Es ist der fränkische Klassiker: FC Würzburger Kickers gegen FC 05 Schweinfurt. In der Fußball-Regionalliga Bayern könnte es allerdings, einen Aufstieg des designierten Meisters Kickers vorausgesetzt, fürs Erste das letzte Aufeinandertreffen sein. Für einige Nullfünfer sowieso. Mit einer stimmungsvollen Kulisse darf am Freitagabend (19 Uhr, Akon Arena) trotz winterlicher Temperaturen und Regens gerechnet werden: Die Haupttribüne ist mit gut 2000 Sitzplätzen ausverkauft, aus Schweinfurt wird mit rund 600 Fans gerechnet.
Auf dem Papier sind die Rollen genauso klar verteilt wie bei den Kickers-Siegen vor ziemlich genau einem Jahr am Dallenberg (3:1) und in der Hinrunde im Sachs-Stadion (2:0). Lehren ziehen will 05-Trainer Marc Reitmaier weniger aus dem Spiel der vergangenen Saison ("das war ja eine ganz andere Mannschaft"), sondern vielmehr aus dem Derby im Oktober, wo man bei Standardsituationen nicht aufmerksam genug war: Dem 0:1 war ein Freistoß, dem 0:2 ein Eckball vorangegangen.
Und: Vor dem Tor waren die Schweinfurter nicht so effektiv wie in vielen Spielen zuvor in der Hinrunde, als sie als Außenseiter die wenigen Chancen, die sich ihnen geboten haben, eiskalt genutzt haben. Ein Manko, das sich im Frühjahr 2024 zuletzt wieder gehäuft hat. "Ohne diese Kaltschnäuzigkeit haben wie in der Liga kaum eine Chance, zu punkten", predigt Reitmaier immer wieder.
Letztes Derby für 05-Kapitän Lukas Billick
Und nimmt die Rolle, die seiner zuletzt viermal in Folge sieglosen und auf Platz zehn abgerutschten Mannschaft in Würzburg zu Teil wird, dankend an: "Wenn der absolut herausragende Tabellenführer zu Hause spielt, ist er haushoher Favorit. Unser Trumpf kann nur sein, sich ins dieses Spiel hineinzukämpfen. Dann rechnen wir uns auch etwas aus. Wenn wir das nicht schaffen, sind die Kickers zu stabil und werden das Spiel gewinnen." Dass die Kickers in Fürth ausgerechnet vor dem Derby erstmals in dieser Saison verloren haben, mag Reitmaier "nicht großartig werten. Aber: Die Wahrscheinlichkeit, dass Würzburg zweimal in Folge verliert, nach zuvor 33 ungeschlagenen Partien, ist gering."
Für Reitmaier, der zum Saisonende seinen Abschied verkündet hat, Kapitän Lukas Billick, der seine Karriere beendet, sowie möglicherweise auch Adam Jabiri, der im Sommer 40 wird, könnte es das letzte Derby sein. Das zweite im grünen Trikot wäre es erst für Taha Aksu, das erste gar für Kevin Frisorger, doch beide frühere Kickers-Spieler fehlen am Freitagabend: Flügelstürmer Aksu hat sich beim 0:2 gegen Illertissen am Knie verletzt, Verteidiger Frisorger sitzt letztmals seine Rot-Sperre aus dem Bayern-Spiel am Gründonnerstag ab.
Auch die Kickers beklagen einige Ausfälle
Ebenso verletzt passen müssen mit dem erst 18-jährigen und früheren Würzburger Nick Doktorczyk und Boris Nana Tonzi (Achillessehnenriss aus dem Bayern-Spiel) zwei Innenverteidiger. Die Abwehrkette steht mit Eduard Mahmuti, Billick (nach Gelb-Sperre zurück), Luka Trslic und Nils Piwernetz (nach Verletzungspause wieder fit) zwar, die Alternativen für einen Verletzungsfall sind jedoch ziemlich ausgedünnt. Mit Hans Anapak-Baka fällt wegen muskulärer Probleme zudem höchstwahrscheinlich ein Mittelfeldspieler aus.
Personell können sich die Schweinfurter und Würzburger weitgehend die Hand geben. Bei den Kickers fehlen Kapitän Peter Kurzweg, der Ex-05er Thomas Haas und Maximilian Zaiser, die bei der 1:3-Niederlage in Fürth allesamt ihre fünfte Gelbe Karte gesehen haben. Fragezeichen stehen hinter den angeschlagenen Dominik Meisel und Vincent Friedsam. Stammkeeper Friedsam zog sich im Ronhof eine Hüftprellung zu. FWK-Trainer Marco Wildersinn kommentierte nach dem Abschlusstraining mit Blick aufs Derby dessen Einsatzchancen: "Wenn er einen Ball fangen kann, kann er auch im Tor stehen." Soll heißen: unwahrscheinlich.