Erst war es laut im mit 3340 gut gefüllten Sachs-Sadion, gut 90 Minuten später, nach dem Anpfiff, allerdings nur noch im Gästeblock: Mit 6:3 (2:1) hatte der FC Bayern München II den FC 05 Schweinfurt besiegt - und das, auch wenn es lange nicht danach ausgeschaut hatte, letztendlich verdient. Denn die kleinen Bayern waren mit ihrer nun schon auf acht Punkte Vorsprung enteilten Teenie-Bande am Ball abgezockter als die aufopferungsvoll kämpfende, aber wenig effektive "Männer-Mannschaft" der Nullfünfer.
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"Ich würde nicht sagen, dass die Bayern die bessere Mannschaft als wir haben", versuchte 05-Kapitän und Torwart Luis Zwick seine Enttäuschung über das soeben Erlebte irgendwie allgemeinverträglich in Worte zu kleiden - um letztlich bei den nackten Zahlen hängen zu bleiben: "Der Unterschied war: Sie haben sechs Tore gemacht, wir nur drei. Es sind eben Nuancen, die solche Spitzenspiele entscheiden." Ein Spitzenspiel war das rassige Kräftemessen am Dienstagabend unter Flutlicht. Nur eines mit am Ende klarer Rollenverteilung zwischen Anführer und Verfolger. Was dem FC 05 Applaus von der Tribüne brachte, aber scharfe Worte aus dem Fanblock ("Buchbach ist vor uns. Buchbach!").
Kristian Böhnlein stark in seiner neuen Rolle
Dabei war es von der ersten Minute an eigentlich gut aufgegangen, das Konzept der Schweinfurter: Druck hochhalten, Härte zeigen und Torabschlüsse erzwingen - das Resultat war neben einer soliden Ballkontrolle ein klares Chancen-Plus. Doch weder Kevin Ferys 20-Meter-Schuss (4.), noch Kristian Böhnleins Kopfball (10.) fanden den Weg ins Tor - weil bei letzterem Versuch Bright Arrey-Mbi auf der Linie klärte. Dass Ex-Sechziger Böhnlein ungewohnt im offensiven Mittelfeld spielte, war auch eine geglückte Variante - der Routinier war in der ersten halben Stunde an den meisten Aktionen beteiligt.
Das Tor machten aber die anderen: Nach einem Stellungsfehler von Lukas Billick war Nemanja Motika frei, scheiterte erst noch am glänzend reagierenden Zwick und traf im Nachschuss abgeklärt zum 0:1 (18.). Was die Nullfünfer aber nur kurz beeindruckte. Daniel Adlung zielte nur knapp vorbei (28.). Dann jedoch fünf fatale, da unkonzentrierte Minuten der Gastgeber: Erst ließen sie Taylor Anthony Booth Raum, doch Zwick parierte exzellent (34.); dann geriet Ferys Rückpass zu kurz und Malik Leon Tillmann nutzte das Geschenk zum 0:2 (39.).
Bayern mit viel Tempo und hoher Präzision
Was den FC 05 wieder nicht schockte, sondern noch fuchsiger machte. Binnen weniger Sekunden scheiterten jedoch Adam Jabiri im Fallen sowie Meris Skenderovic per Seitfallzieher (beide 41.). Um eine knappe Minute später doch noch jubeln zu dürfen: Nach David Grözingers Rückpass von der Grundlinie stand Böhnlein goldrichtig und traf aus 16 Metern trocken zum 1:2-Anschlusstreffer (42.). Verdient allemal, denn in einer schnellen, actionreichen Partie stellten die Hausherren das aktivere Team. Dem freilich eine Bayern-Elf gegenüberstand, die körperliche Nachteile und mangelnde Erfahrung im Erwachsenen-Fußball wettmachte mit hohem Tempo beim Umschalten und beeindruckender Präzision am Ball.
Und beide Mannschaften unterhielten die stattliche Kulisse auch nach der Pause mit Offensivfußball und Leidenschaft. Zunächst erfolgsversprechender für die Schweinfurter, die dann jedoch eiskalt erwischt wurden. Gegen Motikas 20-Meter-Strich war kein Kraut gewachsen - 1:3 (59.). Und als derselbe Spieler mit seinem dritten Treffer an diesem Abend nur zwei Minuten später erneut erfolgreich war, lag der Deckel auf der lange engen Kiste. Und es schlich sich irgendwie eine bittere Erkenntnis ein: Wenn es trotz einer der besten Saisonleistungen eine solche Abfuhr gibt gegen einen Titel-Mitaspiranten, dann reicht es eben möglicherweise nicht zu mehr als der Rolle eines von mehreren Verfolgern.
Angehende Bundesligaspieler bezwingen Regionalliga Profis
An diesem Szenario änderte weder der 2:4-Anschlusstreffer des eingewechselten Amar Suljic (76.), noch die von FCB-Keeper Manuel Kainz vereitelte Großchance von Jabiri (80.) etwas. Denn: Obwohl sich der FC 05 in der Schlussviertelstunde wieder gefangen und in einem letzten Aufbäumen einige Tormöglichkeiten hatte, gelang es ihm nicht, die trotz ihrer Jugend souveräne Bayern-Reserve auszuhebeln. Das Duell zwischen den gestandenen Regionalliga-Profis und den angehenden Bundesliga-Profis ging letztlich klar an letztere. Die setzten durch den feinen Dropkick von Motika, der jetzt schon 13 Saisontreffer auf dem Konto hat, einen eleganten Höhepunkt (86.). Zwar konterte Jabiri noch zum 3:5 (90.), der feine Schlusspunkt war aber dem Münchner Eyüp Aydin gegönnt: mit einem tollen Freistoß in den Winkel zum 3:6 (90.+2).
es reicht halt wieder n i c h t
Super so, weiter machen