
Sehr geehrter Herr Konrad,
wissen Sie, worauf ich mich so richtig gefreut habe? Auf den Moment, in dem ich endlich wieder im handwarmen Wasser im Außenbecken dümpeln kann. Ich bin eine leidenschaftliche Schwimmbadgängerin: auf der Sprudel-Liege den Gedanken nachhängen, mit Blick auf die aufziehende Abenddämmerung - perfekt!
Doch wenn ich jetzt endlich wieder im Wasser liege, habe ich gemischte Gefühle. Warum, um Himmels Willen, lief so viel schief bei diesem eigentlich so schönen Schwimmbad in Würzburg? Können Sie als Geschäftsführer der Würzburger Bäder GmbH (WBG), einer hundertprozentigen Tochter der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV), mir das sagen?
Dabei ging's gut los: Ende 2019 öffnete das Nautiland nach Rekord-Bauzeit. Zwei Jahre - wow! Sagen Sie das mal am Mainfranken Theater! Die Badegäste waren begeistert. Dann kam Covid: Lockdowns, Maskenpflicht, Saunaverbot - Sie kennen die Leier. So "richtig offen" war das Nautiland jedenfalls erst nach dem zweiten Pandemiewinter. Und prompt krachten am 1. April 2022 die Fliesen von der Wand.
Sie haben mir erzählt, dass Sie erst dachten, man schicke Sie in den April, als Sie davon erfuhren. Für mich hörte sich auch das, was dann kam, nach einem schlechten Scherz an.
Zunächst schaute Ihre interne Bauabteilung den Schaden an - aber nicht die 80 Meter lange Wand direkt daneben, an der die gleichen Fliesen klebten. Erst ein externer Gutachter schlug später Alarm: Nicht nur an der Stirnseite der Schwimmhalle, sondern auch an der Längsseite waren fast alle Fliesen locker. Tagelang liefen Badegäste dort entlang, während daneben hinter einer Absperrung immer mehr Fliesen runterkrachten. Hätten sich auch hier die Fliesen jederzeit lösen können? Warum haben Ihre Leute nicht alle Wände angeschaut?
Zweites Gutachten nötig: Ermittlung der Schadensursache verschleppt
Dann das Hick-Hack um die Gutachten: Das für die eine Wand war schnell erstellt. Die genaue Schadensursache konnten Sie aber nicht nennen: "Kann ich aus den 35 Seiten nicht rauslesen", haben Sie mir gesagt. Wirklich? Auch keiner der 1500 WVV-Angestellten war dazu im Stande? Ein dringend benötigtes zweites Gutachten für die Längswand wurde monatelang gar nicht erst beauftragt. Warum?
Auch bei der Gewährleistungsüberwachung gab es Probleme: Über Monate ging nichts voran - weil der Zuständige beim externen Dienstleister laut Ihrer Aussage krank war. Ich verstehe das nicht: Ein 34-Milionen-Schwimmbad als Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge, in dem Kinder das Schwimmen lernen könnten, fängt nach drei Jahren an zu bröckeln - und der Reparaturstart hängt monatelang an einer externen Person? Planung, Projektsteuerung, Überwachung - alles lief über Externe. Wurde zu viel Verantwortung nach außen gegeben?
Im August brachten Sie endlich alle an einen Tisch - besser: an den Beckenrand. Man war sich einig, eine Schließung von zwei, maximal drei Wochen würde für die Reparatur reichen. Und dann? Sagt der Fliesenleger sechs Tage vor Termin ab. Kurz darauf steht ein neuer Termin. Bloß: Statt zwei, drei Wochen werden auf einmal acht veranschlagt. Der Schaden sei doch größer als erwartet, der Putz müsse auch noch ab. Warum wurde das erst da klar?
Das neue Bad: Ein "inklusives Projekt" ohne Barrierefreiheit
Und jetzt? Kurz vor Wiedereröffnung kam raus, dass es an der Barrierefreiheit krankt: fehlende Behindertenparkplätze, hohe Bodenschwellen, keine Orientierungshilfe für Sehbehinderte und ein Duschrollstuhl, den sich das Nautiland im Sommer mit dem Dallenbergbad teilen muss. Und die Liste geht weiter. Dabei war einst der Plan, ein "inklusives Leuchtturmprojekt" zu bauen.
Gab es niemanden bei Ihnen im Haus, der tief genug in der Materie war, um an entscheidenden Stellen gegenzusteuern? Behindertenvertreter sind sich einig: Man hat die Menschen, um die es geht, viel zu spät mit ins Boot geholt - nämlich als das Bad schon fertig gebaut war.
Warum? Dazu habe ich bei Ihrem Mutterkonzern WVV nachgefragt. Die Antwort: "Von den Beteiligten im Zeitraum des Baus ist leider keiner mehr im Unternehmen beschäftigt, sodass wir diese Fragen nicht beantworten können." Mit Verlaub, das liest sich wie eine Ausrede. Haben Sie keine Protokolle, um nachzuvollziehen, was ehemalige Mitarbeiter entschieden haben?
Es sind viele Fragen offen, Herr Konrad. Und dabei will ich - wie so viele andere Würzburgerinnen und Würzburger - doch einfach nur ein bisschen im warmen Wasser dümpeln. Denn eigentlich kann das ziemlich perfekt sein.
Mit freundlichen Grüßen,
Lara Meißner, Redakteurin
Keiner verantwortlich weil alles in fremde Hände vergeben wurde,
Keiner hat was falsch gemacht (weil vermutlich keiner etwas gemacht hat)
Keiner kann sich erinnern, weil alle weg sind.
Keine Unterlagen, aus denen man was erfahren könnte.
Aber immer neue Ideen und unbezahlbare Pläne.
Ok - außer man ist Würzburger oder Würzburgerin die da regelmäßig rein wollen.
gehen Sie doch bitte einfach ins Bad und genießen Sie Ihren Aufenthalt.
Das öffentliche Bashing des geschädigten Bauherren braucht keiner.
In anderen Fällen von Baumängeln streiten sich Gutachter der Versicherungen von Planern, Handwerkern und Lieferanten jahrelang und der Bauherr ist der Dumme. Hier ist das Bad trotz weiterer Querelen mit dem Fliesenleger innerhalb vergleichsweise kurzer Zeit wieder offen.
Vielleicht hängen Sie diesem Gedanken einmal auf der Sprudelliege nach.
Grüße