Da konnte Trainer Timo Rost noch so sehr versuchen, den Gegner klein zu reden: Am Ende hatte seine SpVgg Bayreuth den FC 05 Schweinfurt einfach nicht in den Griff bekommen. Auch wenn nicht so wuchtig wie in den Play-offs, gewannen die Nullfünfer verdient mit 3:0 (1:0) in Oberfranken. Damit vermied das Team von Tobias Strobl nicht nur einen Elf-Punkte-Rückstand, sie schaffte bei vorerst fünf Zählern minus den Sprung auf Platz vier – und den ersten Erfolg gegen Einen aus den Top Fünf. "Diesen Spirit müssen wir mitnehmen. Dann können wir etwas Großes starten", so Strobl, dem anzumerken war, dass "der große Rucksack, mit dem wir heute hier aufgelaufen sind", etwas leichter geworden ist.
"Wir haben zu wenig Mut, zu wenig Überzeugung gezeigt", hatte sein Kollege Rost auch bei seiner Elf Defizite gegenüber den Entscheidungsspielen im Sommer ausgemacht. "Eine Mannschaft, die aufsteigen will, muss mutiger auftreten. Die Niederlage hat nichts mit unserer Grundordnung zu tun, sondern mit der Einstellung." Ein Vorwurf, den sich der FC 05 in einigen Partien gegen weniger ambitionierte Teams gefallen lassen musste - und etliche billige Punktverluste und einen wachsenden Rückstand zur Grundlage hatte. "Dieser Sieg heute kann uns definitiv beflügeln", schrieb auch FC-05-Routinier Kristian Böhnlein dem Erfolg eine andere Bedeutung zu als den Siegen gegen vermeintlich schwächere Kontrahenten. "Aber nur, wenn wir die Leistung bestätigen können."
Systemumstellung und ein neuer Stürmer
Eine Leistung, die ihre Basis in einer sicheren Defensive hatte. In einer gegen den Ball Fünferkette, aus der nur bei sicherem Ballbesitz das Außenverteidiger-Duo Haas/Grözinger die Flügel bearbeitete. "Schweinfurt hatte anfangs die Hosen voll", bewertete Rost die Systemumstellung. "Wir haben damit die tiefen Läufe der Bayreuther entschärft" - bei Strobl hörte es sich irgendwie positiver an. Vielleicht auch aus Stolz über zwei geglückte Trainer-Kniffe. Der zweite: Kristian Böhnlein, der mal als Sechser in Schweinfurt angefangen hatte, dann ins offensive Mittelfeld vorgerückt ist und an diesem Samstagnachmittag vor 1785 Fans als Sturmpartner von Adam Jabiri aufgelaufen ist.
"Tim Kraus sollte mit seiner Giftigkeit von der Sechs weg spielen", erklärte der Ex-Bayreuther Böhnlein die eigene Beförderung nach vorn. "Wo ich mich wohlfühle, auch wenn es heute schwer war, die tiefen Wege zu suchen." Sein Coach war aber damit zufrieden, den 31-Jährigen "vorne zu parken. Mit seiner Coolness und Erfahrung." Der Entschluss war gereift, als unter der Woche Spielmacher Daniel Adlung (Wade) und Goalgetter Adam Jabiri auszufallen drohten. Es reifte der Gedanke, Böhnlein, dem Strobl das Spiel in der Heimat gönnen wollte, nicht nach hinten zu nehmen, sondern die Sechs mit Kraus zu besetzen, der sich im Training aufgedrängt hatte: "Unglaublich, was der Junge weggearbeitet hat", lobte Strobl den 21-Jährigen, der aus der Oberliga von Ingolstadt II gekommen war.
Kevin Ferys famoser Dosenöffner aus 25 Metern
Natürlich profitierten die Schweinfurter von einem Auftakt, wie sie ihn sich ausgemalt hatten. Sie bekamen schnell Zugriff aufs Spiel, hatten viel Ballkontrolle und schafften es, ihr Angriffsspiel in die Breite zu ziehen. Jubeln durften sie jedoch im Anschluss an einen ruhenden Ball. Nach einer abgeblockten Adlung-Ecke hielt Kevin Fery aus 25 Metern mit links drauf; wie an der Schnur gezogen rauschte der Ball zum 0:1 in den linken Giebel (11.). Böhnlein hätte ums Haar nachgelegt (20.).
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Es stellte sich nur die Frage: Wie lange würde der FC 05, bei dem Jabiri oft nach Außen auswich und mehr arbeitete als nur zu lauern, dieses hohe Tempo halten können. Fürwahr: Ein kleines bisschen ruderten die Nullfünfer zurück und Bayreuth kam durch lange Bälle auf seine vier Offensivkräfte zu Vorstößen. Und zu einer Großchance: Alexander Nollenberger sauste davon, versetzte Lamar Yarbrough und zwang aus 18 Metern 05-Schlussmann Luis Zwick zu einer Glanzparade (25.).
Joker Amar Suljic mit den entscheidenden Aktionen
Einer solchen bedurfte es auch nach einer knappen Stunde gegen Ivan Knezevic, der anschließend noch das Außennetz traf (58.). Ausdruck eines zu kippen drohenden Geschehens. Doch anders als in vielen Partien, in denen der FC 05 damit nicht umzugehen wusste, stemmte er sich nun mit aller Macht dagegen. Und hatte Glück: Der eingewechselte Amar Suljic passte von rechts, Jabiri ließ gewitzt durch und Adlung traf noch gewitzter via Innenpfosten ins lange Eck zum 0:2 (67.). Und diesmal warteten die Altstadt-Fans vergeblich auf die Bayreuth-typische Schluss-Gala. Stattdessen machten die Schweinfurter den Deckel drauf: Einen Jabiri-Diagonalpass verwertete Suljic eiskalt zum 0:3 (84.).
Die endgültige Bestätigung einer Entwicklung: "Seit dem Schalding-Spiel, ausdrücklich das Bayern-Spiel mit eingenommen, geht es in die richtige Richtung", so Strobl, der aber warnte, am Samstag in Illertissen ("immer eklig dort"), wo Nico Rinderkecht nach seiner fünften Gelben Karte fehlen wird, einen Selbstläufer zu erwarten.