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Fußball: Dritte Liga
Würzburger Kickers steigen auf: Der Wahnsinn am Dallenberg
Sebastian Schuppan steht beweist in der Nachspielzeit unglaubliche Nervenstärke. Nach seinem Elfmetertreffer brechen alle Dämme.
Parkplatzparty vor dem Stadiontor. Fabio Kaufmann gibt den Anheizer.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Parkplatzparty vor dem Stadiontor. Fabio Kaufmann gibt den Anheizer.
Frank Kranewitter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:52 Uhr

Es war der blanke Wahnsinn! Mehr Showdown geht nicht. Als Sebastian Schuppan in der dritten Minute der Nachspielzeit sich den Ball schnappte und ihn auf den Elfmeterpunkt legte, war klar: dies ist der entscheidende Schuss der Saison. Das Spiel im Münchner Stadion an der Grünwalder Straße war schon rum. 2:0 hatte der FC Ingolstadt bei 1860 München gewonnen, wäre, wenn denn in Würzburg Schluss gewesen wäre an den Würzburger Kickers in der Tabelle vorbeigezogen. Die Rothosen brauchten diesen einen Punkt gegen den Halleschen FC. 1:2 stand es, in einer Begegnung, in der die Kickers die Beine zu schlottern schienen. "Es war ein Kackspiel von uns", stellte Schuppan später fest.

Alles egal in diesem Moment, als Schuppan Anlauf nahm. Schiedsrichter Martin Petersen (Stuttgart) hatte zuvor auf den Punkt gezeigt, weil ein von Robert Herrman in den Strafstoß getretener Freistoß  Halles Julian Guttau an den Oberarm geprallt war. Zwei Chancen hatten die Kickers, den Sack zuzumachen, den Aufstieg in die Zweite Fußball-Bundesliga perfekt zu machen. Die erste hatten sie beim 1:5 bei Viktoria Köln am Mittwoch kläglich vergeben. Und jetzt drohte die nächste Pleite. Bis Schuppan kam.

Schuss ins Glück: Sebstian Schuppan trifft aus elf Metern zum 2:2.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Schuss ins Glück: Sebstian Schuppan trifft aus elf Metern zum 2:2.

Den Mut muss man haben, sich den Ball zu schnappen. "Es war klar, dass ich schieße", erzählte Schuppan später: "Ich habe bisher immer entweder nach links oder in die Mitte geschossen. Da habe ich mir gedacht, ich schieße jetzt mal nach rechts", berichtete Schuppan über seine Gedankengänge im entscheidenden Moment für den Kickers-Aufstieg. Als der Ball dann im Netz einschlug, brachen alle Dämme. 

Ja, die Zuschauer sind weiterhin ausgesperrt. Die Emotionen, die Gefühle explodierten trotzdem. Alle, wirklich alle Rothosen, samt derer, die gar nicht zum Kader gehörten, stürmten von der Tribüne aufs Feld. Ein Menschenknäuel begrub Schuppan. Der 33-Jährige ist nun zum fünften Mal in seiner Karriere aufgestiegen, einmal sogar in Liga eins (mit Cottbus) und nun bereits zum vierten Mal in die zweite Bundesliga (Paderborn, Dresden, Bielefeld, Würzburg). Es dürfte der letzte Torschuss in Schuppans Karriere gewesen sein. "Was soll jetzt noch kommen", sagte er selbst.

Zuerst aber wollte der 33-Jährige nun erst einmal feiern. Denn dieser Aufstieg mit den Rothosen als Kapitän, der sei auch für ihn etwas ganz besonderes: "Sonst war es unser klarer Auftritt aufzusteigen." Diesmal aber war es eine andere Sache. Die Kickers waren als Außenseiter in die Saison gestartet. Während der Zwangspause wegen der Corona-Pandemie, da machte sich bei den Rothosen aber ein Gefühl breit. Wenn es wieder los geht, dann können wir es tatsächlich noch schaffen. Und es klappte. In neun Geisterspielen schossen die Kickers hoch von Platz elf auf Rang zwei.

Nach Sebastian Schuppans Treffer brechen alle Dämme.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Nach Sebastian Schuppans Treffer brechen alle Dämme.

"Es war eine Mentalitätsleistung", stellte Daniel Sauer fest: "Der Zusammenhalt im Verein war der Schlüssel. Anders ist es nicht zu erklären, dass wir mit diesen Voraussetzungen in dieser Liga aufsteigen." Als er das sagte, standen unten auf dem Parkplatz am Dallenberg ein paar Hundert Fans und ließen die Mannschaft, die sich auf der Stadiontreppe hinter der Gegengerade versammelt hatte, hochleben. Und einen Mann feierten die Menschen besonders: Trainer Michael Schiele, den Aufstiegsmacher. "Heute Abend nicht", sagte Sauer auf die Frage, ob die Frage, wann denn nun festgelegt werde, wer in er kommenden Saison als Cheftrainer bei den Kickers wirkt.

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Felix Magath, der womöglich entscheidende Mann in dieser Frage, schickte - zusammen mit seinem Assistenten Christian Ortlepp - per WhatsApp einen Glückwunsch. Beide präsentierten das offizielle Aufstiegs-T-Shirt. Vor Ort war der Fußball-Chef von Investor Flyeralarm nicht. Er schickte die Grüße aus Österreich, wo der FC Flyeralarm Admira Wacker Mödling sich durch in 0:0 bei er WSG Tirol den Klassenerhalt in der Bundesliga sicherte. "Natürlich hat der Felix einen Anteil an diesem Erfolg", so Sauer: "Wer so viel Erfahrung und Kompetenz in einen Verein hereinbringt, der hilft natürlich. Es ist immer ein qualitativ hochwertiger Austausch mit ihm." Seit Januar ist Magath bei Kickers-Investor tätig. Seitdem liegt auch die Vertragsverlängerung mit Schiele auf Eis.

Michael Schiele, das Feierbiest! Der Kickers-Trainer lässt die Korken knallen.
Foto: foto2press/Frank Scheuring | Michael Schiele, das Feierbiest! Der Kickers-Trainer lässt die Korken knallen.

Doch nicht nur sportlich müssen nun Entscheidungen fallen. Mit Judith Jörg (CSU) und Martin Heilig (Grüne) waren gleich zwei Würzburger Bürgermeister unter den Zuschauern. In der Stadionfrage müssen die Kickers nun Gas geben. Für die kommende Saison fehle es aber nur an ein paar Kleinigkeiten, um die Genehmigung für Zweitliga-Spiele am Dallenberg zu bekommen, so Sauer: "Aber es ist extrem entscheidend, dass wir mit dem Stadionprojekt voran kommen und da zählt nur Schwarz auf Weiß. Da brauchen wir Nachweise."

An diesem Samstagabend aber zählte ganz anderes. Da wurde erst einmal gefeiert. Nach sechs englischen Wochen startete nun der Party-Marathon. Als sich dann so langsam die Dämmerung über den Dallenberg legte, wurde es noch einmal richtig emotional. Das gesamte Team hatte sich auf dem Feld versammelt. Über die Video-Leinwand lief ein Video mit Bildern aus Schuppans Karriere und Grüßen von alten Weggefährten. Es war, das war nun offiziell, das letzte Spiel seiner Karriere. "Ich hätte jetzt geheult, wenn ich heute nicht schon eine halbe Stunde geweint hätte." Es waren Freudentänen. So kann man eine Laufbahn beenden.

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  • J. G.
    Das letzte Spiel hatte es in sich, herzlichen Glückwunsch. Hoffentlich kann nun Trainer Schiele bleiben. Auf was warten die eigentlich noch? Wäre echt die Crux, wenn er gehen würde. Ein neues Stadion wäre aber trotzdem gut, sonst ist immer wieder Ärger wg. den Anwohnern vorprogrammiert. Na ja, Abstand sieht beim Feiern irgendwie anders aus. Aber auf der Alten Mainbrücke gab es ja am Freitag diesbezüglich hochrangige Vorbilder zwinkern
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  • B. B.
    Herzlichen Glückwunsch an die Kickers! Aber denkt "beim nächsten Mal"auch ein bischen an die "älteren" Anhänger, denn nach diesem Krimi gegen Halle waren doch "ein paar Beruhigungstropfen" bitter nötig!
    Jetzt warten alle Kickers-Anhänger noch auf die Entscheidung von Oberguru F: M. Diese Entscheidung ist kinderleicht und kann eigentlich nur pro "Schiele" ausfallen!!! Ansonsten sollten die Herren Fischer und Sauer diesen Herrn für immer nach Österreich "abschieben"! Es gibt dort doch den Spruch !"To Felix Austria"! Also Herr F.M. bekommt hier schon aufgezeigt, wo er hin gehört?! Falls Herr Schiele keinen neuen Vertrag bekommt, sage ich eindeutig: "Herr Fischer geben Sie Ihr Geld für sinnvollere Dinge als für "ahnungslose Experten" aus!
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  • G. K.
    @steigerwälder irgendwann sollte man wieder zur Normalität zurückkommen. Schön das die Leute ihren Emotionen freien Lauf lassen konnten.
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  • P. H.
    Scheinbar gibt es doch noch einen " Fußballgott ".

    Wer so eine tolle Rückrunde hinlegt, hat es auch verdient in die 2. Bundesliga auf zu-
    steigen. Der Trainer hat aus unbekannten jungen Spieler eine Mannschaft, nein eine
    verschworene Truppe geformt, wo jeder für den anderen gekämpft hat. Das zum Finale die Nerven wackeln ist mehr als verständlich, sind auch nur Menschen und keine Roboter.
    Der emotionale Überraschungsabschied für den Kapitän " S c h u p p i " Schuppan zeigte was für ein toller Geist am Dalle herrscht.
    Jetzt freuen wir uns alle auf ein hoffentlich erfolgreiches 2. Bundesliga -Jahr, mit so vielen ex 1. Liga Vereine und das wir wieder in die Flyeralarm - Arena können.
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  • H. A.
    @ede666
    Mit verdienen ist so nicht ganz richtig, mit ganz viel Glück und Dusel hat man den direkten Aufstieg geschafft. Die letzten beiden Spiele waren alles andere als Aufstiegswürdig, hier man wohl mehr Angst als Vaterlandsliebe gehabt denn eigentlich war alles schon in trocken Tüchern. Zittern bis zur letzten Minute am letzten Spieltag war so mit Sicherheit nicht vorgesehen. Wenn die in der 2.Liga wieder so Zitterspiele abliefern, werden sie sich nicht lange dort halten.
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  • E. H.
    Von Glück und Dusel kann man wohl nicht sprechen wenn man sich die beiden Gegentore anschaut. Das waren schon eher Eigentore der besonderen Art und als die Kickers gleich nach der Halbzeit auf den 2. Treffer aus waren der nächste Nackenschlag,
    das eine Mannschaft schon mal aus der Bahn werfen, wenn solche Geschenke gemacht werden. Ich lege mich mal fest, ohne diese beiden mentalen Aussetzer hätten die Kickers die Partie gewonnen und würden sich Meister der 3. Liga nennen können!
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  • J. Z.
    Falls Sie es nicht wissen. So eine 3. Liga Saison hat 38 Spiele und nicht nur 2 Spiele. Die Kickers haben auf dieser langen Strecke einer Saison schönen Offensivfussball gespielt und reichlich Punkte und Siege eingesammelt. So viele, dass man völlig verdient am Ende auf Platz 2 gelandet ist.

    So ist das übrigens immer im Fussball. Am Ende der Saison werden die Punkte aller Spiele gezählt und nicht nur von einigen Spielen.
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Herzlichen Glückwunsch zum Aufstieg! Super Leistung!
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  • I. E.
    Wenn Adrenalin und Alkohol regieren, setzt das Hirn aus!
    Genau das ist passiert, was jeder befürchtet und warum Bars, Clubs, Disco etc. noch geschlossen haben!
    Corona und Abstand sind vergessen!
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  • T. N.
    Steigerwälder das stimmt. Aber der Abstand ist auch woanders schon vergessen.
    Covid 19 auch. Man macht sich halt die Welt wie es einem gefällt.
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  • E. H.
    Nicht vergessen sollte wir diesen Forumteilnehmern, die jetzt besonders leiden werden! Die, die von einer zusammengekauften Söldnertruppe schwadronierten, deren Weg direkt in die Regionalliga, wenn nicht noch tiefer enden wird. Warum ein neues Stadion, wenn das alte für die Bayernliga schon nicht mehr gefüllt werden kann. Die List der Schmähungen könnte ganze Seiten füllen. Diesen ,,Freunden" der Kickers gilt jetzt mein ganzes Mitgefühl!
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  • M. B.
    @euroknacki:
    da kann ich mich nur anschliessen und werde nimmer müde, allen Ungünstlern, Neidern, Schlechtrednern, Oberschlaumeiern mainauf mainab mein tiefes Mitgefühl auszudrücken ! Ihr müsst jetzt Wochen, wenn nicht gar Monate warten, um den FWK und uns supporter zu beschimpfen !! ABER: die Zeit wird kommen und dann könnt Ihr wieder loslegen. Überlegt Euch bis dahin schon mal, was es noch so alles zu kritisieren gibt und welch schlechte Wünsche man den Kickers in der kommenden Saison mit auf den Weg geben kann.
    In diesem Sinne: NUR DER FWK !
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  • W. K.
    Glückwunsch den Kickers zum Aufstieg.

    Aber ob man Würzburg nach Ansicht des ersten Bildes nicht auch noch zum neuen Corona-Hotspot gratulieren muss???
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  • Veraltete Benutzerkennung
    Glückwunsch !!!!!
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  • G. K.
    Danke Michael Schiele und Co was ihr da geschaffen habt.
    Aber in den Trupel sollte man Michael Schlagbauer und sein Team welches für uns vor Jahren den Weg geebnet hat nicht vergessen. Schlagi du hast damals gesagt: entweder ich mach den Schalter aus oder ich bring Kickers wieder hoch. Klar war nie in deinen Kopf das wir 3 oder 2 Liga spielen werden
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  • V. C.
    ...Stadion... jetzt doch ein aktuelles Thema... im engen WÜ nur Gegner, die klagenden unmittelbaren Nachbarn am Dallenberg, die Bürgerinitiative um Christiane Kerner am Heuchelhof... der Mainfrankenpark wird als einzige endgültige Lösung bleiben...
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  • E. H.
    Glückwunsch an die Würzburger Kickers die sogar nur ganz knapp an der Meisterschaft vorbei geschlittert sind, mit ihren tollen Trainer Michael Schiele und seinen Trainerteam! Die Vertragsverlängerung ist wohl nur noch Vormsache. Felix Magath muss nun für die nötige Verstärkung in allen Bereichen sorgen, denn ist wird wieder einen großen Umbruch geben müssen, um die Klasse diesmal zu halten!
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