Es läuft die 80. Minute im Sachs-Stadion: Der FC 05 Schweinfurt führt mit 2:0 gegen den TSV Buchbach – und wackelt in Unterzahl gerade etwas. Da wechselt Trainer Tobias Strobl seinen Torjäger Adam Jabiri aus und bringt mit Martin Thomann einen Spieler, der seit dem 12. Juni und damit seit fast auf den Tag genau fünf Monaten nicht mehr gespielt hat. Nach dem Relegations-Hinspiel gegen den TSV Havelse ist der 27-Jährige wegen einer komplizierten Muskelverletzung ausgefallen, die Prognosen für seine Rückkehr haben ins nächste Jahr gereicht. Plötzlich ist er wieder da – und bereitet sehenswert den Treffer von Amar Cekic zum 3:0-(2:0)-Endstand vor.
"Ein Comeback, das mich extrem freut", wusste Thomann gar nicht recht, was er an diesem nasskalten Mittwochabend am höchsten bewerten wollte und sollte: seinen Einsatz, den Sieg, den Sprung seiner Mannschaft zurück auf Platz drei? Immerhin war seine Einwechslung keinesfalls eine Reaktion auf die Corona-Fälle im Team und mögliche noch vorhandene Schwächungen einiger Kollegen. Sie war ein Signal: Der Kämpfer ist zurück – einer, der die Mannschaft mitreißen kann, eine Motivationsmaschine. Thomann ist quasi als Neuzugang zu bewerten, kann aufgrund seiner spielerischen Wucht und seiner Mentalität extrem wichtig werden in den gut vier Wochen bis zur Winterpause; in denen die Schweinfurter sechs Partien zu absolvieren haben, an Spielen mit dem Spitzenduo Bayreuth/München gleichziehen und den Punkte-Abstand verkleinern wollen.
Erfolgreiches Reha-Programm macht Hoffnung
Ob es ein Risiko war, den bulligen, von Kraft und Tempo lebenden Außenstürmer nach nur wenigen Trainingseinheiten in der Kälte zu bringen? Thomann wiegelte ab: "Das Reha-Programm ist gut verlaufen. Ich hoffe, der Muskel hält. Aber ich kann sagen: Es schaut gut aus." Dass zuletzt drei 05-Partien wegen Corona abgesagt werden mussten, kam ihm nicht ungelegen: "So habe ich weniger verpasst."
Typisch Thomann. Er will spielen und gewinnen. "Ein positiv Verrückter", sagte sein Trainer zur nun doch viel schnelleren Genesung von "Mörtel", wie er teamintern genannt wird. "Der Mörtel ist halt ein Fuchs", witzelte Strobl, "der weiß, dass Aubstadt vor der Tür steht, und plötzlich war er wieder gesund. Nein, im Ernst: Er hat wie geisteskrank für dieses Comeback gearbeitet." Und will natürlich am 20. November im Derby beim TSV Aubstadt, seinem Ex-Verein, auf dem Platz stehen.
Auch wenn die von ihm initiierte Aktion zum 3:0 den Deckel auf den Sieg platzierte, gelaufen ist es auch zuvor – ohne Thomann. Bis zum Platzverweis gegen Amar Suljic (67., Gelb-Rot nach wiederholtem Foulspiel) trat der FC 05 nämlich so kompakt auf wie bei den Oktober-Erfolgen in Bayreuth und gegen Aschaffenburg – allesamt Spiele, die den Mentalitätsumschwung seit dem Zwischentief im Spätsommer symbolisieren. Die Mannschaft zeigt sich erkennbar gewillt, bis zum Winter die Tabellenspitze in Schlagdistanz zu bekommen.
Immerhin hatte Buchbach in der kompletten Hinrunde kein einziges Spiel gegen eine Top-Sieben-Mannschaft, auch nicht gegen Bayern II (2:2), Bayreuth (1:1) und Schweinfurt (1:1) verloren. "Und dann schlagen wir diesen Gegner so souverän", sagte Strobl "unfassbar stolz" nach dem Sieg durch die Treffer von Cekic (1., 84.) und Jabiri (35.). Und freute sich über das Lob des TSV-Kollegen Marcel Thallinger: "Schweinfurt hat in den entscheidenden Momenten alles besser gemacht." Effektivität meinte er damit. Denn Buchbach war ja nicht schlecht, "hat mit dem Ball viele Lösungen gefunden", so Strobl – nur eben nicht die entscheidenden. Und das, weil der FC 05 hinten extrem konzentriert nahezu nichts zugelassen hat. Eben anders, als beispielsweise beim späten 2:2-Ausgleich in Pipinsried.
Die Verfolger-Rolle scheint dem FC 05 zu liegen
Aktuell, so scheint's, ist der FC 05 dem Druck gewachsen, der sich durch die Corona-Zwangspause aufgebaut hat. Vom 3:3 der Bayern gegen Aubstadt abgesehen, sind die beiden Top-Teams gut durch ihr Programm gekommen und haben zwischenzeitlich auf bis zu 13 Punkte wegziehen können. Schweinfurt muss also nachlegen. Eine Rolle, die Thomann behagt: "Ich bin ein Fan davon, als Mannschaft mit einigen Spielen Rückstand von hinten zu kommen und aufzuholen. Aber natürlich müssen wir das erst einmal schaffen. Der erste Schritt ist gemacht, jetzt müssen die nächsten folgen."
Dass der FC 05 jetzt eineinhalb Wochen Zeit hat, sich aufs Derby in Aubstadt vorzubereiten, kommt Strobl angesichts der zwischenzeitlichen Quarantäne einiger Akteure ganz recht. Die Absage des Pokal-Krachers gegen die Würzburger Kickers aufgrund der Corona-Situation nimmt er gelassen: "Es war die beste Entscheidung. So ein Spiel gehört der Region und den Zuschauern. Ich hoffe, dass die Bedingungen im März dann 7000 oder 8000 Fans zulassen – das wäre dann ein würdiger Rahmen."