die Qualität des dpa-Journalismus dürfen Printmedien, Rundfunksender oder Online- und Mobilfunkanbieter vertrauen. Die dpa gilt rechtlich als privilegierte Quelle, deren Nachrichten keiner weiteren eigenen Überprüfung bedürfen. Denn Mitarbeiter der dpa sind – genau wie die Redakteure im eigenen Haus – ausgebildete und professionelle Journalisten, damit allen Gesetzen und journalistischen Grundsätzen verpflichtet, die sich auch im Pressekodex finden. Dazu gehören vor allem Wahrhaftigkeit und Sorgfalt. Das schließt natürlich keine Fehlleistungen aus.
Die sind aber - wie bereits festgehalten - so schnell wie möglich richtigzustellen.
An dieser Stelle räume ich ein Missverständnis aus: Überschriften macht nicht die dpa. Die entstehen in den Kundenredaktionen, die dabei - wenn es passt - mal eine Empfehlung der Agentur übernehmen.   


 

Die Grundversorgung

Es ist aber längst nicht so, dass man sich in Redaktionen zurücklehnen könnte und Agentur-Beiträge einfach nur weiterzuverbreiten braucht. Es gilt immer eine Auswahl aus einer Masse von Informationen zu treffen, die man in diesem Umfang nicht verbreiten könnte. Damit wären auch Leser und Nutzer überfordert. Redaktionen müssen erkennen, welche Nachricht und welcher Beitrag für die Leserschaft in der eigenen Region von Bedeutung sein können. Sie müssen auf Relevanz der Inhalte schauen, ebenso auf Verständlichkeit und Sprache. Manchmal sind Nachbesserungen unvermeidlich. Bei Agenturen arbeiten Menschen, die nicht immer fehlerfrei sein können.
Agentur - es gibt nicht nur die dpa - werden zur Grundversorgung mit überregionalen Nachrichten genutzt. Sie halten Redaktionen auf dem Laufenden. Die erfahren dadurch, was im Lande passiert und was sie selbst noch recherchieren sollten, weil es Auswirkungen auf die eigene Region hat.
Die Online-Redaktion der Main-Post kann aktuelle Nachrichten der Agentur direkt an ihr Angebot übergeben. Das ist ein spezieller Dienst der dpa. Ein Vorteil der digitalen Welt liegt auch darin: Es gibt keine strengen Umfangsbegrenzungen wie in der gedruckten Zeitung. Außerdem können Agenturangebote in unterschiedlichsten Darstellungsformen übernommen werden.
 

Da sind auch noch afp, kna und epd

afp-Logo       -  Logo der afp
| Logo der afp
Die Redaktionen der Main-Post nutzen nicht nur dpa. Sie sind auch Kunden der Agence France Presse (afp), der Katholischen Nachrichten Agentur (kna) und des Evangelischen Pressedienst (epd). Das heißt, sie haben die Auswahl. Sie können dabei die Nachrichten der Agenturen gegeneinander abgleichen und haben eine Kontrollmöglichkeit. Sie können aber auch mischen oder sich nur für die beste entscheiden. Für alle diese Agenturen gilt ebenfalls das sog. Agenturprivileg. Sie arbeiten mit ausgebildeten professionellen Journalisten und halten sich an Regeln und Kodizes des Journalismus - darunter Sorgfaltspflicht und das Streben nach  Wahrheitund Wahrhaftigkeit.
KNA-Logo       -  Logo: Katholische Nachrichten Agentur (KNA)
| Logo: Katholische Nachrichten Agentur (KNA)
epd-Logo       -  Logo Evangelischer Pressedient (epd)
| Logo Evangelischer Pressedient (epd)






Startschuss zur Eigenleistung

Es gibt Beispiele von Veröffentlichungen, die zeigen, wie eigene Recherchen die Nachrichten der Agentur ergänzt haben. Diese Chance nutzen sowohl Auslandskorrespondenten, die für die Main-Post-Redaktion arbeiten, als auch Redakteure in der eigenen Region. Wann immer möglich, werden sich Redaktionen von Regionalzeitungen bemühen, überregionale Nachrichten auf Auswirkungen für die eigene Region zu checken, sie daraufhin zu recherchieren und zu vertiefen. Oft geschieht das mit Stimmen und Meinungen aus der eigenen Umgebung.
Attentat Istanbul Seite       -  Redaktionsmitglieder, Auslandskorrespondentin und Agentur wirken bei einem Ereignis zusammen
| Redaktionsmitglieder, Auslandskorrespondentin und Agentur wirken bei einem Ereignis zusammen
Istanbul Attentat       -  Korrespondentenbricht plus Nutzung der Agentur...
| Korrespondentenbricht plus Nutzung der Agentur...





Beispiel für ein Zusammenwirken war am 13. Januar 2016 die Berichterstattung nach einem Attentat in Istanbul. Da waren Agentur, Korrespondentin und Main-Post-Redaktionsmitglieder beteiligt. Siehe auch Fotos.
Das zeigt, dass dpa und andere Agenturen nicht einfach nur übernommen werden, um sich selbst Arbeit zu ersparen. Sie sind oft Startschuss zu einer investigativen Eigenleistung in der Region.



afp Werte       -  So stellt die französische Presseagentur ihre Werte selbst dar. Entnommen aus afp-Homepage
| So stellt die französische Presseagentur ihre Werte selbst dar. Entnommen aus afp-Homepage
KNA Darstellung       -  Die KNA erklärt sich. Entnommen aus KNA-Homepage





Zu Agenturen habe ich schon im April 2013 geschrieben. Klicken Sie einfach auf diese unterlegte Schrift....
 

Und dass die Abkürzung einer Nachrichtenagentur nicht immer der notwendigen Quellenklarheit genügt, konnten sie ebenfalls im April 2013 lesen.

 

epd Schwerpunkte       -  Schwerpunkte Evangelischer Pressedienst. Entnommen von epd-Homepage
| Schwerpunkte Evangelischer Pressedienst. Entnommen von epd-Homepage



Es gibt natürlich weitere Nachrichtenagenturen. Mehr darüber, auch über geschichtliche Hintergründe, ist auf Wikipedia gut ersichtlich.

Sie können das, was ich hier erklärt habe, ohnehin täglich selbst überprüfen, sowohl in der gedruckten Zeitung, als auch auf mainpost.de. Oder lesen Sie auf der Homepage der Deutschen Presseagentur nach, um die ganze Vielfalt einer Agentur zu erkennen. ....

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