Bisher hat die neue Frauen-Fußballmannschaft der Kickers noch kein Spiel mit dem FWK-Emblem auf dem Trikot absolviert. Der Erfolg ist aber längst da. Durch den Saisonabbruch in der Regionalliga stiegen die Frauen des SC Würzburg-Heuchelhof, die ab der kommenden Saison als FC Würzburger Kickers auflaufen, als Tabellendritter in die Zweite Bundesliga auf. Gewissermaßen machten es die Frauen ihren männlichen Kollegen im neuen Verein vor. Der Aufstieg der FWK-Frauen stand schon vor dem der Männer fest. Gefeiert wurde dann gemeinsam.
Anders als bei vielen anderen Vereinen wurden am Dallenberg die Frauen nicht „vergessen“. Beim Eintrag ins Goldene Buch der Stadt war neben der Männer-Profi-Elf von Trainer Michael Schiele auch das Frauen-Team von Trainer Gernot Haubenthal wie selbstverständlich dabei, ebenso bei der kurz darauf folgenden internen Aufstiegsfeier unter dem Motto „White Party“ in der Flyeralarm Arena. Heinz Reinders, Finanzvorstand des neu gegründeten Vereins FC Würzburger Kickers - Frauen- und Mädchenfußball und engagierter Kämpfer für den Frauenfußball, kann seinen Stolz nicht verbergen, wenn er an die letzten Wochen zurückdenkt: „Wir haben schon jetzt ein richtiges Gefühl von Kickers-Familie.“
Vor Monaten war jedoch durchaus etwas Argwohn mit im Spiel, als es in die Gespräche um eine gemeinsame Zukunft mit den Kickers und Investor Flyeralarm (unter anderem Namenssponsor der Frauenbundesliga) ging. Aber recht bald will Reinders bemerkt haben: „Die meinen es wirklich ernst.“ Eine gewisse Gleichbehandlung und Augenhöhe zwischen den Frauen- und Männerteams sei Grundvoraussetzung gewesen. Die letzten Wochen bestätigten ihn und seine Ehefrau Gudrun in der Entscheidung, die Frauen des SC Würzburg-Heuchelhof zu Rothosen zu machen.
Dieser Schritt könnte zum Volltreffer werden. Finanziell ist man durch die breite Unterstützerbasis, die über die letzten Jahre aufgebaut worden ist, und jetzt zusätzlich durch das intensivere Engagement von Flyeralarm mindestens grundsolide aufgestellt. Für die kommenden vier bis fünf Jahre kalkuliert Heinz Reinders mit einer schwarzen Null. Der Sportpark Heuchelhof, der Heimspielstätte bleibt, wird gerade mit unter anderem einer neuen Zuschauertribüne für die Zweite Liga aufgemotzt. „Ein tolles Fußballfeeling“ erwartet Reinders dann dort, mit kalkulierten 150 bis 200 Zuschauern pro Partie.
Mit der immer professioneller werdenden Infrastruktur, mit einem neuen Kunstrasenplatz und einer LED-Flutlichtanlage, konnte der Klub schon bei der jüngsten Spielerrekrutierung punkten. Zehn neue Spielerinnen, überwiegend junge Talente, werden das Abenteuer Zweite Liga mitgehen. Nur drei Spielerinnen haben den Verein verlassen. Eine rundum erneuerte Mannschaft, mit gestanden Zweitliga-Spielerinnen, ermöglicht durch Flyeralarm-Geld, wird es nicht geben. Der Stamm der Mannschaft, der zweimal in Folge aufstieg, bleibt bestehen. Bezahlte Spielerinnen gibt es auch eine Klasse höher keine. „Wir sind die jungen Wilden“, betont Reinders.
Das ist nicht nur das sportliche Motto der letzten Jahre, es ist auch das für die Zukunft. „Wir wollen uns als Ausbildungsverein einen Namen machen“, fügt er an. Das Projekt, das laut den Machern irgendwann eine Eigendynamik entwickelt hat, möchte seinen Ursprung und seine Prinzipien, zehn Jahre nach dem Start mit der Gründung einer Mädchenmannschaft beim SC Heuchelhof, auch unter dem Dach der Kickers nicht über Bord werfen. „Wir machen immer alles etwas anders. Wir glauben an die Sache“, erklärt Reinders. 2018 bekamen die Heuchelhofer durch die aufgelöste Frauen-Fußballabteilung des ETSV Würzburg weiteren Zuwachs. „Wir wollen den Mädchen- und Frauenfußball noch populärer machen und zu einem Hotspot in der Region werden“, kündigt Reinders an. Fünf Jugendteams mit über 100 Mädchen stellt sein Verein in der kommenden Saison, dazu noch die 2. Mannschaft in der Bezirksoberliga.
Vorstand Gudrun Reinders berichtet von einem großen Zulauf in der letzten Zeit, auch begünstigt durch den Wechsel zu den Kickers: „Die Eltern sehen das Potenzial bei uns im Verein.“ Als strahlender Leuchtturm wird die erste Mannschaft in der Zweiten Bundesliga fungieren. „Wenn alles gut läuft, werden wir mit dem Abstieg nichts zu tun haben“, hofft Reinders. Coach Haubenthal, ein im Frauenfußball erfahrener Mann, mit einem ausgewiesenen Händchen für Talente, soll die Mannschaft in der neuen Liga schnell auf Kurs bringen.
Ein schlechter Start wäre fatal in diese Saison mit erschwertem Abstiegskampf. Die seit 2018 eingleisige Zweite Liga wird coronabedingt für die nächsten zwei Jahre übergangsweise wieder in eine Nord- und Südstaffel aufgeteilt mit je neun beziehungsweise zehn Mannschaften, bei drei beziehungsweise vier Absteigern – je nach Staffelgröße. Die genaue Einteilung der Gruppen steht noch aus. Ab 3. Oktober soll es planmäßig in der Liga losgehen, eine Woche zuvor steht bereits die erste Runde im DFB-Pokal an. Seit letzter Woche befindet sich die Haubenthal-Elf offiziell in der Vorbereitung.
Neuzugänge: Laura Eisler (FC Wertheim-Eichel), Celia Kirbach, Luisa Scheidel, Sophia Klärle (alle TSV Crailsheim), Jule Dickmeis (1. FC Schweinfurt 05), Jeanette Harttung (SC Eltersdorf), Hanna Johann (1. FC Nürnberg), Marsia Gath (SV Frensdorf), Christina Neufeld, Victoria Maidhof (beide Eintracht Frankfurt). Abgänge: Lorina Romeis (USA), Maria Füller (pausiert), Milena Eckert (Ziel unbekannt).