
Es ist starker Tobak, den der Basketball-Bundesligist Würzburg Baskets am Freitagabend im Kurznachrichtendienst Twitter über sein Trainingszentrum in der Frankfurter Straße lesen musste:
Unter dem Klub-eigenen Tweet zur Knieverletzung von Center Philipp Hartwich kommentiert Lukas Robert, "Leiter Digitales" der Basketball-Fachzeitschrift BIG und ehemals Pressesprecher von Ligarivale Ludwigsburg, vermeintlich also ein Kenner der hiesigen Basketball-Szene, die Baskets-Hiobsbotschaft: Es soll, schreibt Robert, "Klubs geben, bei denen Wetten laufen, wann (und nicht ob) sich in Würzburg ein Spieler am Knie verletzt."
Und weiter: "Die Trainingshalle hat, vorsichtig gesagt, nicht den besten Ruf." Nähere Informationen – etwa Namen von Vereinen, bei denen die Halle angeblich in Verruf stehen soll, oder ob er sich je persönlich ein Bild vor Ort gemacht hat – machte Robert nicht.
Was ist dran an der Anschuldigung? Tatsache ist, dass sich in den vergangenen Jahren überdurchschnittlich viele Spieler in Würzburg am Knie verletzten. Justin Sears, Nicolas Carvacho oder William Buford rissen sich das Kreuzband, Brekkott Chapman erlitt eine Knorpelquetschung, Craig Moller riss die Kniescheibe ab.
Ehemalige Baskets-Spieler verwundert die Aussage über die Trainingshalle
Diese Saison erwischte es Kapitän Felix Hoffmann und eben zuletzt Philipp Hartwich am Knie. Doch gibt es wirklich einen kausalen Zusammenhang zwischen der Trainingshalle und den Knieverletzungen, wie es Roberts Äußerung suggeriert?
Nein kann die Antwort nur lauten, wenn man mit ein wenig Sorgfalt auch die Fakten würdigt. Denn die meisten der genannten Spieler hatten sich die Verletzungen in fremden Arenen oder während einer Liga-Partie in der tectake-Arena zugezogen. Ansonsten waren es "normale" Trainingsunfälle, wie auch Philipp Hartwich selbst in einem Antwort-Tweet schreibt: "Eine unglückliche Kollision kann in jeder Halle passieren."
Auch ehemalige Baskets-Spieler zeigten sich bei einer stichprobeartigen Umfrage dieser Redaktion verwundert über die Vorwürfe. "Ich bin ziemlich überrascht, das zu lesen. Mir ist so etwas noch nie zu Ohren gekommen", sagte Maurice Stuckey.
Der 32-Jährige, bei Ligarivale Crailsheim unter Vertrag, spielte und trainierte fünf Jahre bei den Baskets, hat seinen Wohnsitz weiter in Würzburg und hält sich die spielfreie Zeit im Sommer nach wie vor im Trainingszentrum fit. "Zu meiner Zeit gab es keine einzige schwere Knieverletzung. Ich kann nur Positives über die Halle berichten."
Baskets-Kapitän mit deutlichen Worten: absoluter Quatsch, einfach Blödsinn
Ähnlich reagierten auf Nachfrage die Ex-Baskets-Spieler Johannes Richter, Florian Koch ("Was ist denn an der Halle nicht gut?") und selbst NBA-Profi Maximilian Kleber. Der Würzburger hatte im Frühsommer einen Teil der Reha nach seiner Knöchelblessur in der Domstadt absolviert – und sich im Trainingszentrum der Baskets in Form gebracht. Per WhatsApp meldete sich Kleber aus Dallas mit einem knappen "Ne, les' ich zum ersten Mal", angeschrieben auf die vermeintlichen Probleme.
Am deutlichsten wird Baskets-Kapitän Hoffmann, der sich in der Saisonvorbereitung bei einem Zusammenprall mit einem Mitspieler das Knie verletzte und derzeit noch außer Gefecht ist. "Das ist alles absoluter Quatsch. Ich denke, dass wir mit eines der besten Trainingszentren in der BBL haben. Absehen vom Schlag auf mein Knie hatte ich noch nie etwas, obwohl ich schon mein ganzes Leben dort trainiere. Es gibt mehrere Spieler, die länger hier waren und nie etwas hatten. Sich jetzt so einen Scheiß aus der Luft zu greifen und dann publik zu machen, finde ich einfach Blödsinn."
Die Baskets-Verantwortlichen selbst wollten keine weiteren Stellungnahmen abgeben: "Zu den Vorwürfen hat Philipp Hartwich in seinem Tweet schon alles gesagt, was es dazu zu sagen gibt", teilte Pressesprecher Patrick Wötzel mit.
Lukas Robert hat unterdessen auf die Berichterstattung dieser Redaktion reagiert und seinen Tweet wieder gelöscht. Seine Aussage ließe "zu viel negativen und spekulativen Spielraum", schrieb er über den Kurznachrichtendienst Twitter. Tatsächlich sei die Halle "top", so Robert. Nur "die Meinungen über den Boden sind (zum Teil) unterschiedlich". Aber, räumte der Sportjournalist, abschließend ein: "Über Verletzungsgründe öffentlich zu spekulieren, ist falsch."
Hinweis der Redaktion: Der Artikel wurde nach der Veröffentlichung um den letzten Absatz ergänzt. (Mitarbeit: Thomas Brandstetter, Tim Eisenberger)