Als Robert Konrad, Nautiland-Geschäftsführer und Führungsmitglied der WVV, am Abend des 1. Aprils einen Anruf von Felix Makulik bekam, denkt er zunächst, der Gruppenleiter der WVV-Bäder wolle ihn in den April schicken. "Er rief an und sagte: Mitarbeiter haben angerufen, im Nautiland sind gerade großflächig Fliesen von der Wand gefallen", erinnert sich Konrad im Pressegespräch.
Der Neubau hat 34 Millionen Euro gekostet
Auf die erste Nachfrage, ob jemand zu schaden gekommen sei, kann Makulik eine beruhigende Antwort geben: Nein - just in dem Moment, in dem die Fliesen von der Wand kamen, saß niemand auf der Bank direkt darunter. "Da hatten wir ein Riesenglück", sagt Makulik. "Es war reiner Zufall, dass da gerade niemand saß und das Bad an diesem Abend - vielleicht auch wegen des Schneechaos auf den Straßen - eher mäßig besucht war."
Kurze Zeit später treffen er und der Geschäftsführer am Schwimmbad ein. Nicht ganz zweieinhalb Jahre sind zu diesem Zeitpunkt seit der Wiedereröffnung vergangen, 34 Millionen Euro hat der jahrelang heiß diskutierte Neubau gekostet. "Wenn man die Lockdowns abzieht, hatte das Nautiland bislang netto vielleicht ein halbes Jahr auf", sagt Konrad. "Es kann doch nicht sein, dass nach nicht mal drei Jahren die Fliesen von der Wand fliegen."
Das Hallenbad wird zunächst geschlossen
Vor Ort begutachten Konrad und Makulik den Schaden: "Man hat seitlich hinter die Fliesen schauen können", beschreibt Konrad die Hohlräume, die hinter den herabgefallenen Fliesen zu sehen sind. Noch am gleichen Abend informiert er den externen Gewährleistungsüberwacher, der von der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs GmbH (WVV) für das Projekt eingesetzt wurde. Dessen Aufgabe ist es, sich um Abwicklungen rund um Schäden am Bau zu kümmern, die in der fünfjährigen Gewährleistungsfrist auftreten. Gleichzeitig wird außerdem ein Gerüstbauer beauftragt, der am Tag darauf die Stirnseite des Bades abschirmt. Das Hallenbad wird zunächst geschlossen.
Drei Tage später, am Montag, dem 4. April, kommen Mitarbeiter der internen Bauabteilung der WVV ins Nautiland. "Die haben sich nur die Wand angeschaut, an der die Fliesen runter kamen und keine der anderen Wände", sagt Konrad. "Unsere Leute haben auch keine Empfehlung ausgesprochen", so der Geschäftsführer weiter auf die Frage, ob die Mitarbeiter klären konnten, ob das Bad wieder öffnen kann. Auch darüber, was mit den anderen Wänden - an denen die exakt gleichen Fliesen von der selben Firma verlegt wurden - passieren muss, hätten die WVV-Mitarbeiter nichts sagen können, so Konrad. An diesem Tag fallen weitere Fliesen von der Wand an der Stirnseite.
Überraschungsbesuch: Der Fliesenleger steht mit zwei Kollegen und einem Container vor der Türe
Am Tag darauf, Dienstag, dem 5. April, stattet ein Überraschungsgast dem Nautiland einen Besuch ab: Der Fliesenleger, der die Fliesen einst in der Bauphase gelegt hatte, steht mit zwei Kollegen und einem Container vor der Tür. "Wir haben den nicht beauftragt und wussten davon nichts", sagt Robert Konrad. "Der Fliesenleger kam auf Betreiben des für die Gewährleistungsüberwachung zuständigen Unternehmens. Zum Fliesenleger selbst hatten und haben wir keinen Kontakt."
Kurz hätte der Handwerker den Schaden begutachtet, dann lockere Fliesen herunter gebrochen, eine Schleifmaschine ausgepackt und begonnen, die Wand abzuschleifen. "Den haben wir gestoppt", sagt Makulik. Denn sowohl den Verantworlichen bei der WVV als auch dem Gewährleistungsüberwacher ist klar: Einfach neu fliesen, so wie es der Fliesenleger laut Konrad vorhatte, kann nicht die Lösung sein, es müsse auf ein Gutachten gewartet werden.
Eine knappe Woche nachdem die Fliesen runter kamen, beauftragt die WVV dann am Donnerstag, 7. April, einen auf Fliesen spezialisierten, externen Gutachter - und öffnet das Schwimmbad mit der abgesperrten Stirnseite am darauffolgenden Samstag, den 9. April, wieder. Die rund 80 Meter lange Längswand der Schwimmhalle, an der die gleichen Fliesen verlegt wurden, bleibt offen.
Mitte der darauffolgenden Woche, am Mittwoch, dem 13. April, besucht dann der Gutachter das Nautiland. Er prüft alle Fliesen im Gebäude - und verkündet eine Misere: "Er hat gesagt, dass er schätzt, dass 80 bis 90 Prozent der Fliesen an der Längswand ebenfalls locker sind", sagt Konrad. Der Apell des Gutachters war eindeutig: "Sie müssen was machen, dringend!", erinnert sich Konrad an dessen Aussage. Der Gerüstbauer wird erneut angefragt und sperrt nun auch die komplette Längsseite ab. Insgesamt rund 260 Quadratmeter Fliesen, 60 an der Stirnseite und 200 an der Längsseite der Schwimmhalle, sind damit mit Bauzäunen und Planen verhüllt, damit im Fall der Fälle auch keine Splitter von herabfallenden Fliesen die Badegäste verletzen können.
Wie und wann es im Nautiland weiter geht, ist aktuell noch nicht klar
Und nun? Der Stand hat sich seitdem nicht verändert, die WVV weiß nicht, wie es weiter geht. "Erst muss jetzt auch noch ein Gutachten für die Längswand erstellt werden", sagt Robert Konrad. Denn bislang gibt es das nur für die Stirnseite. Was genau Grund für die Ablösung der Fliesen war, könne Konrad selbst aus diesem "35-Seiten-Gutachten" nicht herauslesen. Auch sei ihm nicht bekannt, mit welcher Verlegetechnik - es gibt spezielle Techniken für Schwimmbäder - die Fliesen angebracht wurden.
Gerade, so Konrad, hänge das weitere Vorgehen am Gewährleistungsüberwacher - "und der ist seit mehreren Wochen im Krankenstand", so Konrad. Voraussichtlich in der ersten Juni-Woche werde dieser wieder im Dienst sein. Dann erst könne der Gewährleistungsüberwacher mit dem Fliesenleger und eventuell anderen beteiligten Handwerkern aushandeln, wer für den Schaden zur Kasse gebeten wird. "Wir gehen davon aus, dass wir den Schaden nicht werden tragen müssen", sagt Robert Konrad zuversichtlich.
WVV-Vorstand Konrad: "Billig wird das nicht"
Wie hoch die Kosten ausfallen werden, kann die WVV aktuell noch nicht abschätzen - "aber billig wird das nicht", so Konrad. Auch sei noch unklar, wie genau an der Längswand verfahren werden muss, inwiefern der Untergrund vorbereitet oder erneuert werden muss - und wie viel Zeit das in Anspruch nehmen wird. "Wir müssen also damit rechnen, dass es sich neben den Reparaturkosten auch um Einnahmenausfälle drehen wird", so der Geschäftsführer. "Eins ist klar: Während des laufenden Betriebs wird hier nicht gefliest werden können." Er rechne damit, dass der Badebereich des Nautilands einige Wochen schließen werden müssen, bis alle Wände wieder sicher seien.
"Besonders in den Pfingst- und Sommerferien wären die Einnahmeausfälle gravierend", sagt Konrad. Denn das Nautiland hat neben den Becken in der Halle auch weitere Becken im Außenbereich, inklusive einer großen Liegewiese, Spielplatz und Co. Aber dass so bald Bewegung in die Sache kommt, glaube er ohnehin nicht. "Das wird sich vermutlich noch Monate ziehen." Und so lange werden die Bauzäune den Badegästen erhalten bleiben.
Bei der Justiz sind jahrelang die Dächer nicht dicht, beim Theater explodieren die Kosten und im Schwibammd fallen nach kurzer Zeit die Fliesen von den Wänden.
Wieso kennen die meisten kleinenHäuslebauer solche Probleme nicht?
Und dabei fallen im öffentlichen Bereich noch horrende Planungs- und Architektenkosten an und zahlreiche "Experten" überwachen die Arbeiten.
Firmen, die sich mit sowas auskennen, und daher teurer sind, bleiben da in der Regel außen vor.
Ich kenne das aus dem Kommunikationsbereich: Da können sich Kommunikationsfirmen so richtig unlauter bereichern: Da gibt es eine öffentliche Ausschreibung, und jeder, der solvent genug ist, bietet mit, obwohl alle Beteiligten wissen, dass das für den Auftragsnehmer entweder ein heftiges Verlustgeschäft ist, das er nur aus Prestigegründen abschließt.
Der Staat als Kunde, ist wohl der übelste Kunde, den sich ein Unternehmen in seinen übelsten Albträumen vorstellen kann... Da kommt kein Unternehmen mit Gewinn raus!
Solange wir 10 Mrd Euro für den Irakkrieg, 20 Mrd Euro für Afghanistan und noch mehr für die Ukraine aufbringen können, geht es uns doch noch gut.
Deutschland schafft sich ab ...