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Fußball: Regionalliga Bayern
Ein Fußballfest ohne Happy End: Der FC 05 Schweinfurt verliert vor knapp 4000 Fans gegen abgezockte Bayern
Die Münchner zeigen sich beim 4:1-Sieg in den entscheidenden Momenten wacher und bestimmen das Tempo. Warum 05-Trainer Marc Reitmaier nicht von einem Rückschlag spricht.
Nicht drin: Während die Bayern-Spieler (von links) Lovro Zvonarek, Torhüter Tom Hülsmann und Luca Denk aufatmen, können die Schweinfurter Adrian Istrefi (Mitte) und Severo Sturm (rechts) die verpasste Chance zum 2:2-Ausgleich nicht fassen.
Foto: Frank Scheuring, foto2press | Nicht drin: Während die Bayern-Spieler (von links) Lovro Zvonarek, Torhüter Tom Hülsmann und Luca Denk aufatmen, können die Schweinfurter Adrian Istrefi (Mitte) und Severo Sturm (rechts) die verpasste Chance zum ...
Michi Bauer
 |  aktualisiert: 23.09.2023 03:00 Uhr

Nach saisonübergreifend elf Regionalliga-Heimspielen ohne Niederlage in Serie erwischte es den FC 05 Schweinfurt: Mit 1:4 (1:2) verlor die Mannschaft von Trainer Marc Reitmaier gegen den FC Bayern München II – am Ende verdient, jedoch um mindestens ein Tor zu hoch. "Wir hatten Phasen im Spiel, in denen wir kaltschnäuziger hätten sein müssen", ordnete er die keineswegs schwache Vorstellung gegen einen "Top-Gegner der Liga" realistisch ein.

Und wollte nichts hören von einem Rückschlag – gleichwohl es die erste Punktspiel-Niederlage der Saison mit mehr als einem Tor Differenz war. "Klar müssen wir uns neu sortieren. Aber die Mannschaft hat die charakterliche Stärke dazu. Es wird keinen Einbruch geben." Immerhin: Man bleibt als Sechster zehn Punkte von den Abstiegsrängen entfernt. Dass am nächsten Samstag mit Türkgücü München der aktuelle Tabellenvierte ins Sachs-Stadion kommt und so etwas wie die Mannschaft der Stunde, ist ihm freilich bewusst: "Das ist ein absoluter Meisterschaftsfavorit, den ich so vor der Runde nicht auf dem Zettel hatte."

Auf dem Zettel hätte vor der Runde beim FC 05 sicher keiner einen Sieg gegen die Bayern gehabt. Weswegen sich am insgesamt positiven Eindruck der Mannschaft grundlegend nichts geändert hat. Trotzdem zeigten die jungen Münchner den erfahreneren Schweinfurtern Grenzen auf. "Wir wissen, woher wir kommen", so Reitmaier. "Aber wir haben gemerkt, was passiert, wenn wir nicht an 100 Prozent herankommen. Wir waren in einigen Aktionen zu unsauber. Und dann wird es für uns nicht nur gegen Bayern München schwer." Gemeint hat er den leichtfertigen Umgang mit den wenigen, aber vorzüglichen Torgelegenheiten.

Die technisch versierten Münchner scheitern zweimal an der Latte

Erneut warten müssen auf eine Partie mit dem FC 05 hatte das Schiedsrichter-Gespann um Referee Elias Wörz. Am 28.Juli noch vergebens in Schalding, wo die Nullfünfer staubedingt nicht angekommen sind. Jetzt am Samstagnachmittag im Sachs-Stadion gegen die kleinen Bayern nur fünf Minuten – weil sich an den Kassenhäuschen lange Schlangen gebildet hatten. Das Warten hatte sich zumindest für die 3736 Zuschauenden gelohnt: Sie sahen ein taktisch anspruchsvolles Spiel mit Tempo und Torchancen.  

So fing der FC 05 durchaus mutig an, setzte durch Adrian Istrefi auch ein erstes Ausrufezeichen (14.). Deutlich gefährlicher waren die technisch hochgradig versierten Münchner. Als die Schweinfurter nach einer Ecke nicht entschlossen genug intervenierten, staubte Dion Berisha zum 0:1 ab (23.). Einen Schuss von Timo Kern lenkte 05-Keeper Lukas Wenzel an die Latte (31.). Die traf auch Lucas Fernando Copado (37.). 

Freude über Adam Jabiris vierten Saisontreffer währt nur kurz

Da stand es aber bereits 1:1-unentschieden: Denn nach feiner Rechtsflanke von Istrefi köpfte Adam Jabiri wunderbar in den Winkel (32.) – sein vierter Saisontreffer. Die Freude darüber währte nicht lange: Der Schweinfurter Rechtsverteidiger Marc Hänschke foulte den atemberaubende Haken schlagenden Lovro Zvonarek, den Elfer verwandelte Kern eiskalt zum 1:2 (40.). Jabiri (42.) und Istrefi (44.) verpassten den abermaligen Ausgleich nur kanpp.  "Da hätten wir kaltschnäuziger sein müssen", so Reitmaier. "Das haben die Bayern mit ihrer individuellen Klasse besser gemacht. Sie waren abgezockter. Haben in den richtigen Momenten Tempo reduziert."

Er meinte insbesondere die zweite Halbzeit, in der Taha Aksu an Bayern-Schlussmann Manuel Kainz, der zur Pause für den angeschlagenen Tom Hülsmann eingewechselt worden war, scheiterte (48.). Denn durch das Tempo-Taktieren der Gäste ging dem Spiel die energetische Note flöten – zu Gunsten der sehr jungen Münchner, die in einem rein fußballerischen Kräftemessen naturgemäß deutliche Vorteile hatten. 

Kurioses Tor bringt Bayern-Coach Holger Seitz zum Schmunzeln

Und diese gnadenlos ausspielten. Als Dominik N'gatie hinten links das Laufduell gegen Berisha verloren hatte, erzielte der gegen den auf eine Flanke wartenden Wenzel aus spitzem Winkel das 1:3 (79.) – allerdings aufgrund eines über den Fuß rutschenden Balls. Was FCB-Coach Holger Seitz mit frechem Schmunzeln bestätigte: "Ich würde mir wünschen, dass er den so gewollt hätte. Dann wäre es ein Weltklassetor gewesen." Verzückt war er trotzdem: "In allen Facetten, die der Fußball bietet, waren wir heute gut unterwegs. Das war ein Mentalitätssieg. Die Jungs sind geil und wollen zusammen marschieren." 

Der Versuch des FC 05, sich nach dem 1:3 nochmals aufzubäumen, fand dann ein promptes Ende: Einen Konter gegen die völlig blanke Schweinfurter Defensive vollendete Copado zum 1:4 (83.). Mindestens genauso ärgerlich aus Schweinfurter Sicht: Innenverteidiger Luca Trslic kassierte die fünfte Gelbe Karte und fehlt in einer Woche gegen Türkgücü.

Bayern- und 05-Trikot werden für ein krankes Mädchen versteigert

Nette Geste am Rande: Neben dem Trikot des FC 05 liegt dank spendabler Gäste auch ein Bayern-Trikot am Montag im Schweinfurter Online-Shop zum Ersteigern bereit. Der Reinerlös kommt zur Spendenaktion der Fans vom Spieltag dazu und geht an das schwer kranke Mädchen einer Familie aus der 05-Fanszene.  

Die Statistik des Spiels

Fußball, Regionalliga Bayern, Männer
FC 05 Schweinfurt – FC Bayern München II 1:4 (1:2)
Schweinfurt: Wenzel – Hänschke, Billick, Trslic, N'gatie (85. Mahmuti) – Fery (60. Feulner), Böhnlein – Aksu (81. Bozesan), Istrefi (60. Anapak), Sturm – Jabiri (85. Roetynck).
München: Hülsmann (46. Kainz) – Scholze, Wimmer, Denk, Perez Vinlöf (60. Manuba) – Dell'Erba, Zvonarek – Berisha (85. Pisano), Copado (88. Dettoni), Aitamer – Kern (74. Jonathans).
Schiedsrichter: Elias Wörz (TSV Friesenried). Zuschauende: 3736. Tore: 0:1 Dion Berisha (23.), 1:1 Adam Jabiri (32.), 1:2 Timo Kern (40., Foulelfmeter), 1:3 Dion Berisha (79.), 1:4 Lucas Fernando Copado (83.).
mib
 
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