Fünf Spielzeiten, von 2012 bis 2014 und dann nochmal von 2015 bis 2018, trug Maurice "Moe" Stuckey das Leibchen von Basketball-Bundesligist s.Oliver Würzburg – und entwickelte sich dank seiner energiegeladenen und teils spektakulären Spielweise zu einem der Publikumslieblinge und Identifikationsfiguren des Klubs. Umso überraschender war sein Abschied im Sommer 2018. Trotz eines noch ein Jahr gültigen Vertrags wechselte er nach Bamberg, wo der nun 30-Jährige bereits von 2009 bis 2012 gespielt und das Nachwuchsprogramm des neunfachen Meisters durchlaufen hatte. Seit Dezember 2019 geht der 1,87 Meter große Guard nun für die Hakro Merlins Crailsheim auf Korbjagd. Warum der Wechsel von Ober- ins hohenlohische Franken für den gebürtigen Augsburger die richtige Entscheidung war, warum in Crailsheim der sportliche Höhenflug des Vorjahres anhält und was ihn heute mehr denn je mit Würzburg verbindet, verrät Stuckey im Interview vor dem Gastspiel des Tabellenzweiten in Würzburg (Sonntag, 15 Uhr, s.Oliver Arena, live am MagentaSport für Abonnenten).
Maurice Stuckey: Läuft bei uns (lacht)! Nein, im Ernst. Ich denke, wir machen gerade einen richtig guten Job, ich sauge die laufende Saison so richtig auf. Die Jungs machen einfach Spaß, und es ist beeindruckend, wie schnell wir zueinandergefunden haben.
Stuckey: Genau, aber die Neuen haben den Stil unseres Coaches Tuomas Iisalo schnell angenommen. Wir ziehen hart und konsequent unser Spiel durch und lassen uns auch durch Rückschläge nicht beirren. Viele Partien haben wir zuletzt auch hintenraus gewonnen, weil wir wirklich superhart trainieren und es uns so leichter fällt, am Ende nochmal zehn Prozent zusätzlich abzurufen.
Stuckey: Ach, was andere so alles sagen, interessiert mich nicht wirklich. Für mich persönlich war es in Bamberg damals eine spezielle Situation, in der es für mich nicht mehr so gepasst hat, was vorkommen kann. Crailsheim stand damals schon auf einem Play-off-Platz, und in den ersten Gesprächen mit Tuomas habe ich gemerkt, dass das für beide Seiten ganz gut zusammenpassen kann. Sportlich und emotional war das damals und aus heutiger Sicht die richtige Entscheidung, weil ich einfach wieder aufs Feld und zocken wollte.
Stuckey: Ich sehe mich auch als Führungsspieler, als emotionaler Leader, als jemand, der den jungen Spielern und Neulingen hilft und Tipps gibt. Ich glaube, dass ich defensiv einen ganz guten Job mache. Im Angriff strauchle ich noch ein wenig, was vielleicht auch mit meinen schwankenden Spielzeiten zusammenhängt. Aber der Trainer vertraut mir, insofern ist das vollkommen okay. Und ich bin sicher, dass der Knoten auch offensiv noch platzen wird!
Stuckey: … stimmt das so nicht ganz mit Rückkehr, denn Würzburg ist ja inzwischen mein Lebensmittelpunkt. Meine Freundin Sabine und meine kleine Tochter Solea, die demnächst ein halbes Jahr alt wird, sind hier zuhause. Ich schaue, dass ich so oft es geht hier sein kann. Zuletzt war ich am Mittwoch (30. Dezember) in Würzburg, da hatten wir nach dem Ulm-Spiel tags zuvor trainingsfrei. Crailsheim ist ja nur knapp eine Stunde entfernt. Und natürlich hat das vor einem Jahr bei meinem Wechsel auch eine Rolle gespielt, dass ich mich nicht sechs Stunden in den Zug setzen muss, um meine Familie zu sehen. Das war mir extrem wichtig. Denn logischerweise haben sich die Prioritäten verschoben. Früher bist du in der Freizeit mit deinen Kumpels abgehangen oder hast Play-Station gezockt. Jetzt ist ein anderes Zeitmanagement gefragt, damit die Professionalität und der Fokus auf den Basketball nicht leidet.
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Stuckey: Ja, das war eine nette Truppe, unter anderem mit Brazzo Henneberger, Felix Hoffmann, Joe Richter, Max Ugrai oder Consti Ebert. Und ich darf mich da mittlerweile als Würzburger dazuzählen (lacht)! Ich hoffe, dass wir das dieses Jahr wiederholen können und uns Corona keinen Strich durch die Rechnung macht.
Stuckey: Wenn man den Tabellenstand betrachtet, ja. Wir haben einen guten Lauf und sind selbstbewusst, aber wir nehmen jeden Gegner ernst. Und Tuomas wird schon dafür sorgen, dass wir nicht nachlassen. Zumal sich die Würzburger zuletzt deutlich verbessert gezeigt haben, die Comebacks von Justin Sears, Brekkott Chapman und Alex King geben der Mannschaft spürbar mehr Stabilität.
Stuckey: Ausschließen sollte man nie etwas im Leben, das gilt auch für dieses Thema. Ich hätte auch nie gedacht, dass ich noch ein zweites Mal in Bamberg spielen werde oder Würzburg damals nochmal verlasse. Aber für derartige Planspiele ist es noch zu früh. Ich fühle mich in Crailsheim sehr wohl, der Klub ähnelt sehr den Baskets mit seinem familiären Umfeld. Was dann nächsten Sommer passiert, werden wir sehen. Aktuell genieße ich einfach die Erfolgswelle, auf der wir in Crailsheim reiten.