Im letzten Heimspiel des Jahres mussten die Würzburger Kickers noch einmal Schwerstarbeit verrichten. Nach dem mühsam erkämpften 2:0 (0:0) gegen den FV Illertissen steht so gut wie fest: Die Rothosen gehen unabhängig von den Ergebnissen der Konkurrenz und möglichen Nachholspielen als Tabellenführer der Fußball-Regionalliga Bayern in die Winterpause.
Die Würzburger Kickers hatten am Jahrestag ihrer Gründung am Freitagabend etwas klarzustellen. Ein einziges Heimspiel hatte der am 17. November 1907 gegründete Klub im 116. Jahr seines Bestehens verloren: im Toto-Pokal-Halbfinale der vergangenen Saison gegen den FV Illertissen. Die Erinnerung an das 0:2 aus dem Frühjahr ist auch ein maßgeblicher Grund dafür, dass die bayerischen Schwaben am Dallenberg gemeinhin als eine Art Angstgegner angesehen werden, auch wenn es im Hinspiel einen eher glücklichen 3:2-Sieg für die Rothosen gab.
Dass sich der FV Illertissen bestens darauf versteht, vermeintliche Favoriten zu ärgern, zeigt der Klub heuer vor allem und einmal wieder im Pokal-Wettbewerb, wo der Titelverteidiger ebenso wie die Kickers bereits das Halbfinale erreicht hat. In der Regionalliga freilich hinkt der FV, der sich im Sommer durchaus ambitioniert verstärkt hat, jedoch den eigenen Ansprüchen hinterher.
Illertissen fühlt sich wohl in der Rolle als Spielverderber
Am Freitagabend aber schienen sich die Gäste in ihrer Rolle als Spielverderber mal wieder pudelwohl zu fühlen. Illertissen tat das, was man erwarten konnte. Die Mannschaft von Trainer Holger Bachthaler verrammelte vielbeinig das eigene Tor, stellte sich den Bemühungen der Kickers mit kluger Raumaufteilung entgegen und lauerte mit Ex-Kickers-Angreifer Franz Helmer als Sturmspitze auf Konter.
Eine Herangehensweise, die die Kickers auf eine harte Geduldsprobe stellte. Denn die Rothosen waren schon in Halbzeit eins das deutlich überlegene Team, hatten ein großes Plus an Ballbesitz, taten sich aber schwer, zu Torchancen zu kommen. Die beste Gelegenheit hatte Saliou Sané, als er kurz vor dem Pausenpfiff aus halblinker Position im Fallen ans Außennetz des Gäste-Tores traf. Und Illertissen? Die Gäste deuteten zwar mehrfach ihre Gefährlichkeit bei Kontern an, mehr aber auch nicht. So blieb es 45 Minuten lang bei einem steten Belauern, ohne allzu viel Aufregung vor den Toren.
Wildersinn baut sein Team auf mehreren Positionen um
Kickers-Trainer Marco Wildersinn hatte sein Team umbauen müssen. Für den nach fünf Gelben Karten gesperrten Mittelfeld-Freigeist Iva Franjic hatte er Fabian Wessig in offensiver Mittelfeldrolle aufgeboten. Für den Neuzugang vom FC Augsburg II war es der erste Startelfeinsatz seit August, als er am siebten Spieltag beim 1:1 gegen Viktoria Aschaffenburg von Beginn an ran durfte. Auch die Flügelpositionen hatte Wildersinn mit Benyas Junge-Abiol für Benjika Caciel auf rechts und Pascal Moll für Dardan Karimani auf links neu besetzt.
Letztlich konnte er aber mit den vorgenommenen Veränderungen nicht zufrieden sein. Denn auch zu Beginn des zweiten Spielabschnitts spielten die Kickers zwar oft um den Illertissener Strafraum herum, aber selten gefährlich hinein. Und so mussten sich die Würzburger bei ihrem Torhüter Vincent Friedsam bedanken, dass sie in der 58. Minute nicht in Rückstand lagen. Am Ende eines mustergültigen Konters stand FVI-Akteur Yannick Glessing plötzlich frei vorm Kickers-Tor, legte sich den Ball einen Tick zu weit vor und scheiterte an Friedsam, der ganz cool blieb, sich breit machte und den Versuch parierte.
Eckball, Kopfball, Aluminium, Tor
Die Partie blieb für die Rothosen auch eine komplizierte Angelegenheit, nachdem Wildersinn zwei seiner Änderungen zurückgedreht hatte und die zuletzt gesetzten Caciel und Karimani wieder aufs Feld schickte. Die Kickers suchten nach den Lücken im Defensiververbund der Gäste, wurden aber nicht fündig. Und so machte sich nach einer guten Stunde schon so etwas wie Unruhe breit unter dem Tribünendach. Sollten die Rothosen tatsächlich zum zweiten Mal in dieser Saison nach dem Auftakt-0:0 gegen den FC Memmingen ohne eigenes Tor bleiben? Nein!
Es war eine Standardsituation, die den Kickers die Erlösung brachte. Als in der 81. Minute ein Eckball in die Mitte segelte, war es Kapitän Peter Kurzweg, der am höchsten sprang. Sein wuchtiger Kopfball prallte an das Gestänge des Gäste-Tores. Danach war Routinier Daniel Hägele hellwach, stürzte sich ins Getümmel vor dem Kasten und drückte den Ball aus kurzer Distanz zum 1:0 für die Kickers über die Linie.
Endgültig im Sack waren die drei Punkte, als in die Illertissener Drangphase in der Nachspielzeit hinein Saliou Sané einen Konter zum 2:0 vollendete und den Dallenberg unter dem Jubel der Fans für einen Moment beben ließ.
Fußball, Regionalliga Bayern, Männer
Würzburger Kickers – FV Illertissen 2:0 (0:0)
Würzburg: Friedsam – Montcheu (66. Hemmerich), Wegmann, Hägele, Kurzweg – Wessig (71. Kraus), Zaiser (87. Scholz), Meisel – Junge-Abiol (60. Caciel), Sané, Moll (60. Karimani).
Illertissen: Thiel – Omore (66. Held), Neuberger, Jeck – Pudic, Zeller, Mannhardt (71. Gabriele), Kircicek (71. Kilic), Fundel – Glessig, Helmer.
Schiedsrichter: Thomas Stein (Homburg).
Zuschauende: 2339.
Tore: 1:0 Daniel Hägele (81.), 2:0 Saliou Sané (90.+6).