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Würzburg
Samstagsbrief: Herr Schuchardt, kommen Sie mit dem Bau der Multifunktionsarena in Würzburg endlich zu Potte!
Seit über elf Jahren wird in Würzburg über die Multifunktionsarena diskutiert. Oberbürgermeister Christian Schuchardt muss nun handeln, findet unser Autor.
Oberbürgermeister Christian Schuchardt im Würzburger Stadtrat. Am Donnerstag gab der 55-Jährige einen Sachstandsbericht zum Stand der Multifunktionsarena.
Foto: Archivbild: Johannes Kiefer | Oberbürgermeister Christian Schuchardt im Würzburger Stadtrat. Am Donnerstag gab der 55-Jährige einen Sachstandsbericht zum Stand der Multifunktionsarena.
Tim Eisenberger
 |  aktualisiert: 18.06.2024 02:47 Uhr

Sehr geehrter Herr Schuchardt,

ich gebe es zu: Ihre Worte im Würzburger Stadtrat am Donnerstag haben mich zunächst erfreut und überrascht: "Wir brauchen die Multifunktionsarena!" In der Stadtratssitzung wurde sehr deutlich, welchen Wert der Bau der Multifunktionsarena für Würzburg hätte.

Sie haben deutlich gemacht, wie viel Geld durch eine Halle dieser Größenordnung in die Stadt käme. Auch Hotels, die Gastronomie und der Einzelhandel würden demnach profitieren. Sie selbst nannten den Bau der Halle ein Signal für den Aufbruch.

Ich war neulich auf einem Konzert eines absoluten Weltstars. Leider musste ich dafür 131 Kilometer zur Festhalle Frankfurt fahren. Trotzdem war es ein schönes Erlebnis. Natürlich habe ich es mit einem Einkaufstrip verbunden. Natürlich war ich mit meiner Freundin auch in Frankfurt essen. Und wären wir am nächsten Tag nicht in den Urlaub gefahren, natürlich hätten wir in einem Frankfurter Hotel übernachtet. Ein Beispiel, das zeigt, wie viel Geld Würzburg durch die Lappen geht.

Es fehlt bald an Veranstaltungshallen in Würzburg für Kultur

Egal in welche Himmelsrichtung man sich als Würzburger orientiert, die nächste Veranstaltungshalle dieser Art ist an die 100 Kilometer entfernt. Weltstars wie Sting oder der erfolgreiche Rapper Apache 207 kommen nur nach Würzburg, wenn die Stadt ihnen einmal im Jahr den Parkplatz vor der Residenz freiräumt.

Immerhin: Bis Ende 2025 gibt es in Würzburg noch die Posthalle mit Platz für 2800 musik- oder kulturbegeisterte Gäste. Danach wird es ganz düster, denn die tectake-Arena ist meist durch die Würzburg Baskets oder die Wölfe Würzburg belegt, für Konzerte ungeeignet und muss bald saniert werden.

Fällt ihnen etwas auf? Würzburg, das sich als Tourismus- und Kongressstadt schmückt, könnte bald zur Veranstaltungseinöde werden. Und das just zu der Zeit, zu der in der Schweinfurter Straße und am Paradeplatz neue Hotels eröffnet haben. "Wir steuern da gerade auf ein extremes Vakuum zu", erklärte der Würzburger Konzertveranstalter Wolfgang Thiel zuletzt gegenüber dieser Redaktion.

In Nürnberg wurde eine neue Arena im Eiltempo gebaut

Trotzdem bin ich nach Ihrer Rede vor dem Stadtrat ernüchtert. Sie haben aus meiner Sicht sehr plausibel dargelegt, warum die Halle für die Stadt unverzichtbar ist. Deshalb frage ich mich nun, warum es die Halle nicht schon längst gibt. Klar wurde im Stadtrat auch, dass die Halle stehen würde, wenn die Corona-Pandemie nur zwei Monate später gekommen wäre. Die Brücke für die Baufahrzeuge wurde damals schon gebaut, der Baubeginn stand kurz bevor. Auch das frustriert mich. Denn es zeigt, wie wenig bis zum Spatenstich gefehlt hat.

Sie haben im Stadtrat vorgerechnet, welchen finanziellen Vorteil die Stadt von der Multifunktionsarena hätte. Als gelernter Banker und früherer Stadtkämmerer können Sie mit Zahlen umgehen. Bei derlei Rechenspielen darf es aber nicht bleiben. Sie müssen nun loslegen.

Es gibt ein Beispiel aus der fränkischen Umgebung, das als Vorbild dienen könnte. Die Nürnberger Basketballer wären im Mai 2019 in die Bundesliga aufgestiegen. Allerdings fehlte es an einer bundesligatauglichen Halle. Im Anschluss hat die Politik dort Nägel mit Köpfen gemacht und schon im April 2020 lag die Baugenehmigung für die Metropol-Arena am Tillypark vor, die 14 Monaten später eröffnet wurde.

Würzburg braucht jetzt eine neue Multifunktionsarena

Sie haben sich mit dem Stadtrat bisher in Ludwigsburg und Ulm über die Hallen informiert. Vielleicht fragen Sie mal bei Ihren Kolleginnen und Kollegen in Nürnberg nach, wie man die Halle nun schnellstmöglich realisieren kann. Wer weiß, welche Krise in ein oder zwei Jahren auf unsere Gesellschaft wartet. Je schneller sie die Arena realisieren, desto besser. 

Eine Visualisierung der geplanten Multifunktionsarena östlich der Grombühlbrücke in Würzburg. Sie ist das Ergebnis eines Gestaltungswettbewerbs, den die Projektgesellschaft ausgeschrieben hatte.
Foto: Brückner & Brückner Architekten | Eine Visualisierung der geplanten Multifunktionsarena östlich der Grombühlbrücke in Würzburg. Sie ist das Ergebnis eines Gestaltungswettbewerbs, den die Projektgesellschaft ausgeschrieben hatte.

Es muss schneller gehen. Sie müssen die Planungen schneller vorantreiben, sonst schließt sich das Fenster für den Bau, von dem Sie selbst sagen, dass es zurzeit geöffnet ist, unter anderem weil Privatleute über die Zukunftsstiftung 14 Millionen Euro zur Verfügung stellen.

Auch die Würzburg Baskets haben nur ein kurzes Zeitfenster. Schon 2029 reicht die Mindestkapazität der tectake-Arena, sofern sie dann noch nutzbar ist, nicht mehr aus, um in der Basketball-Bundesliga zu spielen.

Bürgermeister Martin Heilig hat es am Donnerstag passend formuliert: "Nur wer Mut beweist, kann vorankommen". Ich wünsche Ihnen und dem Stadtrat, dass Sie diesen Mut haben. Im Jahr 2026 wird in Würzburg wieder gewählt. Ob Sie für eine dritte Amtszeit kandidieren, weiß ich nicht. Aber ich würde mich freuen, wenn die Multifunktionsarena dann kein Wahlkampfthema mehr ist, sondern wir gemeinsam bei einem Heimspiel der Würzburg Baskets darauf anstoßen können, was Sie angeschoben haben.

Mit freundlichen Grüßen 

Tim Eisenberger, Redakteur

Persönliche Post: der Samstagsbrief

Jedes Wochenende lesen Sie unseren "Samstagsbrief". Was das ist? Ein offener Brief, den eine Redakteurin oder ein Redakteur unserer Zeitung an eine reale Person schreibt – und tatsächlich auch verschickt. An eine Person des öffentlichen Lebens, die zuletzt Schlagzeilen machte. An jemanden, dem wir etwas zu sagen haben. An einen Menschen aus der Region, der bewegt hat und bewegt. Vielleicht auch mal an eine Institution oder an ein Unternehmen. Oder ausnahmsweise an eine fiktive Figur. Persönlich, direkt und pointiert formuliert soll der "Samstagsbrief" sein. Mal emotional, mal scharfzüngig, mal mit deutlichen Worten, mal launig – und immer mit Freude an der Kontroverse. Der "Samstagsbrief" ist unsere Einladung zur Debatte und zum Austausch. Im Idealfall bekommen wir von der Adressatin oder dem Adressaten Post zurück. Die Antwort finden Sie dann bei allen "Samstagsbriefen" hier. Und vielleicht bietet sie auch Anlass für weitere Berichterstattung.
Quelle: MP
 
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  • Hans Schuckert
    Wahrscheinlich sind viele noch zu jung. In den 80er Jahren waren in der Carl-Diem-Halle (hieß damals noch so) Tina Turner, Bryan Adams, Chris de Burgh, ZZ Top, Rod Stewart, Chris Rea, Udo Jürgens, alles Weltstars, vor bis zu 6000 begeisterten Fans (ich war dabei und happy). Damals war gottlob ARGO Concerts noch Veranstalter, heute ist es ja leider in ganz Deutchland der Krake Eventim (hat auch beim Maut-Desaster kräftig mitkassiert!). Eine neue Halle wäre zumindest der Versuch, wieder große Stars nach Würzburg nicht nur open-air zu holen. Und für Sportevents und kulturelle Veranstaltungen ist eine Halle auf jeden Fall vonnöten.
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  • Roland Rösch
    Heute würden Auflagen 6000 Menschen gar nicht mehr zugelassen werden.
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  • Ewald Schuhmann
    und Zappa nicht vergessen!
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  • Roland Hofmann
    Bei solch einer Halle geht es nicht nur immer um Weltstars, sondern auch um Angebote für die breite „Masse“ mit Zugpferdcharakter!
    Die deutsche Olympia Qualifikation im Turnen sollte in Würzburg stattfinden, ist nun aber nach Frankfurt vergeben worden. Wer möchte schon in die Tectake? Solche Veranstaltungen wären für viele Jugendliche und Menschen in der Region wichtige Anlässe um „ihre“ Sport-Stars live erleben zu können und für die Stadt eine gute Gelegenheit sich zu präsentieren!
    Auch wäre somit nicht ausgeschlossen, dass mal ein Länderspiel im Baseketball oder Handball hier stattfindet!
    Überregionale Gäste stellen dabei fest, dass sich in Würzburg gar nicht so schlecht Urlaub machen lässt und kommen wieder und nicht nur auf der Autobahn an uns vorbei!
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  • Hiltrud Erhard
    Und toll, dass Auto-Heilig wieder mal herhält und seinen Mut beweist!
    Aber hat er auch gesagt was das für die Stadt bedeutet und wie das bezahlt werden soll?

    Und danke für den versteckten Hinweis mit der Wahl! Wie soll das aufgefasst werden?
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  • Matthias Bales
    und neue arena hat viele vorteile, dadurch kann auch die strassenbahn linie 6 unteranderem auch finanziert werden, weil touris auch die öffis nutzen
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  • Hiltrud Erhard
    Bitte um Erläuterung wie diese Finanzierung erfolgen soll!
    Vielleicht können viele etwas von ihrer Expertise lernen!
    Und welche Touris und welche Öffis meinen Sie?
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  • Lars Hoffmann
    Der OB hat alles klar und deutlich im Stammtisch von tv mainfranken erläutert - die Bedeutung des Projekts für den künftigen Standort Würzburg , das politische commitment des Stadtrates und wie es weitergeht .
    Jetzt oder nie und nicht irritieren lassen von Bedenkenträgern.

    Hans Sartoris
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  • Roland Rösch
    Es ist schlicht und einfach kein Stadtrat in der Lage oder hat den Mumm und das Zeug so ein Projekt anzuschieben und das mit gleichgesinnten durchzusetzen. Theater Desaster lässt grüßen. Wieviel Hallen hätte man bauen können durch Mehrkosten?
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  • Hiltrud Erhard
    Keine einzige!
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  • Werner Rau
    Es ist einfach kein Geld da, das wurde u.a. im Stadttheater und anderen Projekten verbraucht.
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  • Stephan Römmelt
    Herr Eisenberger, danke für den Brief Sie sprechen mir aus der Seele.
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  • Kurt Weiglein
    Mann weiss ja nicht in Bamberg wieviel Brose die Halle bezahlt hat oder bezuschusst hat!
    Manch Leute Ihr sollte sich mal Fragen ob sie eine Aktraktive Stadt haben will,Würzburg ist das eine Universität Stadt und ohne Arena wird Würzburg an einiges an Aktraktivität verlieren.
    Mann kann ja auch Rundführungen machen in die neue Arena.Und sie wäre auch ein Aushängeschild der Stadt Würzburg! Ich möchte nicht wissen wieviele Städte über Würzburg lachen,weil sie nicht gepacken bekommen,ist schon Traurig muss ich sagen!Die Halle würde auch Arbeitsplätze schaffen und auch Steuergeld in Würzburg erhöhen!Mit diesen Einzugsgebiet ist einiges möglich!Aber es gibt halt Bürger wo mann nichts Recht machen kann !Sogar die Comedian lachen über die Tectake Arena,ich war schon öfters in der Tectake Arena wo kein Comedian ein richtigen Blöden Spruch drauf hatten.Anscheind sind einige Bürger stolz drauf an diese blöden Sprüche.Ich würde mich total schämen wenn ich Würzburger wäre!
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  • Werner Rau
    Das Geld dafür ging für das Theater drauf - leider.
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  • Michael Fries
    Genau auf den Punkt gebracht, Tim Eisenberger!
    Sollte man das Projekt nicht jetzt auf den Weg bringen wird es in Zukunft noch teurer oder unmöglich.
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  • Sebastian Büchs
    Danke für den samstagsbrief, genau so ist es 👍
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  • Hiltrud Erhard
    Herr Eisenberger, sie wollen allen ernstes Würzburg mit Weltstars in Verbindung bringen und eine Arena regelmäßig mit ihnen füllen?

    Sorry, ihr Bericht ist der nicht etwas weltfremd und "großkotzig"?

    Wenn jemand genug Geld hat, kann er damit wuchern, aber mal ehrlich? Ist das in Wü der Fall wenn ich an jedem Tropf hänge?
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  • Jutta Nöther
    Mal langsam.
    Würzburg ist natürlich keine Metropole. Aber hier sind auch schon Michael Jackson (in seiner großen Zeit), Tina Turner, Grönemeyer, Bryan Adams usw. aufgetreten.
    Also ganz so kleinkleckersdorfmäßig ist's hier auch wieder nicht.
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  • Peter Koch
    Die traten aber doch auf den Main Wiesen bzw. dem Residenzplatz auf.
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  • Florian Stenger
    Ja genau weil es einfach keine andere Möglichkeit gibt bzw. gab.
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